Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Woche bringen.«
»Ach du lieber Himmel, es ist ja schon acht Uhr!«, rufe ich entgeistert mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Sharon kann jeden Moment hier sein. Leute, wir müssen auf der Stelle verschwinden! Danke, dass ihr euch so ins Zeug gelegt habt. Das war die bisher beste Umgestaltungsaktion, und ohne euch hätte ich das alles nie geschafft!«
Worauf sie in alle Richtungen auseinanderstieben, während ich mich auf den Weg zum Warenlager mache, und in dem Moment klingelt plötzlich mein Handy. Als ich sehe, wer dran ist, antworte ich sofort.
»Evie, Schatz? Ich weiß, du bist gerade bei der Arbeit, aber können wir uns kurz unterhalten?« Ich lächele und murmele ebenfalls ein Hallo. Meine Mutter vergisst immer, was moderne Technik so alles kann und dass Handys eine Anrufererkennung haben, sodass man nicht jedes Mal erst umständlich erklären muss, werdran ist, wenn man jemanden anruft. »Ach, es ist so schön, deine Stimme zu hören!«, seufzt Mum, und ich bekomme auf der Stelle Gewissensbisse, weil ich mich so lange nicht mehr bei ihr gemeldet habe. Normalerweise telefonieren wir fast jeden Tag, aber seit ich Joel kennengelernt habe und im Laden so viel zu tun ist, habe ich sie ein bisschen vernachlässigt.
»Tut mir leid, Mum, hier geht in letzter Zeit alles drunter und drüber.«
»Ich weiß, ich weiß, du führst ein wunderbar erfülltes aufregendes Großstadtleben und hast keine Zeit mehr für deine arme alte Mutter«, meint Mum lachend.
»Alt? Wohl kaum, Mum. Du bist die jugendlichste, glamouröseste Noch-nicht-ganz-Sechzigerin, die ich kenne.«
»Na, vielen Dank, Evie, Schatz, aber ob du es glaubst oder nicht, eigentlich rufe ich nicht an, um mir von dir Komplimente machen zu lassen.« Sie hält kurz inne. »Nein, eigentlich rufe ich an, weil ich gerade im Zug nach London sitze! Mir war so langweilig zuhause, und dein Vater ist mal wieder auf Geschäftsreise; seit Mittwoch vergangener Woche ist er schon in der Wohnung in Hampstead. Eigentlich wollte er am Samstag nach Hause kommen, aber dann sind er und seine Anwaltsfreunde wohl spontan zu einem etwas alkoholseligen Weihnachtsessen gegangen, weshalb er dann gleich das ganze Wochenende dort geblieben ist. Wie dem auch sei, als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich mir gedacht, warum nicht einfach in die Stadt fahren und ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen? Und dich dann bei der Arbeit besuchen? Wäre das nicht wunderbar? Dann kannst du mir alles erzählen, was bei dir in letzter Zeit so passiert ist.« Wieder stockt sie. »Und bei Delilah auch.«
Etwas genervt verdrehe ich die Augen, denn eins ist plötzlich klar: Meine Mum will nicht einfach auf einen kleinen Plausch vorbeischauen. Nein, sie will wissen, was ihre Brut so treibt.
»Okay«, meine ich seufzend. »Was hältst du davon, wenn wir uns um zwölf in Lilys Teesalon treffen? Wir könnten da zusammen zu Mittag essen.«
»Wunderbar, Schätzchen! Bis dann!« Und damit legt sie auf.
Um Punkt zwölf spaziere ich in Lilys Salon, wo meine Mum bereits an einem Tisch in der Ecke sitzt, die Handtasche auf dem Schoß, und in ihrem roten Etuikleid mit den blickdichten schwarzen Strümpfen, den hochhackigen schwarzen Schuhen und dem um den Hals geschlungenen Chiffonschal so glamourös wie eh und je aussieht. Die große schwarze Handtasche steht adrett auf ihrem Schoß, und sie schaut sich etwas nervös um; offensichtlich wartet sie schon ungeduldig auf mich.
»Evie!« Sie steht auf und umarmt mich herzlich, zieht meinen Kopf an ihren Hals und drückt mich fest an sich. »Ich habe dich so vermisst! Schau dich nur an!« Sie tritt einen Schritt zurück und der Mund steht ihr offen, als sie staunend meine Aufmachung begutachtet. »Wo ist denn mein wilder Junge im Kapuzenpulli und der ausgebeulten Jeans geblieben?«
Errötend fällt mir ein, dass meine Mutter mich ja noch gar nicht in einem meiner Outfits aus dem Schrank gesehen hat. »Mir war mal nach was anderem«, murmele ich mit einem Blick auf meine schicke Garderobe.
»Du siehst bildhübsch aus«, schwärmt sie begeistert. »Das grüne Oberteil lässt deine Augen strahlen. Du siehst aus wie deine Schwester. Ach, wo wir gerade bei deiner Schwester sind …«
Aber da kommt Lily auch schon zu uns herübergerauscht und hindert sie am Weiterreden.
»Grace Samson? Bist du das wirklich?«, staunt Lily ungläubig. »Na, also, wer hätte das gedacht!«
»Lily!«, ruft meine Mutter und umarmt sie herzlich. »Du hast dich kein bisschen
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