Ein verhaengnisvoller Winter
letzten Wochen, als ich hier alleine auf deinem Hof nach dem Rechten gesehen habe, war es hier recht einsam. Und Richard ist ein guter Freund.“ Josefine sah ihre Cousine herausfordernd an.
Margot trat auf die andere Frau zu. „Ich weiß. Entschuldige, Josefine. Ich bin nur ein wenig besorgt. Ich mag den Richard nicht und als mir die beiden da drüben erzählt haben, dass ihr zwei euch so gut versteht, da hab ich mir eben Gedanken gemacht. Aber ich weiß ja, dass du schon ewig hinter dem Bruder von der Rosemarie her bist.“ Margot lächelte. „Und er weiß das bestimmt auch. So oft, wie der sich nach dir erkundigt hat, während ich da war. Und besucht hat der uns ja auch, an Weihnachten. Hat er dir eigentlich schon geschrieben?“
„Margot! Warum soll te er mir schreiben?“, spielte Josefine das ganze herunter.
„Du hast mir doch damals ganz aufgeregt erzählt, dass er nach deiner Adresse gefragt hat, als er Weihnachten zusammen mit der Rosemarie bei uns zu Besuch war.“
„Ach ja!“ Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. „Ja, da bin ich ja wirklich gespannt, ob er mir schreibt. Ich bin schon ganz nervös, immer wenn der Briefträger kommt.“ Das war keine direkte Lüge. Jetzt, wo es ihr wieder eingefallen war, dass er ihr schreiben wollte, würde sie bestimmt gespannt sein, wenn der Postbote das nächste Mal käme. Und dazu hätte sie ja auch allen Grund. Der Anton war ja auch ein netter Kerl. Und viel, viel vernünftiger und anständiger als der Richard.
Kapitel 9
Das alte Jahr ging und das neue kam, und der Winter hatte alle fest im Griff. Wer nicht unbedingt raus musste, der blieb in der warmen Stube und wartete, dass es aufhörte zu schneien. Josefine hatte Zeit genug, ihren Gedanken nachzuhängen und immer öfter dachte sie über Richard nach und über das, worüber sie zuletzt gesprochen hatten. Sie machte gerade ihr Bett und schaute aus dem Fenster, als sie Herbert über den Hof stapfen sah. Sie warf ihr Kopfkissen achtlos auf die Matratze und trat näher ans Fenster. Wenn sie ehrlich zu sich selber war, dann musste sie zugeben, dass doch wirklich so einiges dafür sprach, dass es wirklich die Anneliese war, mit der Herbert ein Verhältnis hatte. Wenn die Geliebte wirklich eine andere wäre als die Anneliese, dann würde er doch nicht so viel Zeit hier verbringen, oder? Und seit der Toni nicht mehr lebte, kam er noch weit öfter vorbei als zuvor. Josefine fragte sich, ob die Hedwig wusste, wie oft ihr Mann der Anneliese „half“. Der kam nämlich regelmäßig Freitagabends, bevor er zum Kartenspielen ins Dorf ging. Und jeden Montag und Mittwoch, um zu fragen, ob er die Anneliese mit ins Dorf nehmen solle. Selbst wenn Anneliese reich wie Krösus wäre, könnte sie nicht so viel nötig haben, um jedes Mal etwas im Dorf kaufen zu müssen. Josefine wusste, dass sie ganz bestimmt etwas dagegen hätte, wenn ihr Mann, sollte sie je einen haben, dauernd mit einer anderen Frau unterwegs wäre. Josefine tappte nachdenklich mit den Fingern aufs Fensterbrett. So ungern sie es zugab, es ließ sich nicht länger leugnen, dass doch so einiges dafür sprach, dass es die Anneliese war, die damals auf der Geburtstagsfeier in Herberts Armen gelegen hatte. Und wenn dem so war, dann hatte Richard zumindest mit einem Teil seines Verdachtes recht. Verdammt, Josefine wollte es einfach nicht glauben. Erstaunt sah sie, wie Herbert schon wieder aus dem benachbarten Haus heraustrat. Sie zog die Brauen hoch, als sie sah, wie Anneliese ihm folgte und aufgebracht gestikulierte. Herbert versuchte, sie zu beruhigen und rieb sich dann erschöpft über sein Gesicht. Schließlich ging er entschlossen über den Hof, und ließ eine aufgewühlte Anneliese zurück. Einen Augenblick stand diese noch da, und knetete nervös ihre Hände, ehe sie wieder ins Haus zurückkehrte.
Nachdenklich trat Josefine vom Fenster zurück und setzte sich auf ihr Bett. Geistesabwesend griff sie nach dem Kissen und zupfte daran herum. Sollte sie zu Richard gehen und ihm sagen, dass sie ihm zumindest glaubte, was das Verhältnis anging? Aber was sollte das bringen, außer, dass es ihn in seinen Wahnvorstellungen noch bestärkte? Außerdem wäre es auch hinterlistig, nicht wahr? Schließlich war die Anneliese ihre Freundin. Josefine warf schlechtgelaunt das Kissen weg. Und wenn doch was dran war an der Geschichte? Nicht dass sie das glaubte, Gott bewahre. Aber es schadete sicher nichts, wenn sie sich ein wenig umhörte. Nur für sich selber,
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