Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
Vom Netzwerk:
ihre Miene schlagartig wieder auf. »Kannst du deine Pause nicht hier machen, mit mir? Dann können wir zusammen warten!«
    Das Angebot klingt verlockend, aber Iris wartet auf mich, und ich will sie nicht enttäuschen.
    »Können wir uns nicht später noch unterhalten?«, frage ich und gehe zur Tür. »Ich muss erst einer Kundin das hier rausbringen.« Dabei wedele ich mit dem Seifenstück. »Du kannst gerne hierbleiben, wenn du möchtest. Koch dir einen Tee und warte, bis er wieder weg ist.«
    »Okay.« Enttäuscht senkt Carly den Blick. Dann lächelt sie schon wieder. »Mein neuer Job ist echt cool, findest du nicht? Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell stellvertretende Verkaufsleiterin werde!«
    »Du bist sicher ganz aus dem Häuschen«, murmele ich und schiebe mich als sanften Wink weiter Richtung Tür.
    »Irgendwie schon«, entgegnet sie und spaziert zu meiner »Plauderecke«, wo sie sich auf das Sofa fallen lässt, als wolle sie es sich für ein längeres Gespräch gemütlich machen. Ich starre erst sie an und dann die Tür. Ich muss wirklich los.
    »Hast du schon gehört, dass Rumors eine Location für ihren Flagship-Store in London suchen?«, plappert sie munter weiter. Ich habe schon die Hand an der Türklinke, drehe mich aber höflich um und tue interessiert. »Ich würde morden , um da arbeiten zu können. Ich war in ihrem Laden auf der Fifth Avenue in New York, und das war so cool. Sämtliche Angestellte tragen Couture, und die ganze Fassade ist aus Glas – sogar die Umkleidekabinen sind zur Straße ausgerichtet, mit Milchglasscheiben, die bis zum Hals alles bedecken, aber man sieht die Gesichter der Leute, die sich gerade umziehen!«
    Ich zucke die Achseln. In New York war ich noch nicht, aber von Rumors habe ich schon einiges gehört. Klingt für mich wie die reinste Shopping-Hölle. »Hardy’s ist doch gar nicht so schlecht«, erkläre ich und habe das Gefühl, das kleine alte Kaufhaus verteidigen zu müssen. »Der Laden braucht bloß ein bisschen Liebe und Zuwendung und irgendeine … neue Richtung.«
    »Ich weiß, das finde ich auch«, sagt sie und schlägt die unglaublich langen Beine übereinander. Ich kann nicht anders, mein Blick wandert zu ihren traumhaften Schuhen mit dem dicken Absatz, die sie heute trägt, um diese dann umgehend mit meinen eigenen unvorteilhaften, abgewetzten, aber vernünftigen flachen Schuhen zu vergleichen. »Darum habe ich ja auch schon mit Sharon gesprochen und vorgeschlagen, einige neue Designer auszuprobieren. Ich habe ihr gesagt: ›Sharon‹, habe ich gesagt, ›wir müssen moderner werden, uns mehr an die jüngeren Kunden wenden, Kunden wie mich. Die wollen exklusivere Läden, modern, trendy und hip.‹ «
    »Kann sein«, entgegne ich zögerlich. »Aber sie wollen auch einen Ort, an dem sie entspannen und sich wie zuhause fühlen können –«
    Aber Carly fällt mir ins Wort und hört nicht auf, mir unverdrossen ihren Beförderungsmonolog wortgetreu wiederzukäuen.
    »… Sie wollen Glamour und Spannung und den Reiz des Neuen und Fabelhaften, keinen blöden, immer gleich langweiligen alten Tante-Emma-Laden, in dem sich seit, was weiß ich, hundert Jahren nichts mehr verändert hat. Ich meine, gä-ähn. Also«, sie klatscht in die Hände, »und jetzt erzählst du mir, was bei dir so los ist. Gibt’s heute keinen neuen Klatsch aus dem Warenlager? Von meiner Beförderung mal abgesehen, natürlich!« Sie wirft den Kopf in den Nacken und lacht, sodass der silberhelle Glockenklang durch den Raum hallt, als hinge er voller Windspiele.
    Ich glaube wirklich, ich ersticke gleich, wenn ich nicht innerhalb der nächsten dreißig Sekunden hier rauskomme, und irgendwie schaffe ich es, mich rasch zu entschuldigen und nach draußen zu verdrücken. Mutlos stapfe ich hinaus ins Geschäft.
    »Herrje, wo sind die denn heute alle? Mir ist so langweilig .« Ich drehe mich um und sehe Becky aus der Lederwarenabteilung, die sich angeödet an eine der Theken in der Kosmetikabteilung lehnt und ihr Gesicht im Spiegel betrachtet. Sie ist erst Anfang zwanzig, behauptet aber, sie sehe allmählich schon ganz ledrig aus, weil sie den ganzen lieben langen Tag mit alten Säcken zu tun hat. (Ich nehme an, sie meint die Ware und nicht etwa Hardy’s Kundschaft, bin mir aber nicht ganz sicher.)
    »Na ja, es ist noch ziemlich früh, denke ich«, antworte ich.
    Becky greift sich ans Herz. »Himmel … Sarah, nicht wahr? Hast du mich erschreckt! Ich habe dich gar nicht gesehen. Was schleichst

Weitere Kostenlose Bücher