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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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nehmen. Und das bin wie immer ich.“
    Langsam stand Anneliese auf, ohne den Blick von ihrer Tochter zu nehmen. „Lisbeth, wie konntest du nur?“ Anneliese versuchte immer noch zu begreifen, was vor sich ging.
    „Wie konntest du nur!“, äffte Lisbeth ihre Mutter nach. „Wie konnte ich nur?“, schrie sie dann. „ Für wen hab ich das denn alles gemacht? Hä? Für wen? Für mich bestimmt nicht!“ Wütend schnaufte Lisbeth. „Du kannst ja nur jammern und klagen. Aber hast du jemals schon mal was geändert? Nein. Das musste ich machen. Ich!“
    „ Lisbeth“, rief Anneliese mit zitternder Stimme, „du bist ja von Sinnen. Franz!“, rief sie dann und packte den Jungen an der Schulter. „Siehst du da drüben den Bauernhof?“ Als Franz nickte, fuhr Anneliese fort. „Du rennst jetzt so schnell du kannst quer über den Acker da zum Kalterhof. Da rufst du dann ganz laut um Hilfe! Hast du verstanden?“ Als Franz mit großen Augen nickte, seufzte Anneliese erleichtert. „Wenn du jemanden siehst, dann sagst du, jemand ist schwer verletzt am See und wir brauchen schnell einen Doktor. Jetzt lauf, Franz.“ Als Franz losrannte, beobachtete Anneliese wieder ihre Tochter.
    „Das ist der Dank?“, fragte Lisbeth mit hochrotem Kopf. „W er glaubst du denn, hat dich vor Papa gerettet, damals? Jahrelang konnte ich mir sein Gebrüll und sein Toben anhören. Wie er uns verprügelt hat. Hast du was unternommen? Nein! Geheult hast du! Und in der Nacht, damals, da hätte er dir endgültig den Garaus gemacht, wenn ich ihn nicht von hinten erschlagen hätt. Totgeschlagen hätt der dich!“
    „Aber der Herbert -.“
    „Der Herbert!“, schnaufte Lisbeth verachtend. „Der lag nutzlos in der Ecke. Der kam erst wieder zu sich, als Papa schon tot war. Ich hab mich schnell versteckt und hab zwei Minuten gewartet, bis ich zu euch gestoßen bin. Herbert, der Blödmann, hat gedacht, der hätte Papa im Eifer des Gefechts unglücklich getroffen, ehe er selbst bewusstlos geworden ist.“
    „Du hast deinen Vater umgebracht?“ Anneliese schlug sich die Hand vor den Mund.
    „Ja meinst du, das hätte ich gerne getan?“, rief Lisbeth aufgebracht. „Was hatte ich denn für eine Wahl? Ich hab es getan, um dich zu retten!“ Lisbeth starrte in die Ferne. Ruhig fuhr sie fort: „Natürlich hatte ich ein schlechtes Gewissen. Man bringt ja nicht einfach seinen Vater um, nicht wahr?  Und als der Toni sich dann später als genauso ein Monster entpuppte wie Papa, tja, da hab ich gedacht, dass ist die Strafe dafür, dass ich meinen eigenen Vater umgebracht hab. Und ich hab die Strafe ja auch tapfer ertragen. Der Toni war ja nicht immer so.“ Lisbeth sah ihre Mutter wieder an, die sich wieder zu Josefine gekniet hatte. „Aber dann lief auf einmal alles schief. Der alte Josef hat dir gedroht, den anderen zu erzählen, dass er damals in der Mordnacht Herbert hat weglaufen sehen. Als du das erzählt hast, hab ich mir erst keine Sorgen gemacht. Der Alte stand ja schließlich an der Schwelle des Todes. Doch plötzlich ging es ihm wieder besser.“ Lisbeth presste wütend die Lippen zusammen. „Anstatt dass der einfach gestorben wär. War doch schließlich alt genug. So musste ich also nachts mit dem Ersatzschlüssel rüber und den Alten zum Schweigen bringen.
    Plötzlich traten Lisbeth Tränen in die Augen. „Und dann Toni. So schlimm wie an dem Tag in der Küche waren seine Gewaltausbrüche noch nie gewesen. Und diesmal h ätte er beinah den Heinz verletzt.“ Lisbeth wischte sich ungehalten die Tränen von den Wangen. „Was hatte ich für eine Wahl? Sollte ich warten, bis er sich an den Kindern vergreift, so wie Papa an mir?“ Lisbeth heulte heftiger. „Ich hab den Toni trotz allem geliebt, weißt du? Ihn umzubringen ist mir wirklich nicht leicht gefallen.“
    Anneliese stieß einen verzweifelten Laut aus und faltete die Hände. Dabei wiegte sie sich hin und her.
    „Und dann hab ich gedacht, jetzt ist Ruhe.“ Lisbeth stützte die Hände in die Hüften und schüttelte über ihre damalige Naivität den Kopf. „Doch dann fing der Rudolf an, der blöde Hund. Und wieder hast du dich aufgeregt und du kamst mit Herbert nach Hause und hast erzählt, wie gemein und unversöhnlich der Rudolf ist. Hast geheult und gejammert und geklagt, was die Leute sagen und ob doch noch alles rauskommt.“
    Anneliese tauschte einen nervösen Blick mit der halb bewusstlosen Josefine. Die Stimme ihrer Tochter war in den letzten Minuten immer lauter und

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