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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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versuchte, sich ihre Mutter als junges Mädchen vorzustellen, damals in den 1930ern, als Edward Westerman die Villa mit ihren geschwungenen Art-déco-Linien, dem rosa Verputz, dem Stuck, den Marmortreppen und dem in Terrassen angelegten Garten gebaut hatte, von dem aus man einen Blick über die ganze Bucht von Cetaria hatte. Der jungen Sizilianerin musste er wirklich exotisch vorgekommen sein.
    »Und Ihre Tante und meine Mutter waren eng befreundet?«, fragte Tess.
    Giovanni nickte. Er wies auf die Dessertkarte, aber sie schüttelte den Kopf und bestellte nur Kaffee. Sie schätzte, dass sie es in Sizilien langsam angehen lassen konnte. Wenn die beiden Frauen sich so nahegestanden hatten, dann musste Santina wissen, warum ihre Mutter als blutjunges Mädchen Sizilien verlassen hatte. Warum sie den Kontakt zu ihrer Familie fast vollständig abgebrochen hatte. Warum sie sich geweigert hatte, von Sizilien zu sprechen, und nie wieder hierher zurückgekehrt war.
    Tess musterte Giovanni. Wusste er Bescheid? Und noch wichtiger: Würde er ihr die Wahrheit sagen? Sie bezweifelte es. »Vielleicht könnte ich einmal mit ihrer Tante Santina sprechen?«, schlug sie vor. »Ich würde zu gern wissen, wie meine Mutter war – als Mädchen, meine ich.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie spricht kein Englisch«, sagte er. »Viele Menschen aus dieser Generation sprechen kein Englisch. Warum sollten sie auch?«
    »Sie könnten ja übersetzen.«
    Er schien das in Betracht zu ziehen. Dann entspannte sich seine Miene. »Wie Sie möchten«, antwortete er. »Sie können uns alles erzählen. Uns können Sie vertrauen.«
    Tess war sich nicht sicher, was sie den beiden erzählen sollte. Sie hatte sich das eher umgekehrt vorgestellt. Daher probierte sie es mit einem anderen Thema. »Und der Mann, der die Mosaike macht?«, fragte sie. »Er ist kein Freund von Ihnen, oder?«
    »Amato.« Er spuckte den Namen geradezu aus. »Ihm können Sie nicht vertrauen. Er ist kein Freund Ihrer oder meiner Familie, da können Sie ganz sicher sein.«
    Der Kaffee kam, und Tess goss Milch hinein. »Warum nicht?«, erkundigte sie sich. In Sizilien schienen die Gefühle schnell hochzukochen. Entweder neigten die Sizilianer von Natur aus zum Dramatisieren, oder es gab unglaublich viele Familienfehden und einen Groll, der von einer Generation an die nächste weitergegeben wurde.
    Giovanni beugte sich vor und senkte die Stimme. »Es geht um Schulden, die seit langer Zeit unbeglichen sind«, erklärte er. »Und später gab es einen Diebstahl. Ein wertvoller Gegenstand und ein großer Verlust.«
    Fragend zog Tess die Augenbrauen hoch. Gab es auf Sizilien denn keine Gerichte?
    »Der Gläubiger war meine Familie.« Giovanni richtete sich auf seinem Stuhl auf. »Eine Sache der Ehre. Aber der Diebstahl …«
    »Ja?« Je mehr Informationen sie ihm entlockte, umso besser, beschloss Tess. Diese ganze Sache mit dem Diebstahl und den Schulden hatte vielleicht nichts mit dem Grund zu tun, aus dem ihre Mutter Sizilien verlassen hatte, aber es waren nützliche Hintergrundinformationen. Und außerdem fand sie es spannend, mehr über den unfreundlichen Mosaikkünstler aus dem baglio herauszufinden.
    »Ihr Großvater war das Opfer dieses Diebstahls«, sagte er. »Man hat ihm etwas gestohlen, das ihm nicht einmal gehörte. Etwas …« Er verstummte.
    »Etwas …?« Jetzt wurde es interessant, dachte Tess. Sie fragte sich, was für ein Mensch ihr Großvater gewesen war, und konnte es kaum abwarten, mit Santina zu reden. Wenn ihre Mutter ihr schon nicht sagte, was passiert war, dann vielleicht die winzige Sizilianerin.
    »Alberto Amato war der beste Freund Ihres Großvaters«, erklärte Giovanni. »Der Diebstahl war Verrat.« Sein Blick verdüsterte sich. »Ein Verrat der übelsten Sorte.«

12. Kapitel
    G inny bereitete das Haus für die Party vor. Dazu gehörte eine große Entrümpelungsaktion.
    Ginny befestigte ihr Haar mit einer Kralle, band sich eine Schürze um, hängte sich ein paar Lappen über die Schulter und schnappte sich das Putzmittel. Sie war auf einer Mission …
    Das Zimmer ihrer Mutter war tabu – viel zu riskant, jemanden dort frei herumlaufen zu lassen, wo Mums Schmuck und ihr Make-up auf dem Schminktisch lagen und bestickte Kissen kunstvoll auf der weißen Tagesdecke arrangiert waren. Und dann war da auch noch der cremefarbene dicke Teppich und so weiter und so weiter … Ein einziger Fleck von Cranberry-Wodka, und sie war tot.
    Aber sie hatte bereits ein großes Strandtuch

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