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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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dass es kein Geld gibt?«
    »Das ist Wortklauberei«, sagte Myron. »Du weißt, dass ich mich um dich kümmere.«
    »Ja, ich weiß. Also, was willst du wissen?«
     
    Harry Davis sprach über Ein anderer Frieden von John Knowles. Er versuchte, sich zu konzentrieren, sprach aber so hölzern, als läse er in einer ihm unbekannten Fremdsprache von einem Teleprompter ab. Die Schüler machten sich Notizen. Er fragte sich, ob sie merkten, dass er überhaupt nicht bei der Sache war.
    Mit Bedauern nahm er an, dass es ihnen wahrscheinlich gar nicht auffiel.
    Was wollte Myron Bolitar von ihm?
    Er kannte ihn nicht persönlich, aber man konnte nicht über zwanzig Jahre in dieser Schule herumlaufen, ohne zu wissen, wer Myron Bolitar war. Der Mann war hier eine Legende. Er hielt immer noch jeden Basketball-Rekord, der an der Schule je aufgestellt worden war.
    Und warum wollte dieser Myron Bolitar ihn sprechen?
    Offenbar hatte Randy Wolf auch gewusst, wer Bolitar war. Und Randys Vater hatte ihm verboten, mit Bolitar zu sprechen. Wieso das?
    »Mr D? Yo, Mr D?«
    Die Stimme drang durch den Nebel in seinem Kopf.
    »Ja, Sam?«
    »Kann ich mal, äh, kurz zur Toilette?«
    »Ab mit dir.«
    Dann unterbrach Harry Davis seinen Vortrag. Er legte die Kreide weg und musterte die Gesichter vor sich. Nein, sie strahlten ihn nicht an. Die meisten sahen in ihre Hefte. Wladimir
Chomenko, ein neuer Austauschschüler, hatte den Kopf auf den Tisch gelegt. Wahrscheinlich schlief er. Einige andere sahen aus dem Fenster. Ein paar waren auf ihren Stühlen so weit nach unten gerutscht, dass sie Wirbelsäulen aus Wackelpudding haben mussten. Davis fragte sich, wie es ihnen gelang, sich in dieser Position zu halten.
    Aber sie bedeuteten ihm etwas. Manche mehr als andere, aber unwichtig war für ihn keiner. Sie waren sein Leben. Und nach all den Jahren hatte Harry Davis zum ersten Mal das Gefühl, dass ihm das Ganze entglitt.

31
    Myron hatte Kopfschmerzen, und ihm wurde auch schnell klar, woher sie kamen. Er hatte den ganzen Tag noch keinen Kaffee getrunken. Also machte er sich auf den Weg zu Starbucks. Dabei hatte er zwei Dinge im Sinn – Koffein und das Münztelefon. Um das Koffein kümmerte sich ein Barmann in Grunge-Outfit mit Unterlippenbärtchen und langen Haaren, die ihm wie eine riesige Wimper vors Gesicht fielen. Die Sache mit dem Münztelefon würde schwieriger werden.
    Myron setzte sich wieder vors Starbucks und beäugte das unbotmäßige Telefon. Es war furchtbar leicht zugänglich. Er ging hinüber. Am Telefon befanden sich Aufkleber mit Werbung für 0800er-Nummern, die billigere Gebühren versprachen. Der auffallendste wies darauf hin, dass man nachts gratis telefonieren konnte. Darauf befand sich ein Halbmond, falls man nicht wusste, was »nachts« bedeutete.
    Myron runzelte die Stirn. Er wollte das Münztelefon fragen, wer seine Nummer gewählt, ihn ein Arschloch genannt und bedroht hatte. Doch das Telefon sprach nicht mit ihm. Es war einfach einer dieser Tage.
    Er setzte sich wieder vor die Starbucks-Filiale und überlegte,
was er tun sollte. Er wollte immer noch mit Randy Wolf und Harry Davis reden. Wahrscheinlich würden sie ihm nichts sagen  – oder sich weigern, überhaupt mit ihm zu sprechen – aber irgendwie würde er schon an sie rankommen. Außerdem musste er sich mit der Ärztin aus dem St. Barnabas unterhalten, Dr. Edna Skylar, die behauptet hatte, Katie Rochester in New York gesehen zu haben. Er wollte noch ein paar Einzelheiten erfahren.
    Er rief die Zentrale im St. Barnabas an und wurde zweimal weitervermittelt, bis er Edna Skylar am Apparat hatte. Myron erklärte ihr, was er wollte.
    Edna Skylar klang verärgert. »Ich habe die Ermittler gebeten, meinen Namen da rauszuhalten.«
    »Das haben sie auch.«
    »Und wieso habe ich Sie dann am Apparat?«
    »Ich habe gute Kontakte.«
    Sie überlegte. »Was haben Sie mit der Sache zu tun, Mr Bolitar?«
    »Es wird noch ein zweites Mädchen vermisst.«
    Keine Antwort.
    »Es könnte eine Verbindung zwischen diesem Mädchen und Katie Rochester bestehen.«
    »Wieso?«
    »Wenn wir uns treffen, erkläre ich Ihnen alles.«
    »Ich weiß wirklich nichts.«
    »Bitte.« Es entstand eine Pause. »Dr. Skylar?«
    »Als ich Katie Rochester getroffen habe, hat sie unmissverständlich gesagt, dass sie nicht gefunden werden will.«
    »Das ist mir klar. Ich brauche nur ein paar Minuten.«
    »Hier warten noch ein paar Patienten auf mich. Das wird gut eine Stunde dauern. Sie können dann um zwölf

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