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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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Humor haben«, gebe ich zurück. »Es heißt doch immer, Amerikaner wüssten mit Ironie nichts anzufangen … was irgendwie ironisch ist.« Ich unterbreche mich und lächle. »War das gerade ironisch?«
    Joel lacht wieder und schüttelt den Kopf. »Nein, das war nichtironisch. Das war ganz ernst gemeint. Ich mag Sie. Und ich bin sehr froh, dass Sie hier sind. Ich hatte gehofft, Sie heute Morgen zu sehen, um Sie persönlich einzuladen.« Wieder wirft er einen Blick auf seine Armbanduhr, und ich mustere ihn abermals heimlich, während er gerade wegguckt. Die langen schwarzen Wimpern streifen seine Wangen. Auf dem Kinn hat er einen Hauch von Bartstoppeln, unter dem sein amerikanisch gebräunter Teint aussieht wie Schatten auf einem Sandsteinfelsen. »Wäre halb acht zu früh für eine Verabredung, was meinen Sie?«, fragt er und runzelt ganz leicht die Stirn.
    »Manche Leute müssen arbeiten, wissen Sie«, sage ich mit einem Anflug von einem Lächeln.
    »Ach ja, stimmt«, entgegnet er nickend. »Ihr Klient . Ich vergaß. Also, wann findet denn nun dieses Poloturnier statt, zu dem er geht?«
    »Ach. Ähm, sehr bald«, erwidere ich eifrig nickend.
    »Wie wäre es mit morgen?«
    »So bald nun auch wieder nicht«, widerspreche ich ungläubig. »Schließlich muss er seine Garderobe erst mal für gut befinden.«
    Joel lacht, und plötzlich komme ich mir vor wie die witzigste Frau auf der ganzen Welt.
    »Nein, ich meinte, hätten Sie morgen vielleicht Zeit, mit mir was trinken zu gehen?«, fragt er.
    Ich muss mich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle »JAJAJAJAAA!« zu kreischen.
    »Ja, ich glaube, da hätte ich tatsächlich Zeit«, entgegne ich kühl und bin plötzlich froh und dankbar, dass ich Joel durch meine seltsamen Arbeitszeiten heute Morgen hier über den Weg gelaufen bin. »Ich habe um – ich meine, mein letzter Termin ist um fünfzehn Uhr zu Ende.« Innerlich klopfe ich mir anerkennend auf die Schulter, so schnell geschaltet zu haben.
    »Großartig«, sagt er strahlend. »Dann hole ich Sie morgen um drei vor dem Laden ab.«
    »Prima, Joel, der, ähm, Termin steht.« Zu spät merke ich, wie dämlich das klingt. Zum Glück hat er sich da schon umgedreht und ist gegangen.
    Ich habe eine Verabredung. Ach du lieber Gott, ich habe tatsächlich eine Verabredung. Ich habe eine Verabredung ich habe eine Verabredung ich habe eine Verabredung, was anderes kann ich nicht mehr denken, während ich durch die menschenleere stille Herrenabteilung streife. Ich ziehe mein Notizbüchlein raus und zeichne eine rasche Skizze von Joel, seinem eleganten Anzug, dem frisch gestärkten Hemd, den schönen Händen. Ich drücke einen Kuss auf das Blatt, und dann kritzele ich schnell noch aus dem Gedächtnis eine Skizze des Teesalons mit Clark Gable. Die beiden Männer sehen sich verblüffend ähnlich, mal abgesehen vom Schnitt ihrer Anzüge.
    Zeichnen und Malen war immer schon mein Steckenpferd, und ich bin ganz versunken in die gestochen scharfen Umrisse von Clarks Trilby, als mir plötzlich eine Idee kommt. Ich schnippe mit den Fingern.
    »Das ist es!«, rufe ich laut.
    Die Aufregung blubbert in meinem Bauch wie Seifenblasen, als ich mich auf dem Absatz umdrehe und zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufrenne. Ich muss so schnell wie möglich ins Warenlager, denn da ist eine Kiste voll mit den Requisiten, die ich brauche, und zwar in Gang vier, genau in der Mitte des dritten Regals, gleich neben den breiten Polyesterkrawatten aus den siebziger Jahren und den verwandelbaren Jägerstöcken mit integriertem Sitz und Schirm (man kann darauf sitzen und sie als Regenschirm verwenden, allerdings logischerweise nicht gleichzeitig).
    Meine Idee wird sich zwar wahrscheinlich nicht umsetzen lassen, aber einen Versuch ist es allemal wert. Ruperts Worte klingen mir immer noch in den Ohren.
    … Ich weiß eigentlich nur, dass wir in den schwächsten Abteilungen Stellen einsparen müssen. Die Herrenabteilung ist eine einzige Katastrophe. Seit Monaten liegt der Tagesumsatz bei nicht mal hundert Pfund. Guy muss gehen.
    Meine Idee ist völlig verrückt, aber sie könnte funktionieren. Mit diesen Auslagen wird Guy den Umsatz nie im Leben steigern können. Ich muss die ganze Abteilung von Grund auf umkrempeln.

Samstag, 3. Dezember
    Noch zweiundzwanzig verkaufsoffene Tage bis Weihnachten

Elftes Kapitel
    A m nächsten Tag mache ich gerade eine kleine Pause auf meinem Warenlagersofa, gönne mir meinen wohlverdienten Tee und tagträume von meinem

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