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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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und fügte hinzu: »Alle.«

    Die Menge löste sich auf und verschwand. Auch Randy Wolf und Harry Davis gingen. Myron war mit den beiden Polizisten allein.
    Der Größere kam auf Myron zu. Er war fast genauso groß wie Myron, aber Myron war mindestens zehn bis fünfzehn Kilo schwerer. »Halten Sie sich von dieser Schule fern«, sagte er langsam. »Sie reden nicht mit den beiden und stellen auch keine Fragen.«
    Myron überlegte. Er sollte keine Fragen stellen? So etwas sagte man nicht zu einem Verdächtigen. »Wem soll ich keine Fragen stellen?«
    »Sie fragen hier niemanden gar nichts.«
    »Das ist ziemlich vage.«
    »Muss ich noch deutlicher werden?«
    »Das würde helfen, ja.«
    »Wollen Sie schon wieder den Klugscheißer spielen?«
    »Ich möchte nur wissen, was ich darf und was nicht.«
    »Hey, du Arschgesicht.« Der kleinere Polizist mit dem MTV-Achtziger-Look mischte sich ein. Er nahm seinen Schlagstock vom Gürtel und hielt ihn hoch. »Weißt du jetzt genug?«
    Beide Polizisten lächelten Myron an.
    »Was ist los?« Der kleinere Polizist mit dem Schnurrbart schlug sich mit dem Schlagstock auf die Handfläche. »Hast du deine Zunge verschluckt?«
    Myron sah die beiden Polizisten an. Dann sagte er zu dem Kleinen mit dem Schnurrbart: »Daryl Hall hat angerufen. Er will wissen, ob mit der Reunion-Tour alles klargeht.«
    Die Polizisten lächelten nicht mehr.
    Der Größere sagte: »Hände hinter den Rücken.«
    »Was ist? Wollen Sie etwa behaupten, dass er nicht wie John Oates aussieht?«
    »Sofort die Hände hinter den Rücken!«
    »Hall and Oates? Die müssen Sie kennen. Die alten Hits hört man doch immer noch. Sarah Smile oder She’s Gone und so.«

    »Sofort.«
    »Das ist keine Beleidigung. Es gibt bestimmt jede Menge Frauen, die auf John Oates stehen.«
    »Drehen Sie sich sofort um!«
    »Warum?«
    »Ich werde Ihnen Handschellen anlegen. Wir nehmen Sie in Gewahrsam.«
    »Wie lautet die Anklage?«
    »Tätlicher Angriff und Körperverletzung.«
    »An wem?«
    »Jake Wolf. Er hat gemeldet, dass Sie unbefugt sein Grundstück betreten und ihn angegriffen haben.«
    Bingo.
    Die Polizisten-Hänselei hatte ihr Ziel erreicht. Er wusste jetzt, warum die beiden hinter ihm her waren. Es ging gar nicht um Aimees Verschwinden. Big Jake Wolf hatte Druck gemacht.
    Perfekt hatte der Plan allerdings nicht funktioniert. Schließlich wurde er gerade festgenommen.
    Der John-Oates-Cop legte ihm die Handschellen an und drückte sie – wie nicht anders zu erwarten – so fest zusammen, dass sie Myrons Haut einschnürten. Myron sah den Größeren an. Er wirkte etwas nervös. Sein Blick schoss unruhig hin und her. Das gefiel Myron.
    Der Kleinere zog Myron an den Handschellen zum grauen Chevy, schob ihn auf den Rücksitz und versuchte dabei, seinen Kopf an den Türrahmen zu stoßen. Doch damit hatte Myron gerechnet und sich rechtzeitig geduckt. Auf dem Beifahrersitz lag ein Fotoapparat mit einem Teleobjektiv, genau wie Win berichtet hatte.
    Hm. Zwei Cops, die ihn von seinem Haus aus verfolgt, Fotos gemacht, ihn davon abgehalten hatten, mit Randy zu sprechen und ihm Handschellen angelegt hatten – Big Jake hatte offenbar einen gewissen Einfluss.
    Der Größere ging vor dem Wagen auf und ab. Ihm ging das
Ganze anscheinend zu schnell. Myron beschloss, sich dieses Unbehagen zunutze zu machen. Der Kleine mit dem buschigen Schnurrbart und den dunklen Locken setzte sich neben Myron und grinste.
    »Rich Girl fand ich ja wirklich gut«, sagte Myron zu ihm. »Aber Private Eyes  – na ja, das hab ich nicht richtig verstanden. ›Private eyes, they’re watching you.‹ Sehen einen nicht irgendwie alle Augen an? Öffentliche, private und überhaupt?«
    Dem Kleinen brannte schneller die Sicherung durch, als Myron erwartet hatte. John Oates stieß Myron den Schlagstock in den Bauch. Myron war darauf vorbereitet gewesen. Im Lauf der Jahre hatte Myron gelernt, wie man einen Schlag einsteckt. Das war wichtig, wenn man gelegentlich in körperliche Auseinandersetzungen geriet. In einem richtigen Kampf bekam man fast immer den einen oder anderen Schlag ab, ganz egal, wie gut man war. Und oft war dann die Reaktion darauf der Faktor, der über Sieg und Niederlage entschied. Wenn man nicht wusste, was einen erwartete, verkroch man sich und ging in Deckung. Man wurde zu defensiv. Die Angst gewann die Oberhand.
    Bei einem Schlag zum Kopf musste man die Winkel nutzen. Der Schlag durfte nicht mitten im Gesicht landen, vor allem nicht auf der Nase. Schon

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