Ein verhaengnisvoller Winter
sich nervös die Lippen. „Weil, als ich dich da hab liegen sehen, gestern, da ist mir etwas klar geworden.“
Als sie ni cht weiter sprach, lehnte Richard sich ihr hoffnungsvoll entgegen. „Und was war das?“
„Das es dumm ist, auf sein Glück zu verzichten, nur, weil man Angst vor der Zukunft hat. Einer Zukunft, von der man nie wirklich wissen kann, was sie bringt. Auch wenn man glaubt, alles genau geplant zu haben.“ Sie nahm ihr Bild in die Hand und strich gedankenverloren über den silbernen Ra hmen. „Und mir ist klargeworden, dass du es bist, mit dem ich meine Zukunft verbringen will.“ Unsicher sah sie auf und hielt halbherzig den Rahmen in die Höhe. „Und heißt das Bild vielleicht, dass du dasselbe willst?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Oder hab ich mich jetzt lächerlich gemacht?“
Trotz seines Elends lachte Richard glücklich auf. „Das Bild hab ich wochenlang in meiner Brieftasche rumgetragen. Seit damals, als wir es nach dem Kino in Krefeld am Bahnhof in diesem komischen Kasten gemacht haben. Es war schon ganz mitgenommen. Darum hab ich es endlich in einen Rahmen getan. Ausgerechnet an dem Morgen, als du mit den Kindern hierhergekommen bist, um mich abzuholen.“ Ehe sie etwas erwidern konnte, zog er sie zu sich auf das Sofa. „Nein, du hast dich nicht lächerlich gemacht“, sagte er ruhig. Er küsste sie und nahm sie dann fest in die Arme. Josefine schloss glücklich die Augen und drückte ihn ebenfalls fest an sich. „Gott, bin ich froh, dass der Herbert mir eins übergezogen hat“, flüsterte Richard glücklich nahe an ihrem Ohr.
„Und hab ich dir erzählt, dass er das Bild von mir die ganze Zeit mit sich rumgetragen hat? Ich hab gar nicht mehr an das Foto gedacht, und der Liebe trägt es die ganze Zeit mit sich herum. Wie romantisch!“
Margot verdrehte die Augen und wechselte einen Blick mit Lisbeth , die, mit Heinz auf der Hüfte, mitten in der Küche stand. „Nein, Josefine, das hast du uns noch nicht erzählt“, antwortete Margot schließlich.
„Ich kann nicht glauben, dass du dich tatsächlich mit dem Richard eingelassen hast. Ich mein, ich hab `s ja kommen sehen, aber ich hab bis zuletzt gehofft, du wärst klüger.“ Lisbeth verzog verachtend die Lippen.
„Lisbeth, der Richard ist nicht der Toni. Den Fehler hab ich ja auch die ganze Zeit gemacht. Aber Richard mag ein wenig schwierig sein in seinen Ansichten, aber-.“
„Nur, weil er dein Bild fein in einen silbernen Rahmen gesteckt hat, macht ihn das noch lange nicht zu einem li ebevollen Ehegatten! Lass es dir von einer sagen, die es wissen muss. Der Toni war am Anfang auch bemüht um mich. Das hat aber nicht lange vorgehalten. Die guten Seiten zeigten sich nachher kaum noch.“
Josefine schüttelte den Kopf. „Nein, der Richard hat im Grunde einen anständigen Charakter. Das hab ich tief im Innern immer gewusst. Ich war nur zu ängstlich, es zu erkennen.“ Josefine nickte, ihre Worte bekräftigend.
„Der ist nicht zu helfen.“ Lisbeth setzte Heinz auf ihre andere Hüfte, und trat zu Margot an den Herd. „Was kochst du denn Leckeres?“
„Linsensuppe.“
„Aha.“
„Wie hält die Anneliese sich denn?“, fragte Josefine. Es war ihr fast ein bisschen unangenehm, dass sie jetzt so glücklich war, wo Anneliese am Boden zerstört war.
„Sie ist völlig fertig.“
„Tut mir ja wirklich leid für sie, Lisbeth. Aber der Herbert hat bekommen, was er verdient hat.“ Margot rührte emsig in ihrer Suppe.
„Ja, wer hätte das gedacht?“ Lisbeth trat zu Josefine und Gabi an den Tisch.
„ War die Polizei schon bei euch?“, fragte Josefine.
„ Bis jetzt noch nicht. Mama hofft, dass sie vielleicht gar nicht zu uns kommen. Vielleicht untersuchen sie den Selbstmord und fertig.“ Lisbeth seufzte. „Aber das glaub ich eigentlich nicht. Richard muss ja unbedingt seine Aussage machen und seine Verdächtigungen erwähnen.“
„Ja, natürlich wird er das! Soll unerwähnt bleiben, dass der Herbert wahrscheinlich seinen Vater ermordet hat? Und Hedwig? Und beinahe Richard selbst?“
„Ja, du hast ja recht. Aber Herbert ist tot. Der kann sowieso nicht mehr bestraft werden. So wär es eben einfach nur ein Selbstmord gewesen. Mama hätte eben lieber, wenn endlich Ruhe einkehren würde.“
„ Ja, das hätten wir alle gerne“, seufzte Margot von ihrem Platz am Herd aus.
Josefine atmete tief die frische Luft ein und blinzelte glücklich gegen die Märzsonne. „Wie warm es schon ist.“
„Hmm“,
Weitere Kostenlose Bücher