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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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er keine Antwort gibt, und zwar, weil er, wie ich jetzt erst bemerke, einen Trilby aus der Herrenabteilung aufgesetzt hat und sein stattliches Spiegelbild bewundert.
    »Beeil dich, Dad«, schelte ich. »Ich hab höchstens zwanzigMinuten Zeit. Lange kann ich nicht aus dem Lager verschwinden.«
    »Wieso denn nicht?«, fragt er und legt den Hut lässig ins Regal zurück. »Hier ist doch sowieso nichts los.«
    Erstaunt schaue ich ihn an. Mein Dad ist ein kluger Mann, aber alles, was ihn nicht direkt betrifft, scheint völlig an ihm vorbeizugehen. Sind die Menschenmassen, die sich derzeit durch den Laden schieben, unsichtbar, oder ist er einfach von seinem eigenen Spiegelbild geblendet? Ich seufze, als wir in den Teesalon gehen, und umarme Lily herzlich, die sofort herübereilt, um uns zu begrüßen.
    »Na, wer hätte das gedacht …«, ruft Dad, nachdem er Lily genau gemustert hat.
    »Charles Taylor«, sagt Lily und streckt ihm die Hand hin, dann lächelt sie ihn an und macht einen bezaubernden kleinen Knicks. Eine peinliche Pause entsteht, als er ihr wortlos die Hand gibt, worauf sie rasch einwirft: »Lily Carmichael.«
    »Natürlich«, lacht mein Vater leutselig, während ich mich vor Verlegenheit winde, weil er sich einfach keine Namen merken kann. »Lily, wie konnte ich das bloß vergessen?« Ich schüttele den Kopf. Lily ist beinahe achtzig und schafft es spielend, sich Namen zu merken, aber er weiß ihren nicht mehr, und es ist ihm noch nicht mal peinlich. Mein Vater ist es gewohnt, dass man sich an ihn erinnert. Das macht mich richtig wütend. Vielleicht gebe ich mir deshalb immer solche Mühe, mir alle Namen einzuprägen und vielleicht auch noch das eine oder andere Detail, damit ich niemanden je in eine so unangenehme Lage bringe wie er Lily eben. Deshalb halten die Leute ihn für unnahbar, obwohl sie schnell merken würden, dass er das gar nicht ist, wenn man ihn erst näher kennenlernt. Er ist bloß ein bisschen … selbstverliebt.
    »Tja, ja, ja«, brummt er und schaut sich dann im Salon um. Sein Blick fällt auf einen leeren Tisch, den er dann vielsagendanschaut. Ich werfe Lily einen entschuldigenden Blick zu, die uns eilig dorthin führt und mir, ehe ich mich setze, kurz die Hand drückt.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«, erkundigt sie sich höflich. Dad gibt seine Bestellung auf, ohne sich auch nur zu erkundigen, wie es ihr geht. Rasch notiert Lily unsere Bestellung, um dann elfengleich wie immer ganz lautlos zu entschweben.
    »Das war aber ziemlich unhöflich, Dad«, sage ich, worauf er mich verständnislos anschaut.
    »Was denn?«, fragt er und scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein. Ich verdrehe die Augen. »Also«, sagt er lächelnd und lehnt sich zurück, dann streckt er die langen Beine aus, sodass jeder, der vorbeiwill, drübersteigen muss. »Schön, dich hier zu sehen in deinem … kleinen Job«, sagt er mit einem Lächeln. »Wobei«, er beugt sich nach vorne, »ich mich schon wundere, dass du den noch hast. Ich meine, dieser Laden ist echt von vorgestern, findest du nicht? Genau wie die Angestellten«, flüstert er und bedenkt dann Lily, die uns gerade den Tee an den Tisch bringt, mit einem Lächeln.
    »Ich fasse nicht, was du da gerade gesagt hast«, zische ich, als sie wieder weg ist.
    »Tja, Evie, traurig, aber wahr«, entgegnet mein Vater lächelnd. »Es ist einfach keine sinnvolle Geschäftsentscheidung, diesen Laden so weiterzuführen. Sebastian Hardy müsste das eigentlich wissen.«
    »Tja, Sebastian Hardy hat hier aber nichts mehr zu sagen; sein Sohn Rupert führt den Laden. Und im Gegensatz zu seinem Vater hat er noch Sinn für Loyalität gegenüber der Familie und ein bisschen Geschichtsbewusstsein …«
    »Ah ja, aber mit Loyalität ist kein Geld zu verdienen, Schätzchen!«, meint er lachend.
    Halt suchend und um mir nicht vor Wut und Verzweiflungdie Haare zu raufen, umklammere ich meine Teetasse. Ich weiß nicht, warum ich mir den Mund fusselig rede, aber irgendwie kann ich nicht anders, ich muss Hardy’s vor meinem Vater verteidigen.
    »Hardy’s darf nicht schließen, und das wird es auch nicht«, sage ich entschieden und stelle die Teetasse wieder auf die Untertasse. »Es ist ein Kaufhaus mit Herz und Geschichte, die Londoner lieben es, und seine Angestellten auch. Wir sind alle davon überzeugt, dass dieser Laden mit entsprechenden Veränderungen wieder ganz groß rauskommen wird. Wir haben jetzt schon mehr zu tun als in all den vergangenen Jahren, die einzelnen

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