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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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sich zu mir hingezogen fühlt.
    Ich trete einen Schritt näher und nehme einen Bügel von der Stange und halte mir das in Plastik gehüllte Stück kurz an, weil ich hoffe, das würde genügen. Pustekuchen.
    Delilah schüttelt den Kopf. »Anziehen.«
    »Kann ich nicht«, entgegne ich und schüttele energisch den Kopf.
    »Und warum nicht?«
    »Ich habe mir geschworen, diese Kleider nur zu ganz besonderen Gelegenheiten zu tragen.«
    »Tja«, entgegnet sie geduldig, wobei sie die Pizzarinde auf denTeller fallen lässt, um sich dann auf dem Bett auszustrecken, »das hier ist die ›Outfits für dein erstes Date seit einer halben Ewigkeit‹-Gelegenheit. Komm schon, Evie, irgendwann musst du es tun, und mit wem würdest du es lieber machen als mit mir?« Und damit lächelt sie mir aufmunternd zu, und ich beiße mir auf die Lippen. Sie hat ja recht. Wenn ich das wirklich durchziehen will, dann brauche ich eine Generalprobe.
    »Aber ich weiß doch gar nicht, wohin Joel mit mir geht und was wir überhaupt machen!«, wende ich ein und versuche so, noch ein bisschen Zeit zu schinden. Und ehrlich gesagt habe ich auch ein bisschen Angst, dass er sich überhaupt nicht mehr meldet. Dass unser wunderbares Zusammentreffen mir auf immer im Kopf herumspuken wird als »Das, was hätte sein können«. »Wieso nehme ich sie nicht einfach aus der Hülle und zeige sie dir, und dann lassen wir es gut sein?«, schlage ich hoffnungsvoll vor.
    Delilah grinst. »Auf keinen Fall. Du hast mir die Nase langgemacht, jetzt kannst du keinen Rückzieher mehr machen. Das ist besser als Kino. Ich wünschte, ich hätte eine Tüte Popcorn«, und dann kuschelt sie sich gemütlich in mein Bett. Insgeheim bin ich heilfroh, dass die Küche so weit weg ist, damit geht die Gefahr, dass sie noch mal runtergeht und sich was zu knabbern holt, gegen null. Der Gedanke daran, wie sie in meinem Bett klebriges, krümeliges Popcorn mümmelt, ist schier unerträglich. Es fällt mir ja schon schwer genug, die Pizzarinde zu ignorieren.
    »Aber ich weiß doch gar nicht, welches ich anziehen soll!«, jaule ich jämmerlich.
    »Dann probier sie doch alle an«, gibt Delilah achselzuckend zurück. »Ich habe die ganze Nacht Zeit, wenn’s sein muss. Will ist mit seinen Freunden unterwegs und kommt sicher erst in den frühen Morgenstunden nach Hause. Mal wieder«, fügt sie hinzu und beugt sich rüber, um einen Schluck Wein zu trinken. Sie schlägtdie Hände über dem Kopf zusammen. »Mach schon, Schwesterlein. Leg los mit der Show.«
    Widerstrebend tappe ich ins Badezimmer. Eigentlich müsste ich doch ganz aufgeregt sein, aber irgendwie beschleicht mich das ungute Gefühl, Delilah zu enttäuschen und diesen wunderbaren Kleidern nicht gerecht zu werden, obwohl ich jedes einzelne dieser Teile nur deshalb gekauft habe, weil ich auf den ersten Blick ganz sicher war, dass ich mich darin anders fühlen würde, besonders, wunderschön,ausnahmsweise unübersehbar . Doch mit einem Mal lässt mich der Gedanke, etwas anzuziehen, mit dem ich aus der Masse heraussteche, vor Angst fast erstarren. So lange habe ich mich nun schon unsichtbar im Hintergrund gehalten, dass ich das Rampenlicht gar nicht mehr gewohnt bin. Selbst hier in meinem eigenen Schlafzimmer, nur mit meiner Schwester als Publikum. Wenn das mal nicht erbärmlich ist. Ich werfe einen Blick auf das Kleid, das ich umklammere, und merke, dass ich ein klein wenig zittere. Hier in meiner Hand halte ich den Stoff, aus dem das Leben ist, in das zu schlüpfen ich immer geträumt habe. Jeder Nadelstich ist eine Geschichte dessen, was hätte sein können.
    Und dann erinnere ich mich an das unerschütterlich sichere Gefühl, dass etwas ganz Besonderes passieren könnte, als ich das Gainsbourg-Top angezogen habe. Und so war es dann auch. Ich habe Joel kennengelernt. Und ich weiß, als Joel mich in diesem Top gesehen hat, da sah er mich als das überschäumend temperamentvolle, quirlige, attraktive Mädchen, das man gerne kennenlernen möchte. Das Oberteil hat mich aus meiner selbst gewählten Unsichtbarkeit gerettet, an die ich mich so gewöhnt hatte. Und ich will – nein, ich muss  – dieses Gefühl noch mal erleben.
    Schnell streife ich Jeans und Kapuzenpulli ab, ehe ich es mir noch mal anders überlege, und dann ziehe ich das Plastik vorsichtig von dem Kleid und dem Bügel. Das Teil ist einer meinerschönsten Vintage-Funde, ein traumschönes Kleid aus den fünfziger Jahren von Larry Aldrich, das ich entdeckt habe, als ich an einem

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