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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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mürrischen Ausdruck.
    Mary fluchte stumm. Es war nicht unbedingt ein Kündigungsgrund, mit dem Kutscher auf vertrautem Fuß zu stehen, aber wenn dazu kam, dass sie über die Arbeitgeberin klatschte   …
    Sie drehte sich zu Brown um und sagte bestimmt: »Ich weigere mich, das zu glauben, Sir. Entschuldigen Sie mich.«
    »Dumme Kuh«, murmelte Brown.
    Mary machte sich nicht die Mühe herauszufinden, ob das ihr oder Cass galt. Sie fand, dass sie es verdient hatte.

Zwölf
    G ehen Sie spazieren, Miss Thorold?«
    Angelica fuhr so zusammen, dass sie ihre Glacéhandschuhe auf den Dielenteppich fallen ließ. »Miss Quinn! Sie haben mich vielleicht erschreckt!« Sie trug eine altmodische, tief sitzende Haube, die fast ihr ganzes Gesicht verbarg, aber was Mary davon sehen konnte, war eindeutig rot geworden.
    Mary wartete auf eine Antwort, die jedoch nicht kam. »Es ist so schwül heute«, stellte sie fest. »Nicht besonders schön für einen Spaziergang.« Sie übertrieb nicht. Die Luft war schwer und stickig, selbst im Garten, und die hohe Feuchtigkeit und die dicken Wolken verhießen ein heftiges Gewitter.
    »So schlimm nun auch wieder nicht«, sagte Angelica schnell. »Ich dachte, dass ich einfach ein bisschen hinausgehe.« Was für ein Unsinn. Angelica ging nie zu Fuß, wenn sie fahren konnte, und Mrs Thorold war erst vor einer Viertelstunde mit der Kutsche aufgebrochen.
    »Kann ich Sie begleiten?«, fragte Mary. »Ihr Unternehmungsgeistbeschämt mich. Und ich habe außerdem das Gefühl, dass ich Sie ab und zu vernachlässige.«
    Angelica verzog das Gesicht. »Nein! Äh   … ich meine, ich weiß ja, dass Sie sehr ausgedehnte Spaziergänge machen, und ich gehe so langsam   …«
    Es war zu verlockend. »Ach, ich gehe auch gerne mal langsam«, versicherte Mary. »Und bitte verzeihen Sie, dass ich das sage, aber ziemt es sich denn für Sie, allein auszugehen?«
    Angelica fing hilflos zu stottern an.
    Mary wartete eine Weile ab, dann erbarmte sie sich des Mädchens. »Ach, ich nehme an, so schlimm ist es nun auch wieder nicht   …«, sagte sie ungezwungen. »Ich will mich nicht aufdrängen, Miss Thorold, aber vielleicht gehe ich dann eben für mich ein bisschen hinaus. Soll ich irgendwelche Besorgungen für Sie machen?«
    Wenn Angelica Thorold in der Lage gewesen wäre, dankbar zu sein, hätte sich das jetzt auf ihrem Gesicht gezeigt. Immerhin hellte sich ihr Ausdruck auf und sie sagte: »Ach, heute nicht, danke, Miss Quinn.« Sie ging eilig auf die Haustür zu. Sie hatte schon eine Hand auf der Klinke, da drehte sie sich nach Mary um. »Äh   – Miss Quinn?«
    »Ja, Miss Thorold?«
    »Da wir beide unsere kleinen Gänge machen   … falls Mama fragt   … könnten wir sie doch denken lassen, dass wir tatsächlich zusammen aus waren?«
    »Was könnte das schaden?«
    Ein verkniffenes Lächeln verzerrte Angelicas Wangen ganz leicht, dann war sie fort. Mary gab ihr zwei Minuten Vorsprung, dann schlüpfte sie ebenfalls hinaus und folgte ihr. Angelica hatte natürlich gelogen. Sie ging in Wirklichkeit sehr rasch, und es war gut, dass sie nur zwei Minuten Vorsprung hatte. Sie war schon nichts mehr als ein kleiner Farbklecks auf dem Gehweg und lediglich an dem tiefblauen Ton ihres Kleides zu erkennen.
    Egal. Kein Problem. Mary kam auf ungefähr fünfzig Meter heran. Es war noch früh am Nachmittag. Die Straßen von Chelsea wimmelten von Pferden und Kutschen, Lieferanten, Obstverkäufern, Blumenmädchen, Streichholzmädchen, Straßenkindern, Hunden und dergleichen.
    Gefolgt von Mary, strebte Angelica nach Nordosten in Richtung Sloane Square. Sie erregte überraschend wenig Aufmerksamkeit trotz ihres teuren Kleides und ihres verstohlenen Gehabes. Mary war froh darüber. Sie konnte ja wohl kaum zusehen, falls Angelica belästigt würde, ohne ihr zu Hilfe zu eilen. Am Sloane Square angekommen, blieb Angelica abrupt stehen. Der Mann hinter ihr konnte gerade noch anhalten. Dabei kippte er fast den Inhalt seiner Schubkarre aus. Angelica schien kaum zu bemerken, dass er sie deswegen wütend anraunzte.
    Mary versteckte sich hinter zwei Blumenmädchen, die sich lautstark mit einer Tagelöhnerin unterhielten. Sie musste nicht lang warten. Es war kaum eine Minute vergangen, da berührte ein schlanker blonderHerr Angelicas Ellbogen, sodass sie heftig erschrak. Ein kleines Lächeln umspielte Marys Lippen: Michael Gray. Doch ihr Lächeln erstarb kurz darauf, als Michael eine Droschke herbeiwinkte und Angelica hineinhalf.
    Der Verkehr war

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