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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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was dran ist?«
    »Natürlich ist da was dran. Leidenschaft kann nicht unermüdlich lodern.«
    Myron überlegte. »Bei uns war’s aber so.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Sie ist nicht abgeflaut.«
    »Nein. Aber wir waren jung. Und vielleicht ist es am Ende genau daran gescheitert.«
    Er überlegte. Sie nahm wieder seine Hand. Es kribbelte. Dann sah Jessica ihn an. Mit diesem Blick. Myron erstarrte.
    Uh-oh.
    »Du und diese neue Frau«, sagte Jessica. »Seid ihr euch treu?«
    »Du und dein steinharter Stoner«, erwiderte er. »Seid ihr euch treu?«
    »Tiefschlag. Aber hier geht’s nicht um Stone. Es geht auch nicht um deine neue Freundin. Es geht um uns.«
    »Und du glaubst, ein kurzer Fick könnte so einiges klären?«
    »Immer noch der alte Wortakrobat, der den Damen Honig um den Bart schmiert. Verstehe.«
    »Hier kommt noch ein Wort vom Wortakrobaten: Nein.«
    Jessica spielte mit dem obersten Knopf ihrer Bluse. Myrons Mund war schlagartig trocken. Aber dann hörte sie auf damit.
    »Du hast Recht«, sagte sie.
    Er fragte sich, ob er enttäuscht war, weil sie nicht weitergemacht hatte. Er fragte sich, was er getan hätte, wenn sie fortgefahren hätte.
    Dann unterhielten sie sich, erzählten, was sie im Lauf der Jahre erlebt hatten. Myron erzählte von Jeremy und seinem Militärdienst im Ausland. Jessica erzählte von ihren Büchern, ihrer Familie, ihrer Arbeit an der Westküste. Von Stoner erzählte sie nichts. Myron erzählte nichts von Ali.

    Es dämmerte. Sie saßen immer noch in der Küche. Sie hatten sich stundenlang unterhalten, aber Myron kam es gar nicht so vor. Er fühlte sich einfach gut. Um sieben klingelte das Telefon. Myron ging ran.
    Win sagte: »Unser Lieblingslehrer macht sich auf den Weg zur Arbeit.«

28
    Myron und Jessica umarmten sich zum Abschied. Die Umarmung dauerte lange. Myron roch Jessicas Haar. Er wusste nicht mehr, wie ihr Shampoo hieß, aber es roch nach Flieder und Wildblumen, und es war das gleiche, das sie früher auch schon benutzt hatte.
    Myron rief Claire an. »Ich habe eine kurze Frage«, sagte er.
    »Erik hat erzählt, dass er dich gestern Nacht getroffen hat.«
    »Ja.«
    »Er hat die ganze Nacht am Computer gesessen.«
    »Gut. Pass auf, kennst du einen Lehrer namens Harry Davis?«
    »Klar. Aimee hatte ihn letztes Jahr in Englisch. Ich glaube, er ist jetzt auch der Ansprechpartner für die Studienberatung.«
    »Mochte sie ihn?«
    »Sehr.« Dann: »Wieso? Hat er irgendwas mit der Sache zu tun?«
    »Ich weiß, dass du helfen willst, Claire. Und ich weiß auch, dass Erik helfen will. Aber ihr müsst mir einfach vertrauen, okay?«
    »Ich vertrau dir.«
    »Hat Erik dir von dem Pfad erzählt, den wir gefunden haben?«
    »Ja.«
    »Harry Davis wohnt auf der anderen Seite.«

    »Mein Gott.«
    »Aimee ist nicht bei ihm im Haus oder so. Das haben wir schon überprüft.«
    »Was meinst du mit überprüft? Wie habt ihr das überprüft?«
    »Bitte, Claire, hör mir zu. Ich bin an der Sache dran, muss aber ungestört weiterarbeiten können. Du musst mir Erik vom Hals halten, ja? Erzähl ihm, ich hätte gesagt, er soll die umliegenden Straßen im Internet absuchen. Er soll in der Gegend herumfahren, sich aber aus der Sackgasse fernhalten. Ach, am besten bittest du ihn, Dominick Rochester anzurufen – das ist Katies Vater …«
    »Er hat uns angerufen.«
    »Dominick Rochester?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Gestern Abend. Er sagt, er hat sich mit dir getroffen.«
    Getroffen, dachte Myron. Hübscher Euphemismus.
    »Wir setzen uns heute Vormittag zusammen – die Rochesters und wir. Wir versuchen, eine Verbindung zwischen Katie und Aimee zu finden.«
    »Gut. Das hilft. Pass auf, ich muss los.«
    »Rufst du an?«
    »Sobald ich was Neues weiß.«
    Myron hörte sie schluchzen.
    »Claire?«
    »Es sind jetzt schon zwei Tage, Myron.«
    »Ich weiß. Ich bleib dran. Vielleicht kannst du der Polizei noch ein bisschen Druck machen. Schließlich sind es jetzt mehr als achtundvierzig Stunden.«
    »In Ordnung.«
    Er wollte so etwas sagen wie: Lass dich nicht unterkriegen, aber es klang so albern, dass er den Mund hielt. Er verabschiedete sich und legte auf. Dann rief er Win an.
    »Ich höre«, sagte Win.

    »Unglaublich, dass du dich am Telefon immer noch mit ›Ich höre‹ meldest.«
    Schweigen.
    »Ist Harry Davis immer noch auf dem Weg zur High School?«
    »Ist er.«
    »Ich bin unterwegs.«
    Die Livingston High School war seine Alma Mater. Myron ließ den Wagen an. Es waren insgesamt vielleicht drei Kilometer, aber

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