Ein weißes Land
und ich musste ihn schnell wieder vergessen, um in der seltsamen Gegenwart zu bleiben und die nervös an meiner Hose nestelnden Hände der Frau im Auge zu behalten. Sie half mir, mich zu entkleiden, zog aber selbst nur ihr Kleid hoch. Wie eine Hure, dachte ich, legte mich auf sie, spürte ihre Hand wieder in meinem Nacken und küsste sie unbeholfen auf die Stirn. Die leise ausklingende Musik, der Alkohol und ihr rhythmisches Stöhnen ließen mich alles Gesagte und Gesehene vergessen.
Plötzlich küsste sie mich und öffnete meine Lippen mit ihrer Zunge. Sie riss mich herum und setzte sich auf mich, beugte sich nach vorn und küsste mich wieder. Ihr Haar fiel mir auf das Gesicht, um mich war nur noch ihr Keuchen. Geschickt griff sie zwischen ihren Beinen hindurch nach meinem Schwanz, presste ihn mehrmals wie um den Zustand zu prüfen, begann ihn zu massieren und lächelte dabei. Das musste eine grimmige Vorfreude gewesen sein, denn als sie ihn sich einführte, spürte ich, wie eng und trocken sie war.
»Einer wird kommen – der wird mich begehren«, stieß sie mit jedem Stück hervor, das ich tiefer in sie eindrang, und: »Werd ich der Liebe Wunder erleben?«
Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, dann riss sie die Augen auf und presste die Schenkel zusammen.
»Lass mich machen«, sagte sie, »so ist es gut.« Dabei schob sie meine Hände immer wieder von sich.
Es war schwer für mich, einfach dazuliegen, wie sie es wollte, die hervortretenden Adern ihres Halses und ihr vorgeschobenes Kinn zu sehen, ihre Hitze zu spüren und ihren zugleich herben und süß lockenden Geruch zu atmen. Ich griff nach ihren Knien, um irgendetwas von ihr in den Händen zu fühlen, doch je mehr ich mich dem Höhepunkt näherte, desto weniger konnte ich in dieser Stellung verharren. Schließlich warf ich sie zur Seite auf das Bett, beugte mich über sie, packte ihre Schultern und drang erneut in sie ein. Ihr Blick traf mich und kurz nahm ich etwas wie Erschrecken darin wahr, dann war es geschehen.
Sie lag ganz still, bis mein Zucken ein Ende fand und ich mich von ihr löste, schwer atmend und ungläubig auf ihre Hand starrend, die noch immer meinen Schwanz hielt; ich hatte es nicht bemerkt. Sie wischte meinen Samen auf der Bettdecke ab und sagte nur:
»Wir müssen aufpassen.«
Das Grammophon gab ein regelmäßiges Knacken von sich und ich fühlte mich betrogen, ohne recht zu wissen, worum. Meine plötzliche Ernüchterung ließ mich streng werden mit mir selbst und mit ihr. Schamerfüllt und zugleich voller Verachtung für ihre hurenhafte Geschicklichkeit sprang ich auf und zog mich schweigend an.
4.
F adil hatte die verlassene Filzdecke gesehen, als er am frühen Morgen aus der Suite kam. Sogleich war er bei Haddad vorstellig geworden, um den Vorfall zu melden. Ich war mir im Klaren darüber, dass mein Schützling mich hinterrücks bekämpfte. Wahrscheinlich fürchtete er, benachteiligt zu werden, denn in den gelegentlichen Gesprächen, die der Großmufti mit mir führte, lag eine gewisse Bevorzugung. Anfangs nahm ich dieses Problem nicht ernst, doch eines Tages hatte mich Haddad darauf aufmerksam gemacht, dass Fadil abfällig über mich sprach.
»Du bist hier, weil ich dir vertraue«, sagte der Großmufti in eindringlichem Ton, ohne mich dabei anzusehen.
Ich stand vor dem Schreibtisch und blickte zu Boden, mit mir befanden sich die Sekretäre und Firas im Raum, Papiere in den Händen und sicherlich bereit, wichtigere Angelegenheiten zu erörtern, was die Situation noch unangenehmer machte.
»Ich wusste von deiner Herkunft«, fuhr der Großmufti fort. »Leute hatten mich gewarnt, du seist ein Straßenjunge. Aber ich habe nicht auf sie gehört. Denn für mich misst sich der Wert eines Menschen nicht an seiner Herkunft, für mich ist es selbstverständlich, dass jemand aus freier Entscheidung das Richtige tut, weil ihm Gott in seiner Weisheit Werkzeuge gegeben hat, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden. Und niemand kann sich darauf herausreden, es nicht verstanden zu haben oder zu schwach dazu gewesen zu sein, ohne damit die Gaben Gottes zurückzuweisen. Was also hast du in der Nacht getan?«
»Ich war bei einer Frau«, sagte ich und augenblicklich ertönte Schnaufen und Kichern von den Männern im Raum.
Der Großmufti hob die Hand, um sie verstummen zu lassen.
»Das kann ich nicht glauben. Du kennst doch niemanden hier. Wer soll diese Frau gewesen sein?« Er strich sich über den roten Bart, der durchdringende Blick aus seinen
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