Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
paar Tage …«
»Ich werde dich nicht heiraten, Giles!« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Geht das nicht in deinen Dickschädel hinein?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Warum sollte ich dir dann bei deinem Plan helfen? Was springt dabei für mich heraus?«
Endlich war er zu ihr durchgedrungen. Sie stieß einen Fluch aus, der ausgesprochen undamenhaft war. Dann begann sie wieder, auf und ab zu gehen, und diesmal legte sie dabei ihre hübsche Stirn in Falten. »Du hast recht. Dir steht auf jeden Fall eine Gegenleistung zu.«
»Genau.«
»Ich meine, du musst mich schon richtig umwerben, mich auf Bälle und Feste begleiten, mir kleine Geschenke machen …«
»Sagtest du nicht, du magst keine Geschenke?«, warf Giles ein.
»Es muss eben etwas Besonderes sein.«
»Dann erwarte ich auf jeden Fall eine Gegenleistung.« Du in meinem Bett, das wäre nicht schlecht, dachte er.
Doch darauf würde sie sich niemals einlassen.
»Gegenleistung … Gegenleistung …« Plötzlich strahlte sie ihn an. »Wie wäre es, wenn ich Rockton sterben lasse? Dann müsstest du dir keine Gedanken mehr um meine Bücher machen.«
Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Du wirst doch nicht deine beliebteste Romanfigur umbringen!«
»Ich kann umbringen, wen ich will. Und wenn ich Rockton sterben lassen will, dann tue ich es auch.«
»Du brauchst es nicht mit einem solchen Enthusiasmus zu sagen«, knurrte er. Er war nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass sie »seine« Romanfigur so mir nichts, dir nichts auszumustern bereit war wie ein altes Kleid. »Hast du denn keine Angst, dass es deiner Zukunft als Schriftstellerin schaden könnte, wenn du Rockton sterben lässt? Vielleicht kaufen deine Leserinnen dann nicht mehr deine Bücher.«
»Wenn ich einen herrischen Lord heiraten muss, um Großmutter zufriedenzustellen, werde ich gar keine Bücher mehr schreiben können.« Als er den Mund öffnete, sagte sie rasch: »Nein, ich habe nicht dich damit gemeint. Wenn ich dich heiraten würde, würdest du dafür sorgen, dass ich nie wieder über Rockton schreibe, also muss er so oder so gehen.«
Er schloss den Mund wieder. Es war zermürbend, wie genau sie manchmal seine Gedanken lesen konnte.
»Wie ist es also?«, fragte sie. »Wirst du meinen Verlobten spielen, wenn ich Rockton sterben lasse?«
Er hätte anführen können, dass sie Rockton durch eine andere Figur ersetzen konnte, die ihm, Giles, nachempfunden war. Er hätte wiederholen können, dass ihr Plan zum Scheitern verurteilt war – dass ihre Großmutter nicht auf den Kopf gefallen war und ihre Enkelin niemals die Oberhand gewinnen lassen würde. Er hätte noch einmal unterstreichen können, dass es das Beste für Minerva war, wenn sie
ihn
heiratete. Doch dieses Argument hatte bisher nicht gegriffen, und solange sie ein falsches Bild von ihm hatte, würde sich daran auch nichts ändern.
Giles wünschte, er könnte ihr die Wahrheit sagen – warum er die Papiere gestohlen hatte, was er seitdem gemacht hatte, warum sie über ihre damalige Begegnung schweigen musste. Aber das durfte er nicht.
Er vertraute ihr nicht. Schriftsteller waren Sammler. Sie klaubten hier und da etwas auf, und daraus machten sie dann ihre Geschichten. Minerva hatte keinen Grund, seine Interessen zu schützen … oder die seiner Auftraggeber. Sie hatte ihn bereits zu einem Spion gemacht, Himmelherrgott! Das kam der Wahrheit gefährlich nahe. Wenn jemand anhand der Andeutungen in ihren Romanen Verdacht schöpfte und der Diebstahl, den er begangen hatte, aufgedeckt wurde, würde er nicht der Einzige sein, der Schwierigkeiten bekam.
Ravenswood würde erklären müssen, warum die Regierung einen Diebstahl im Haus eines angesehenen Adeligen gebilligt hatte, der von einer Privatperson begangen worden war. Newmarsh würde höchstwahrscheinlich Vergeltung suchen, denn er war für seine Beteiligung an dem Betrug des Landes verwiesen worden. Und jeder in Giles’ Umfeld, der Probleme mit dem Innenministerium bekommen hatte, würde annehmen, er sei dafür verantwortlich. Das konnte seiner Karriere nicht guttun.
Er konnte es einfach nicht riskieren, Minerva die Wahrheit über jenen Abend zu sagen und ihr seine Zukunft anzuvertrauen. Minerva war unberechenbar.
Am besten wich er diesem Thema aus, bis sie verheiratet waren, denn dann spielte es keine Rolle mehr. Dann arbeitete er nicht mehr für Ravenswood, und sie hatte keinen Grund, ihn wegen irgendetwas zu verdächtigen. Mit der Zeit würde sie das Interesse an
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