Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
du ja, du hättest es nicht besser verdient? So ist es schließlich auch viel einfacher, nicht wahr?« Lily legt den Kopf schief und streicht mir über den Arm. »Hmm?«
Achselzuckend starre ich in die Teeblätter.
»Oder nicht?«, hakt sie nach, um mir dann noch mal kurz den Arm zu drücken, ehe sie aufsteht und geht.
Mittwoch, 14. Dezember
Noch elf verkaufsoffene Tage bis Weihnachten
Zweiunddreißigstes Kapitel
H allo, Felix«, murmele ich bedrückt, als ich durch den Personaleingang komme. Irgendwie ist mir heute eindeutig mittwochig und untypisch unweihnachtlich zumute, dem herrlichen Anblick funkelnder Lichter und Weihnachtsdekorationen zum Trotz, die mich heute Morgen auf dem Weg in die Stadt begrüßt haben. Nicht mal die Aussicht, Carlys Abteilung gründlich umzukrempeln, kann mich heute aufheitern. Alles erscheint mir schwer und mühevoll, und ich weiß nicht, ob meine Kraft noch reicht. Die Designerabteilung ist eigentlich eine Nummer zu groß für mich. Ich habe keine Ahnung von Couture, und wenn Carly es nicht schafft, Kunden anzulocken, wie soll ich das dann hinbekommen? Aber ohne diese Abteilung würde Hardy’s etwas fehlen. Der Verkauf eines einzigen Designerstücks könnte genauso viel einbringen wie die gesamten Einnahmen einer der kleineren Abteilungen.
»Evie!« Felix springt auf, stürzt auf mich zu und drückt mir einen Caffè Latte in die Hand, während ich ihn matt anlächele. »Ich habe mir erlaubt, dir einen Kaffee zu besorgen. Die ganze Nacht habe ich über Entwürfen für die Designerabteilung gebrütet, und ich wollte dir zeigen, was dabei herausgekommen ist«, erklärt er ganz aufgeregt, und seine wachen blauen Augen funkeln dabei wie Eiszapfen.
Widerstrebend trotte ich hinter Felix her. Es ist wirklich süß von ihm, dass er sich Gedanken macht und so mitfiebert, aber ich bin heute einfach nicht in der Stimmung. Ich will es einfachnur hinter mich bringen. Ich kann einfach keine Begeisterung heucheln für die Vorschläge eines alten Manns, der seit über dreißig Jahren nicht mehr im Verkauf gearbeitet hat und der Krawatten in wildem Mustermix für den letzten Schrei hält; Entwürfe, die ich nie im Leben brauchen werde. Ich komme mir schäbig und gemein vor und bin schrecklich bedrückt, und ich will nicht, dass diese miese Laune auf Felix abfärbt, aber in diesem Moment wünschte ich, ich könnte die ganze Sache abblasen und alles wieder ganz allein machen.
»Also«, sagt er, breitet ein großes, zusammengerolltes Blatt Papier auf dem Schreibtisch aus und zupft mich am Ärmel, damit ich näher trete. »Ich habe all meine Ideen skizziert. Wobei ich das lange nicht mehr gemacht habe, also bin ich womöglich etwas außer Übung …«
»Was meinst du damit, du hast das lange nicht mehr gemacht?«
»Ach, ich und Walter junior haben damals, 1974, ziemlich erfolgreich das ganze Haus von Grund auf neu gestaltet, und ich habe eine ganze Menge kreativer Ideen dazu beigesteuert«, erklärt Felix stolz. »Wobei das damals natürlich eine ganz andere Zeit war, aber du hast mich dazu gebracht, mir einige meiner Entwürfe von damals noch mal anzuschauen und etwas zu entstauben. Denn was damals gut war, kann heute doch nicht schlecht sein. Vorausgesetzt natürlich, das Ganze bekommt den besonderen Evie-Dreh!«, fügt er zwinkernd hinzu. »Ich will gar nicht erst so tun, als würde ich mich mit der Mode von heute auskennen, oh nein, oder als wüsste ich, wie man aus Alt und Neu etwas macht, das frisch ist und, ähm, funky? Sagt man das so?« Ich muss lachen über das Gesicht, das Felix zieht, und er stimmt mit ein. »Hey, ich weiß, was bei der Jugend von heute so abgeht, Liebes. Ich kenne den Slang.«
»Dann weißt du mehr als ich, Felix«, sage ich und fühle mich schon ein bisschen besser. Auf einmal zieht es mich zu seinenZeichnungen. »Das ist wirklich gut, Felix!« Ich kann die Verwunderung in meiner Stimme kaum verbergen. »Die Lösung für den Kassenbereich finde ich toll. Sieht sehr glamourös aus, und, oh – was ist das denn, da bei den Umkleiden?«
»Das sind alte Paravents«, erläutert Felix. »Ich bin mir ganz sicher, dass die noch irgendwo herumstehen, und ich dachte, die könnten wir doch gut brauchen.« Er zieht eine neue Ausgabe der Einrichtungszeitschrift Living etc heraus und zeigt mir das Foto eines mondänen Leser-Schlafzimmers. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich ihn an.
»Was denn?«, verteidigt er sich. »Ich habe nun mal ein Faible für Inneneinrichtung.
Weitere Kostenlose Bücher