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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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froh darüber, dass die Kugel weg war. Und falls sie zurückkommen sollte, hatte Jayne ihr gezeigt, was sie tun konnte, um sie wieder zu vertreiben.
    »Ich hätte nicht nach Sizilien fliegen sollen«, sagte ihre Mutter.
    »Ach, die Kugel war schon ewig da«, erklärte Ginny ihr. »Das hätte nichts geändert.«
    »Trotzdem …«
    Sie spürte, dass ihre Mutter mit den alten Schuldgefühlen rang. »Es ist nicht deine Schuld, Mum«, sagte sie. »Du hast doch auch ein Leben, nicht nur mich. Bitte lebe im Jetzt.«
    »Ich komme sofort zurück. Ich buche einen Flug für morgen«, sagte ihre Mutter mit entschlossener Stimme. Wenn sie diesen Ton anschlug, tat sie immer, was sie sagte. »Du kommst an erster Stelle. Das war schon immer so.«
    »Mum …«
    »Sag nicht, dass ich nicht kommen soll, Ginny«, sagte sie. »Ich muss dich sehen.«
    Ginny lächelte. »Ich muss dich auch sehen. Deswegen habe ich überlegt … Kann ich nicht kommen? Nach Sizilien, meine ich. Ich würde gern sehen, wo Nonna groß geworden ist.«
    »Natürlich kannst du kommen, Schatz!« Sie klang erfreut. »Bleib, solange du möchtest, und dann fliegen wir zusammen zurück. Wir müssen in Ruhe reden und einen Plan aufstellen.«
    »Okay«, gab Ginny zurück. »Klingt gut.« Und das tat es wirklich.

71. Kapitel
    A m folgenden Nachmittag machte sich Tess mit gemischten Gefühlen für den Tauchgang fertig. Es war wie nach einem Sturz vom Pferd, sagte sie sich. Man musste gleich wieder aufsteigen. »Morgen?«, hatte sie daher geantwortet, als Tonino sie fragte, wann sie zur Höhle zurückkehren sollten.
    Sie hätte darauf verzichtet, um zu Ginny zu fliegen, aber das war jetzt nicht mehr nötig. Aus morgen war heute geworden, und als sie den Neoprenanzug anlegte, konnte sie an nichts anderes denken als an die Minuten in dem Tunnel, in denen sie versucht hatte, sich zu befreien. Dieses Gefühl, in der Falle zu sitzen, die Ohnmacht … Sie versuchte, die Empfindung abzuschütteln. Das musste sie jetzt hinter sich lassen.
    Unten in der Bucht wartete Tonino bereits fertig ausgerüstet auf sie. Die beiden hatten beschlossen, während der Siesta zu tauchen. »Im baglio ist es dann am ruhigsten«, hatte er gesagt, als würde er sich ebenfalls beobachtet fühlen und befürchten, dass jemand jede seiner Bewegungen registrierte.
    Auch er will seine Gespenster vertreiben, dachte Tess, während sie ihm kurz zuwinkte und zu ihm ging. Natürlich könnten sie sich irren, was die Höhle und den tesoro anging. Das Gefäß, das sie gesehen hatte, enthielt vielleicht nur ein paar Steine, Muschelschalen und Sand, und das Skelett hätte jeder sein können. Bei der Erinnerung überlief sie ein Schauder.
    Aber sie mussten es herausfinden. Und wenn sich herausstellen sollte, dass sie sich die Mühe umsonst gemacht hatten, war das auch nicht schlimm. Sie würden sich auf jeden Fall um einiges besser fühlen, weil sie es immerhin versucht hatten.
    Nachdem sie gestern in seiner Werkstatt endlich zu zittern aufgehört hatte, nachdem sie seinen Kaffee und seinen Brandy getrunken hatte und nachdem sie beschlossen hatten, heute gemeinsam diesen Tauchgang zu unternehmen, war sie schließlich zögernd aufgestanden, um zu gehen.
    Er umarmte sie weder, noch küsste er sie. Aber er legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie mit diesem eindringlichen Blick an. »Versprich es mir, Tess«, sagte er. »Versprich mir, dass du das nie wieder tust. Du tauchst nie wieder allein.«
    »Ich verspreche es«, hatte sie gesagt. Und sie hatte vor, dieses Versprechen zu halten und den Rat weiterzugeben, falls ihre Pläne jemals Früchte tragen würden.
    Erst dann hatte er sie nach Hause gehen lassen.
    »Bist du dir sicher, dass du das tun willst?«, fragte er sie jetzt.
    Sie drückte seine Hand und dachte dabei nicht an den Tauchgang, sondern an ihre Tochter, die sich auf einer eigenen Reise befand, von der Tess nichts gewusst hatte. Sie konnte nicht behaupten, dass sie sich über die verpatzten Prüfungen und Ginnys Entschluss, nicht zur Universität zu gehen, gefreut hätte. Das hätte wohl keine Mutter getan. Es war ein Schock gewesen zu hören, was Ginny getan und was sie durchgemacht hatte, aber sie freute sich darauf, sie bald wiederzusehen. Und sie war froh darüber, dass Ginny ihr endlich erzählt hatte, wie sie empfand.
    »Ja«, sagte sie zu Tonino. »Und du?«
    Er nickte. Sie überprüften ihre Ausrüstung und wateten Seite an Seite ins Wasser.
    Es war so viel besser, dachte sie, mit einem Partner

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