Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
erkannte er jedoch, dass er es damit lediglich geschafft hatte, sich in seinem eigenen Zuhause auszugrenzen. Wenn er wegfuhr, konnte er er selbst sein. Aber auf seiner eigenen Ranch, in seinem eigenen Haus, verbarg er, wer er wirklich war.
„Ja, ich schätze, da gibt es was.“ Dakota schluckte. Zum ersten Mal, seit er herausgefunden hatte, dass er Hengste lieber mochte als Stuten, wurde ihm bewusst, dass er sich nicht mehr verstecken konnte und das auch gar nicht mehr wollte.
Die Gruppe schien darauf zu warten, dass er weitersprach. Allerdings war sich Dakota nicht sicher wie er ihnen sagen sollte, was er zu sagen hatte.
„Weil, wir haben uns gestern Abend in der Schlafbaracke drüber unterhalten“, sagte Kirk und zerknautschte dabei die Krempe seines Hutes in den Händen. Dakota konnte sich dieses Gespräch sehr gut vorstellen, und ehrlich gesagt war er sehr froh, nicht dabei gewesen zu sein. Dabei wären sicher ein paar hitzige Worte gefallen, die dafür gesorgt hätten, dass er jetzt ein paar Arbeiter weniger auf der Ranch hätte. „Es ist uns egal, ob du auf Kerle stehst. Ich meine, irgendwann hast du jedem einzelnen Mann hier schon mal geholfen. Ohne dich würd’ ich wahrscheinlich immer noch an der Flasche hängen wie damals, als mich meine Frau verlassen hat und David hier, dem hast du einen Job gegeben, nachdem sein Vater gestorben war.“ Langsam fingen rundum Köpfe an zu nicken.
„Ja, Jungs. Es ist echt schwer für mich, das zu sagen, aber es ist wahr. Ich bin schwul.“ Er hatte nicht die Absicht, Mario zu outen; das war dessen Sache.
Aus dem Hintergrund meldete sich Jake zu Wort. „Kann nicht sagen, dass mir das gefällt.“ Dakota hätte sich denken können, dass er einer der Stänkerer sein würde. „Aber der Junge von meiner Schwester ist schwul und der ist ganz in Ordnung, also denk’ ich, bei dir ist es auch okay.“ Dakota nahm an, dass es schlimmer hätte kommen können.
„Gibt es sonst noch etwas?“ Die meisten schüttelten verneinend die Köpfe. „Können wir dann wieder zur Tagesordnung übergehen?“ Allgemeines Kopfnicken und alles ging seinen gewohnten Gang, bevor sich die Versammlung auflöste. Dakota lehnte sich gegen eine der Boxen. Er konnte es kaum glauben. Auch wenn die Jungs ihn wahrscheinlich nicht verstanden, sie waren trotzdem bereit, weiter zu ihm zu halten. Er sah ihnen zu wie sie einer nach dem anderen den Stall verließen und ging dann zurück ins Haus.
Dort saß Phillip mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. Nachdem er sich selbst auch einen Kaffee eingeschenkt hatte, setzte Dakota sich zu ihm. „Ich brauche deinen Rat. Gerade habe ich den Jungs erzählt, dass ich schwul bin und anscheinend nehmen sie das ganz locker.“
Phillip trank seinen Kaffee und nickte bedächtig. „Das ist gut.“
„Ist es, aber jetzt bin ich mir nicht sicher wie ich es meinem Vater beibringen soll.“
Phillip stellte seine Tasse auf dem Tisch ab. „Du sagst es ihm einfach. Ich weiß, dass du Angst davor hast, aber er wird es verstehen.“ Er blickte Richtung Flur. „Er ist schließlich dein Vater und er hat es verdient, zu wissen, wer du wirklich bist.“
Dakota spürte wie sein Magen erneut rebellierte. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“
„Dakota, du hast gerade den Männern, die für dich arbeiten gesagt, dass du schwul bist. Hier geht es um den einen Menschen, der dich mehr liebt als alles andere auf der Welt. Meinst du nicht, dass du zu ihm genauso ehrlich sein solltest?“ Phillip seufzte leise. „Ich weiß wie schwer das ist, aber er hat die Wahrheit verdient. “ Phillip schob seinen Becher von sich und sah Dakota in die Augen. „Was wäre, wenn deinem Vater was zustoßen würde und du hättest es ihm nie gesagt?“
Phillip hatte recht, das wusste Dakota. Aber er wusste einfach nicht, was er sagen sollte oder wie er sichergehen konnte, dass sein Vater ihn verstand. „Aber was ist, wenn was passiert?“ Gott, was wäre, wenn der Schock zu viel für ihn wäre?
„Du brauchst es ihm ja nicht gleich heute zu erzählen. Himmel, so wie sich’s anhört, hattest du, was das betrifft, schon genug Aufregung, das reicht erst mal für eine Weile. Du hast mir doch gesagt, dass dein Vater gute und schlechte Tage hat. Warte doch einfach einen von den guten Tagen ab und sag’s ihm dann.“ Phillip hob den Arm und legte Dakota eine Hand auf die Schulter. „Glaub mir, dann geht’s dir besser.“
Dakota nickte. In Gedanken legte er sich schon zurecht, was er sagen
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