Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4
Hausaufgaben
helfen wollte.«
»Das wäre ja mal was ganz Neues«, grinste sie wissend.
»Du hast dir noch nie von Philipp bei den Hausaufgaben helfen lassen.«
Verdammte Chaosbirne, natürlich hatte Linda recht.
Aber es ging ja in Wahrheit auch gar nicht um die Hausaufgaben.
Es ging um etwas viel Wichtigeres.
»Was hältst du von Keksen? Ich habe gestern Abend noch
welche gebacken«, lächelte Linda mich an und nippte an
ihrem Tee.
»Ähm …« Ich zögerte, denn von Finn wusste ich, dass
Lindas Kekse immer angebrannt und so bretthart waren,
dass er sie jedes Jahr heimlich an die Karpfen im Maschsee
verfütterte.
»Super. Ich hol dir schnell welche«, freute sie sich. »Und
auch einen Kräutertee? Schmeckt total lecker.«
Ich schüttelte den Kopf und dachte an die armen Karpfen
im Maschsee. »Ich habe keinen Hunger«, erwiderte ich und
fügte schnell noch hinzu: »Und Durst auch nicht.«
Linda seufzte enttäuscht. »Na ja, dann vielleicht später.«
Ich nickte und murmelte: »Mal sehen.«
»Weißt du, was? Ich kann dir doch bei den Hausaufgaben
helfen«, schlug Linda nun vor.
»Nein, das kannst du nicht!«, erklärte ich bestimmt.
Wieder seufzte Linda. »Schade.« Dann ging sie endlich,
und weil mir gerade einfiel, dass sie meine Lebensretterin
war und ich sie dazu auch noch aus Versehen Mama
genannt hatte, rief ich ihr versöhnlich hinterher: »Wenn
du Lust hast, dann können wir nachher ja ’ne Runde Mau-Mau spielen!«
Ich fand ja nichts blöder als dieses langweilige Kartenspiel,
aber Linda stand voll drauf.
Sie drehte sich um und rief strahlend: »Supi Idee, Rick.
Ich freu mich total.« Dann schwirrte sie ab, und ich war
wieder allein mit meinem Entschluss, den ich gefasst hatte
und den ich unbedingt mit jemandem besprechen wollte.
Nur eben nicht mit Linda.
Wutz war schließlich meine Rettung. Er kam frühzeitig
von einem Einsatz zurück und hatte keine Lust auf seine
einsame Wohnung. Staunend ließ er sich in meinen Baseballhandschuhsessel
plumpsen. »Dir scheint es ja richtig gut zu gehen, Kumpel. Unsere Susi Sonnenschein hat sogar
Kekse für dich gebacken.«
»Fischfutter«, erklärte ich trocken.
Wutz grinste. »So schlimm?«
Ich nickte. »Finn verfüttert sie immer heimlich an die
fetten Karpfen im Maschsee.«
Wutz grinste noch breiter. »Die armen Viecher müssen
auch alles fressen.«
Wir lachten beide und mittendrin fragte Wutz plötzlich:
»Sag mal, wieso hast du Johann nicht erklärt, warum du
weder zum Training noch zum Spiel gekommen bist?«
Ich erstarrte und lief knallrot an.
»Woher weißt du das?«, krächzte ich.
Wutz verzog das Gesicht. »Er hat mich angerufen. Klang
ganz schön sauer.«
»Mich hat er auch angerufen«, gestand ich.
Wutz nickte. »Ich weiß. Und er hat mir außerdem erzählt,
dass du einfach aufgelegt hast. Nur warum weiß ich
nicht, Kumpel.«
»Ich auch nicht«, gab ich ehrlich zu.
Daraufhin sagten wir eine Weile nichts, bis Wutz sich
schließlich leise räusperte. »Hast du keinen Bock mehr auf Eishockey?«
Ich schüttelte wie verrückt den Kopf. »Quatsch! Ich will
unbedingt spielen. Aber genau das ist es ja: Johann lässt
mich nicht. Und dann ist da immer noch die Sache mit der
Visitenkarte, und ich habe das Gefühl, dass ich das unbedingt
mal ausprobieren sollte, weil, weil … Ich will nicht bei den Indians auf der Ersatzbank festfrieren, und seitdem
ich im Maschteich eingebrochen bin, da … da …«
Mir fehlten einfach die Worte für das, was gerade in
meinem Kopf abging.
Wutz machte »Puh« und fuhr sich mit den Händen über
den Dreitagebart. »Du machst dir Gedanken darüber, wie
schnell alles vorbei sein kann und was man dann vielleicht
alles verpasst hat und so. Richtig?«
Ich nickte.
»Das verstehe ich gut«, fuhr Wutz fort. »Aber du solltest
es dir mit deiner Mannschaft nicht total verderben. Auch
wenn du womöglich zu einem anderen Verein wechselst,
denk daran, du spielst seit deinem vierten Lebensjahr am
Pferdeturm. Natürlich können Wege sich mal trennen. Das
ist auch gut so, aber es sollte immer offen, ehrlich und vor
allen Dingen respektvoll ablaufen, finde ich. Und außerdem,
Johann ist nicht so komisch zu dir, weil er dich ärgern
will oder gar aus dem Team vergraulen möchte, er
findet nur, dass du noch etwas Zeit brauchst. Er wird dich
wieder spielen lassen. Hundertprozentig. Aber du musst
auch mal ein bisschen Geduld haben.«
Auweia, was für ein Vortrag. Den musste ich erst mal verdauen.
»Ich möchte trotzdem das mit
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