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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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verzieht sich zu einem großen Oval, und dannschlägt sie aufgeregt die Hände zusammen. »Ich nehme nur schnell den Wein mit«, sagt sie und holt ihn aus dem Kühlschrank. »Auf diesen Augenblick warte ich schon seit einer Ewigkeit.«
    Ich auch ,denke ich, ich auch.
Neuntes Kapitel
    D u bist so ein Freak, Evie Zwangsneurose«, sagt Delilah und zieht mich mit dem alten Spitznamen aus Kindertagen auf, mit dem sie mich damals immer geneckt hat, während ich meine Schlafzimmertür aufreiße. Ich bin die einzige von uns Kindern, die das Ordnungsfimmel-Gen unserer Mutter geerbt hat. Delilah, Jonah und Noah sind bekennende Chaoten. Delilah stellt den Pizzateller auf den Boden, nimmt sich ein Stück und lehnt sich gegen den Türrahmen, um abwechselnd kleine Bissen Pizza und große Schlucke Wein zu konsumieren. »Wie sind wir noch mal miteinander verwandt?«, fragt sie lachend. »Hier sieht es ja aus wie in Mary Poppins’ Schlafzimmer.«
    Ich schaue mich in dem Raum um und versuche, ihn mit Delilahs Augen zu sehen. Stimmt, er ist wirklich ziemlich aufgeräumt. An der Wand gegenüber der Tür steht mein Bett mit dem silberweißen Quilt aus Ausbrennsamt, der sorgfältig zurückgeschlagen ist, sodass darunter eine Wolke adrett aufgeschüttelter Kissen hervorguckt. Und ich ärgere mich, als ich auf der linken Bettseite eine große Falte entdecke. Ich widerstehe dem Drang, hinzugehen und sie glattzuziehen. Auf meinen weißen Nachtschränkchen stehen nur zwei passende weiße Lämpchen, und daneben eine Ausgabe von Charles Dickens’ Der Raritätenladen , den ich sicher schon tausend Mal gelesen habe. Die hellen zartbeigen Holzdielen quietschen beinahe unter den Schuhen, so sorgfältig sind sie poliert, und mitten im Raum liegt ein cremefarbener Schaffellteppich, den Delilah mir zum Einzug geschenkt hat.
    Auf der anderen Seite des Zimmers, an der Wand gleich links vor den großen Mansardenfenstern, steht ein knautschiges cremeweißes Sofa, und in der Ecke vor den eingebauten weißen Wandschränken ist ein Fernseher mit Flachbildschirm platziert. Aber das ist nicht der Schrank . Hier drin sind bloß meine Alltagsklamotten verstaut; sie hängen neben Delilahs Sommersachen sowie Unmengen von Kleidern, aus denen Lola und Raffy inzwischen herausgewachsen sind. Ich habe hier bloß eine halbe Kleiderstange, zwei Regale und eine Schublade. Aber ich brauche ohnehin nicht viel Platz, ich muss bloß meine vier schwarzen Arbeitshosen (Topshop), meine vier weißen Blusen (GAP) und eine Schublade voller schwarzer, weißer und beiger Unterwäsche (alles Marks & Spencer) unterbringen. Dann wäre da noch ein Haufen Kapuzenpullover, T-Shirts, langärmelige Oberteile und Jeans (ebenfalls GAP), die ich zum Babysitten trage. Alle perfekt gefaltet, ordentlich aufgehängt oder im Regal des Wandschranks verstaut wie in der Auslage einer Kaufhausabteilung. Das nennt man wohl Macht der Gewohnheit.
    Aber jetzt gerade zieht es Delilah und mich zu dem Schrank . Wir tappen durchs Zimmer und hocken uns auf die Bettkante, die Weingläser fest umklammert, Pizza mümmelnd, und starren den traumschönen weiß gewischten doppeltürigen provenzalischen Bauernschrank an, der in all seiner Pracht und Herrlichkeit an der Wand rechts von meinem Bett steht. Er wirkt beinahe königlich mit seinem kunstvoll gefertigten Korpus, der auf reich verzierten Füßen ruht. Mir scheint fast, als schaue er herrisch auf mich herab, verdrießlich angesichts der langweiligen, drögen Art seiner Herrin. Ich habe ihn an der Porte de Clignancourt in Paris gekauft, an dem Wochenende, als Jamie mit mir Schluss gemacht hat. Es war unser fünfter Jahrestag, und er war eigentlich als erstes »richtig erwachsenes« Möbelstück für unsere gemeinsame Pariser Wohnung gedacht. Ich weiß noch genau, wie ich beimKauf dachte, dieser Schrank könne mein ganzes Leben verändern, nur war mir dabei nicht klar, dass es keine Veränderung zum Guten war.
    Meiner Liebe zur Mode zum Trotz brachte ich es nach der Trennung von Jamie einfach nicht über mich, mich wieder hübsch zu machen. Ich futterte mir Kummerspeck an und heulte und hing in meiner Jogginghose auf der Couch herum und fühlte mich ungeliebt. Und als ich dann den Job bei Hardy’s bekam und bei Delilah einzog, wurde der Schrank zu einem Symbol jenes Menschen, der ich früher einmal war: fröhlich, optimistisch, eine geliebte, aber schrecklich leicht zu beeindruckende junge Frau. Und mir wurde klar, dass es an der Zeit war, ihn mit etwas Neuem zu

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