Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Heiratsvermittlerin selbstständig machen oder so was, wenn ich demnächst meinen Job bei Hardy’s verliere. Das könnte ich sicher ganz gut. Oder ich werde Hochzeitsplanerin. Ich meine, bei meinem Organisationstalent …
Ich bin so in Gedanken an meine neue berufliche Karriere versunken, dass ich kaum merke, wie Joel mir aufhilft und mich auf die Füße zieht.
»Kommen Sie«, sagt er. »Gehen wir.« Und damit nimmt er mein Cape und wirft es mir schwungvoll über die Schultern, wo er dann auch gleich seinen Arm lässt. So verlassen wir das Foyer. Und ich fühle mich wie eine Katze in der Sonne, als ich merke, wie sämtlichen anwesenden Frauen die Kinnlade herunterklappt, während sie ihm hinterherschauen. Aber dann frage ich mich, ob die sich wohl denken, was will denn ein Kerl wie der mit so einer ? Und da verblasst der schöne Schein, der von ihm auf mich abstrahlt, gleich wieder.
Der livrierte Türsteher hält uns die Tür auf und lächelt herzlich, als Joel mich nach draußen führt, wobei er respektvoll »Mr. Parker« sagt und sich an den Hut tippt, worauf Joel ihm einen Geldschein in die Hand drückt. In meiner Aufregung ertappe ich mich dabei, wie ich den Gruß des Türstehers damit erwidere, dass ich gleichzeitig salutiere und einen Knicks mache. Der arme Kerl guckt etwas entsetzt, aber sein professionelles Lächeln verrutscht keinen Millimeter, obwohl ich mir ganz sicher bin, esin seinen Mundwinkeln zucken zu sehen. Zum Glück bekommt Joel nichts davon mit und führt mich unbeirrt nach draußen. Als ich mich noch mal umdrehe, zwinkert der Türsteher mir zu und erwidert meinen Salut, und ich winke lachend zurück.
Unsere kleine Teestunde war so elegant und kultiviert, dass ich mich fast wie in eine andere Ära zurückversetzt fühle, und ich finde es herrlich. Es schneit schon wieder, als wir gemeinsam durch die geschäftigen Straßen schlendern, aber diesmal bemerke ich die anderen Menschen gar nicht. Es ist, als seien alle anderen verschwunden, und es gäbe nur noch Joel und mich.
Joel erzählt mir gerade von seinem Laden, beschreibt die altmodische weiße Holzvertäfelung der Fassade, die amerikanische Flagge, die immer über dem Dach weht, und die entzückenden alten Damen, die dort arbeiten.
»Klingt einfach perfekt«, sage ich.
»Ist es auch«, entgegnet er lächelnd, »wobei es nicht ganz Ihrem Geschmack entsprechen dürfte. In meinem Laden trägt jedenfalls niemand Couture!«
Ich lache, wenn auch ein wenig unbehaglich. »Und warum sind Sie weggegangen, wenn es Ihnen da so gut gefällt?«, frage ich, weil ich mehr über diesen gutaussehenden Fremden erfahren will, der mir gerade den Arm um die Taille gelegt hat. Ich schlucke schwer und versuche mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen, bis ich einsehen muss, dass es mir schon schwerfällt, zwei Wörter sinnvoll aneinanderzureihen. »Ähm, ich meine nur, na ja, ich dachte bloß, wissen Sie, wenn Ihr Vater das Geschäft nicht in die richtige Richtung steuern kann, ähm, vielleicht könnten Sie es ja?«
Joel lächelt betrübt. »Das habe ich mir auch immer gedacht. Eigentlich hatte ich vor, meinen Abschluss in Betriebswirtschaft in New York zu machen und dann wieder nach Hause zurückzugehen.« Er hält inne und schaut starr geradeaus. »Ich hatte dort eine Freundin. Sie war meine Sandkastenliebe …« Er bricht ab, und ich streiche kurz über seinen Arm, damit er weitererzählt. Sein Gesicht wirkt angespannt, als versuche er mühsam, nicht die Beherrschung zu verlieren. Dann atmet er tief durch.
»Wir hatten unser Leben schon gemeinsam geplant«, sagt er leise. »Wir waren während der gesamten Highschool-Zeit zusammen, wussten aber auch, dass wir irgendwann unsere eigenen Erfahrungen machen müssen. Jedenfalls haben uns die anderen das immer einzureden versucht. Also beschlossen wir, auf unterschiedliche Colleges zu gehen, uns vielleicht sogar hin und wieder mit anderen zu verabreden, aber nach dem Studium wieder nach Hause zurückzukommen und zusammenzuziehen. Gemeinsam wollten wir die Leitung von Parker’s übernehmen. Ich dachte, das sei auch ihr Traum. Meiner war es jedenfalls.« Er seufzt. »Wie dem auch sei, in den ersten Monaten blieben wir durch Briefe und E-Mails in Kontakt, aber dann verlief es sich immer mehr. Mir war klar, dass sie genauso viel um die Ohren hatte wie ich, aber irgendwie dachte ich immer …« Wieder unterbricht er sich. Dann lächelt er mich an und senkt den Blick auf den sanft glitzernden Boden.
»Na ja,
Weitere Kostenlose Bücher