Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Schwangerschaftskollektion an.«
Als sie weg war, ging ich schnurstracks zu dem Regal, in dem ich Hunderte der feinen kleinen Päckchen gestapelt hatte, die einzeln in Pergamentpapier eingeschlagen und mit Paketschnur umwickelt waren. Rasch schnappte ich mir eins davon und machte mich daran, die Kundin zu suchen. Was nicht sehr lange dauerte; Iris war die einzige Person weit und breit, die etwas ziellos im Erdgeschoss herumspazierte. Sie schien entzückt, als ich ihr die Seife reichte.
»Vielen Dank, meine Liebe«, sagte sie. »Beinahe hätte ich das Warten aufgegeben und wäre auf einen Earl Grey in den Teesalon gegangen. Möchten Sie mich vielleicht begleiten? Ich lade Sie ein. Heutzutage gibt es nicht mehr viele Verkäuferinnen, die sich derart aufmerksam um ihre Kunden kümmern.«
Ich nahm ihre Einladung an, und seitdem liefere ich jeden ersten Donnerstag im Monat gegen halb elf die Seife in Lilys Teesalon im Untergeschoss, wo sie ausnahmslos und zuverlässig an »ihrem« Tisch sitzt, an einem Earl Grey nippt und mit feiner Geste kleine Häppchen Biskuit mit Buttercreme in den Mund steckt.
Mir knurrt der Magen. Ich freue mich schon auf mein allmonatliches Schwätzchen mit Iris. Gerade habe ich mir Rucksack und Dufflecoat geschnappt und will hinaussausen, als die Tür zum Warenlager aufgeht und Carly hereinscharwenzelt. Sofort halte ich mir den Mantel schützend vor die Brust.
»Baby!«, japst sie mit vor Aufregung strahlendem Gesicht. Sie hält inne, legt den Kopf schief und schaut mich ganz seltsam an. Beschämt drücke ich den Mantel noch fester an mich. »Ich bin so froh, dass du da bist«, fährt sie fort. »Du glaubst ja nicht, was mir gerade passiert ist!«
Ich versuche Interesse zu heucheln, habe aber alle Hände voll damit zu tun, mit dem Mantel mein Top zu bedecken. Auf keinen Fall soll Carly denken, ich würde sie kopieren und ihren Stilabkupfern. Aber sie ist so mit sich beschäftigt, dass es ihr gar nicht auffällt.
»Ich habe gerade den schnuckeligsten Kerl ALLER ZEITEN gesehen.« Aufgeregt fächelt sie sich mit der Hand Luft zu und hechelt fast, als sie sich gegen die Tür lehnt. »Er ist da draußen«, zischt sie und greift mit den Händen nach ihrem Herzen. »Wir haben uns angesehen – ich meine, tief in die Augen gesehen –, drüben auf der Treppe. Ich kam gerade runter, er ging hoch, und jetzt habe ich ihn in der Parfümerie gesehen. Ich meine«, sie lacht, »wie auffällig ist das denn bitte? Er muss oben auf dem Absatz kehrtgemacht haben und ist hinter mir hergekommen! Ehrlich, Baby, der Kerl ist ein Traum, du könntest glatt tot umfallen, wenn du ihn siehst! Er hat dunkle Haare und ganz tiefgründige, große Augen, und er ist groß und hat ganz breite Schultern, und ach, er ist einfach ZUM ANBEISSEN.«
Sie dreht sich um und drückt das Ohr gegen die Tür, und während sie mir den Rücken zukehrt, nutze ich den Moment und ziehe mir rasch den Mantel über und schließe ihn, sodass das Paillettentop darunter verschwindet.
»Ob er noch da draußen ist?«, überlegt sie, das Gesicht noch immer gegen die Tür gepresst.
»Geh doch einfach raus und sieh nach«, schlage ich vor und gucke heimlich auf meine Armbanduhr. Wenn ich mich nicht spute, komme ich noch zu spät zu meiner Verabredung mit Iris. »Wenn er dich ansprechen und vielleicht zum Essen einladen will, kann er das wohl kaum durch verschlossene Türen tun.«
» Das weiß ich auch.« Sie dreht sich zu mir um und verdreht entnervt die Augen. »Ich will ihm bloß zeigen, dass ich nicht so leicht zu haben bin. Also ehrlich, Schätzchen, weißt du denn gar nicht, wie Männer ticken?«
Über diese Frage muss ich erst mal nachdenken. Offen gestanden weiß ich bloß, wie ein Mann tickt. Jamie. Und der hatmich abserviert, weil ich ihm »zu vorhersehbar« war. Insofern also nein; ich habe das ganze Spielchen mit dem »Willst du was gelten, mach dich selten« nie so ganz verstanden.
»Und was hast du jetzt vor?«, frage ich sie und tue interessiert, obwohl ich an nichts anderes als an meine kleine Teepause denken kann. Ich brauche dringend ein bisschen Koffein, und noch dringender muss ich raus aus diesem stickigen Lagerraum.
»Ich warte hier, bis er weg ist. Wenn er mich unbedingt wiedersehen will, dann findet er mich auch«, erklärt Carly selbstbewusst. »Stellst du Wasser auf, Schatz?«
»Ähm, ich wollte eigentlich gerade in die Pause gehen«, entgegne ich zaghaft.
»Ach.« Sie zieht ein langes Gesicht, doch dann heitert sich
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