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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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und Gabes Gesicht drückte Bestürzung aus. »Beruhige dich, Minerva, ich hatte alles im Griff!«
    »Mag sein, doch du hättest dich totfahren können!« Als sie ihr Taschentuch hervorzog, um sich die Augen abzutupfen, fragte Giles sich zynisch, ob ihre Tränen echt waren. Er hatte seine Schwestern schon oft genug Krokodilstränen vergießen sehen.
    Falls Minervas Tränen nicht echt waren, war es ein guter Trick von ihr, um die Situation zu entschärfen und die Aufmerksamkeit ihrer Brüder von ihnen beiden abzulenken. Gabe senkte bekümmert den Kopf, und die anderen zwei wechselten nervöse Blicke.
    Nun knöpfte sie sich den nächsten Bruder vor. »Und du, Jarret!«, rief sie und schien sich nicht darum zu scheren, dass ihre Schimpftirade bereits Schaulustige anzog. »Ausgerechnet du hast ihn gewähren lassen, obwohl du letztes Mal mit eigenen Augen gesehen hast, wie er sich beinahe umgebracht hat! Du solltest dich schämen!«
    »Aber es war doch ganz anders!«, protestierte Jarret. »Ich habe versucht, es ihm auszureden.«
    »Dann hast du dich nicht genug bemüht. Vielleicht war es dir wichtiger, auf den Ausgang des Rennens zu wetten, als deinen Bruder vor dem Tod zu bewahren.«
    »Nein, nein, selbstverständlich nicht!«, versicherte Jarret, der immer mehr in die Defensive geriet. »Ich habe doch nicht … Ich würde niemals …«
    »Und dann hätten wir da noch dich, Oliver.« Sie richtete ihren herzzerreißenden Blick auf ihren ältesten Bruder. »Du weißt, wie schlimm er sich letztes Mal verletzt hat. Er hätte sich das Genick brechen können! Wolltest du ihn diesmal sterben sehen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Warum hast du ihm dann nicht geboten, zu Hause zu bleiben? Warum bist du mit ihm hergekommen?«
    »Jemand musste doch darauf achten, dass Chetwin keinen Schmu macht, und sich zur Verfügung halten, falls Gabe …« Oliver brach ab und verzog das Gesicht.
    »Falls er einen Unfall baut wie letztes Mal?«, sagte sie. »Du warst also hier, um ihn hinterher von der Straße zu kratzen?«
    »Nein … Ich meine …« Zu Giles’ Belustigung warf Stoneville ihm einen hilflosen Blick zu. »Würdest du meiner Schwester bitte erklären, dass ein Mann zu seinem Bruder stehen muss, welche Entscheidungen er auch trifft? Was sollte ich denn tun? Ihn fesseln und nicht mehr aus dem Haus lassen? Er ist ein erwachsener Mann, Herrgott noch mal!«
    Als unter den Beobachtern ihres höchst öffentlichen Familienkrachs Zustimmung laut wurde, ging Minerva wutschnaubend auf Giles los. »Wage es nicht, mir zu sagen, dass du ihnen beipflichtest!«
    Er hob die Hände. »Aus diesem Streit halte ich mich heraus. Ich habe dich hergebracht, schon vergessen? Ich habe meine Schuldigkeit getan.«
    »Und es ist doch gar nichts passiert«, warf Gabe gereizt ein. »Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst. Ich bin nicht gestorben, und überdies habe ich gewonnen. Das ist die Hauptsache.«
    Plötzlich meldete sich eine fremde Stimme zu Wort. »Ja, dass Sie gewinnen, war schon immer die Hauptsache für Sie, nicht wahr, Lord Gabriel?«
    Sie drehten sich alle um und erblickten eine junge Frau, die von einem Herrn begleitet wurde, der ein Gesicht machte, als wäre er lieber an einem anderen Ort. Giles versuchte, die Frau einzuordnen, denn sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Gabe kannte sie offensichtlich nicht. »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte er.
    »Jemand, der das letzte Opfer Ihrer Rücksichtslosigkeit nicht vergessen hat«, entgegnete die Frau mit schmerzerfüllter Stimme. »Aber Sie haben es vergessen, nicht wahr? Ihnen ist auch entfallen, warum man Sie den ›Todesengel‹ nennt.«
    Giles stöhnte, als ihm klar wurde, wer sie war, und Gabe wich die Farbe aus dem Gesicht.
    »Sie sind Miss Waverly«, sagte er und hatte plötzlich einen gequälten Ausdruck in den Augen.
    »So ist es. Miss Virginia Waverly. Und Sie haben meinen Bruder getötet.«

8
    Minerva stand da wie vom Donner gerührt. Virginia Waverly. Sie hatte sie nur einmal getroffen, bei Roger Waverlys Beerdigung. Da war Miss Waverly dreizehn gewesen und recht unscheinbar.
    Aber unscheinbar war sie nun nicht mehr. Virginia Waverly war inzwischen zwanzig und zu einer Schönheit herangereift. Sie war gertenschlank, hatte kornblumenblaue Augen und lockiges schwarzes Haar, das in einem hübschen Kontrast zu ihrem kleinen Strohhut mit den rosafarbenen Bändern stand. Und sie glühte geradezu vor Zorn, als sie dem Mann gegenübertrat, den sie als den Mörder ihres Bruders

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