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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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»Dann begreife ich das nicht. Hat Jessica einen strengen Körpergeruch oder so?«
    »Vergiss es einfach.«
    »Schon erledigt.«
    »Wenn ich mit ihr geschlafen hätte, wäre alles viel komplizierter geworden, okay?«
    Win sah ihn nur an.
    »Was ist?«
    »Du bist schon ein sehr großes Mädchen«, sagte Win.
    Sie gingen weiter.
    Win sagte: »Brauchst du mich noch?«
    »Ich glaub nicht.«
    »Dann fahr ich ins Büro. Wenn’s Ärger gibt, ruf mich einfach auf dem Handy an.«
    Myron nickte, und Win machte sich auf den Weg. Harry Davis stieg aus seinem Wagen. Auf dem Parkplatz bildeten die verschiedenen Cliquen kleine Gruppen. Myron schüttelte den Kopf. Es war genau wie früher. Die Goth-Kids trugen nur schwarz mit silbernen Nieten. Die Streber schleppten schwere Rucksäcke und sahen in ihren kurzärmeligen Polyesterhemden mit Button-down-Kragen aus wie Drogeriemarkt-Verkäufer auf einem Fachkongress. Die Sportler beanspruchten am meisten Platz. Sie saßen auf Motorhauben und trugen Jacken mit Team-Logos und Leder-Applikationen, obwohl es dafür viel zu warm war.
    Harry Davis ging mit dem federnden Schritt und dem sorglosen Lächeln eines beliebten Lehrers zwischen den Schülern hindurch. Er sah absolut durchschnittlich aus und war gekleidet wie ein typischer High-School-Lehrer – also schlecht. Alle Cliquen
grüßten ihn – und das wollte schon was heißen. Zuerst schüttelten ihm die Streber die Hand und riefen: »Hey, Mr D!«
    Mr D?
    Myron blieb stehen. Er dachte an Aimees Jahrbuch. Ihre Lieblingslehrer waren Miss Korty …
    … und Mr D.
    Davis ging weiter. Die Goths waren als Nächste dran. Sie winkten ihm kurz zu – für alles andere waren sie viel zu cool. Als er auf die Sportler zukam, klatschten ihn mehrere ab und begrüßten ihn mit »Yo, Mr D!«
    Harry Davis blieb stehen und unterhielt sich mit einem Sportler. Die beiden entfernten sich ein paar Schritte von der Gruppe. Das Gespräch wurde lebhafter. Der Sportler trug eine Team-Jacke mit einem Football auf dem Rücken und die Buchstaben QB für Quarterback auf dem Ärmel. Ein paar Jungs riefen ihn mit den Worten »Hey, Farm«, aber der Quarterback konzentrierte sich auf den Lehrer. Myron ging auf sie zu, um sich das genauer anzusehen.
    »Hallihallo«, sagte Myron zu sich selbst.
    Der Junge, der mit Harry Davis sprach – Myron sah ihn jetzt gut mit dem Spitzbärtchen und den Rastalocken –, war kein anderer als Randy Wolf.

29
    Myron überlegte, was er jetzt tun sollte – warten, bis sie ihre Unterhaltung beendet hatten, oder direkt dazwischengehen? Er sah auf die Uhr. Es würde gleich läuten. Dann verschwanden Harry Davis und Randy Wolf vermutlich für den Rest des Tages in der High School.
    Showtime.
    Randy sah Myron, als der noch etwa drei Meter von ihm entfernt war. Der Junge riss die Augen weit auf. Er hatte Myron offensichtlich
erkannt und trat einen Schritt zurück. Davis drehte sich mit fragendem Blick um.
    Myron winkte: »Hi, Leute.«
    Beide erstarrten wie Rehe im Scheinwerferlicht. »Mein Vater hat gesagt, ich darf nicht mit Ihnen reden«, sagte Randy.
    »Aber dein Vater weiß gar nicht, wie nett ich in Wirklichkeit bin. Er hat mein wahres Ich nie richtig kennen gelernt.« Myron grüßte den verwirrten Lehrer. »Hallo, Mr D.«
    Myron war fast bei ihnen angekommen, als er hinter sich eine Stimme hörte.
    »Das reicht jetzt aber.«
    Myron drehte sich um. Hinter ihm standen zwei uniformierte Polizisten. Einer war groß und schlaksig. Der andere war klein, hatte dunkle, lockige Haare und einen buschigen Schnurrbart. Er sah aus, als wäre er direkt einem MTV-Special über die Achtziger entsprungen.
    Der Große sagte: »Was glauben Sie, was Sie hier machen?«
    »Ich befinde mich auf öffentlich zugänglichem Boden.«
    »Wollen Sie hier den Superklugen geben?«
    »Finden Sie das schon superklug?«
    »Ich frag noch mal, Sie Klugscheißer. Was glauben Sie, was Sie hier machen?«
    »Ich bin auf dem Weg zum Unterricht«, sagte Myron. »Wir haben demnächst eine voll schwierige Algebraprüfung.«
    Die beiden Polizisten sahen sich an. Randy Wolf und Harry Davis standen schweigend daneben. Ein paar Schüler versammelten sich in der Nähe und zeigten auf sie. Es läutete. Der große Polizist sagte: »Also gut, hier gibt es nichts zu sehen. Bitte gehen Sie jetzt in die Schule.«
    Myron deutete auf Wolf und Davis. »Ich muss mit den beiden reden.«
    Der größere Polizist beachtete ihn nicht. »Bitte gehen Sie jetzt zum Unterricht.« Dann sah er Randy an

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