Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Abteilungen werden nach und nach umgestaltet, wir machen deutlich mehr Umsatz als vorher …«
»Mehr als nichts ist aber immer noch nicht viel, oder, Schätzchen?«, entgegnet Dad lässig. Der Kommentar schmerzt, vor allem, weil er ins Schwarze trifft. »Tut mir leid, Liebes«, fährt er etwas versöhnlicher fort. »Sosehr du auch bemüht bist, mich zu überzeugen, du bist und bleibst eine hoffnungslose Romantikerin, genau wie deine Mutter. Und mit Romantik kommt man im Leben nicht weit.«
»Aber bestimmt musst du doch irgendeinen emotionalen Bezug zu diesem Laden haben?«, sage ich. »Das ist einer der Gründe, warum ich so gerne hier arbeite. Ich meine, unter diesem Dach habt du und Mum euch ineinander verliebt!« Insgeheim hoffe ich, wenn ich ihm ins Gedächtnis rufe, was er Hardy’s alles zu verdanken hat – eine liebende Ehefrau und eine wunderbare Familie –, wird er erkennen, warum dieser Ort vielen Menschen so am Herzen liegt.
Er beugt sich vor und drückt meine Hand. »Natürlich ist das wichtig, Schätzchen. Aber das Leben geht weiter. Man kann nicht ewig in Erinnerungen leben, und Geschichte allein sichert einem nicht die Rente. Wenn du also bloß aus fehlgeleiteten romantischen Vorstellungen deine Mutter und mich betreffend hier arbeitest, tja, dann …« Ein Piepsen unterbricht ihn, und so bringt er den Satz nicht zu Ende.
»Tja, was dann?«, frage ich ungeduldig, worauf er aufschaut und mich verständnislos ansieht, als hätte er unser Gespräch bereits vergessen. Er hat für nichts anderes mehr Augen als für die gerade eingegangene SMS, und ein leises Lächeln hat sich auf seine Lippen geschlichen.
»Tja, was dann?«, wiederhole ich genervt, und Dad schaut auf.
»Ähm, wo waren wir gerade? Ach ja, deine romantische Ader, die in geschäftlichen Belangen völlig fehl am Platz ist. Wenn das so ist, dann ist das Warenlager wohl tatsächlich der beste Arbeitsplatz für dich.« Dad sieht mich übers ganze Gesicht grinsend an und merkt offensichtlich überhaupt nicht, dass er mich damit zutiefst kränkt. »Im Leben ist nicht immer alles wie im Märchen, Evie, Schätzchen, und du tätest gut daran, das nicht zu vergessen. Genau wie deine Mutter, im Übrigen.« Er trinkt seinen Tee aus und stellt die Tasse mit derart lautem Klappern zurück auf die Untertasse, dass sämtliche Anwesenden aufschauen, Lily eingeschlossen. Dann steht er auf und zieht rasch den Mantel an.
»Also gut, ich muss los«, sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, während er sich den Kaschmirschal um den Hals schlingt und die Lederhandschuhe überstreift. »Das sollten wir bald mal wieder machen.«
Ich drehe den Kopf weg, verschränke die Arme und starre trotzig in die Ferne, als er sich umdreht und geht.
Einen Moment später spüre ich, wie eine warme Hand sich federleicht auf meine Schulter legt, und als ich aufschaue, sehe ich in Lilys mitfühlende Augen. Sie zieht einen Stuhl heran und setzt sich auf die Kante.
»Das mit ihm tut mir so leid, Lily«, sage ich, und meine Augen füllen sich unvermittelt mit Tränen.
Sie winkt bloß ab. »Sch, dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen. Eltern sind irgendwie immer ein bisschen peinlich.«
»Ein bisschen?« Ich schüttele den Kopf.
»Nun, Liebes, vielleicht tröstet es dich ein wenig, dass du ihm so gar nicht ähnlich bist.«
Ich lächele trotz der Tränen. »Ich habe seine blasierte Art einfach so satt. Bloß weil ich kein schickes Haus habe wie Delilah, keinen reichen Ehemann oder oberwichtigen Job, rümpft er die Nase über meine Arbeit, meine Beziehungen, einfach alles. Und da ist er nicht der Einzige …«
»Wie meinst du das?«, fragt Lily.
Mir entfährt ein Seufzer, als ich an Carly und all die anderen Kollegen denke, die mir ständig ihr Herz ausschütten. »Viele meiner Kollegen kennen mich überhaupt nicht und haben keine Ahnung, was in mir steckt. Carly hat sogar die Lorbeeren für die Umgestaltungen eingeheimst. Niemand käme im Traum auf die Idee, dass ich dahinterstecken könnte. Für die bin ich ein Nichts und tauge höchstens als Schulter zum Ausheulen.«
»Dann wird es vielleicht langsam Zeit, dass du sie eines Besseren belehrst«, meint Lily bloß.
»Wie meinst du das?« Ich schwenke meine Teetasse, bis die kleine braune Pfütze am Boden herumgewirbelt wird wie in einem Whirlpool.
»Wer du bist, was du kannst.« Sie steht auf. »Es sei denn, du ziehst es vielleicht vor, lieber weiter unsichtbar zu bleiben? Womöglich glaubst
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