Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
blickte in die Augen, die ihm zugesehen hatte, als er noch in der Little League gespielt hatte. Sein Vater hatte kein einziges Spiel verpasst und immer vor Stolz gestrahlt. Augenblicklich erhellte sich das Gesicht seines Vaters und Dakota zog die Vorhänge vor den großen Fenstern auf und stellte das Bett so um, dass er zusehen konnte.
David galoppierte über die Koppel, jagte einem Kalb hinterher, warf das Lasso und fing damit die Hinterbeine des Tieres ein. Im Geiste konnte Dakota die Jungs jubeln hören, als David vom Pferd sprang und das Kalb fesselte. Danach zog er seinen Hut vom Kopf und verbeugte sich vor der Menge. „Was für ein Angeber.“ Dakota sah den Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht seines Vaters. Das war alles, was er zustande brachte. Einige der Männer wandten sich dem Fenster zu, hoben die Hände, winkten, um seinem Vater zu vermitteln, dass sie wussten, dass er ihnen zusah und dass sie ihn mit einschlossen. Sein Vater hob die Hände auch ein bisschen, winkte zurück und tat sein Bestes, mit ihnen mitzujubeln.
Während einige der Männer die Fässer aufstellten, lenkte ein leises Klopfen an der Tür Dakotas Aufmerksamkeit vom Fenster ab. „Darf ich reinkommen?“
Dakota lächelte Wally an, der im Türrahmen stand. „Sicher, wir sehen gerade dem Rodeo zu.“ Wally trat ein und Dakota winkte ihm zu einem Stuhl neben sich. „Ich dachte, du bist beim Doc.“
„Er wurde zu einem Notfall gerufen.“
„Hättest du ihm nicht helfen können?“ Nicht, dass er sich beschwert hätte. Die meisten Menschen, selbst die meisten der Jungs, fühlten sich nicht wohl in der Gesellschaft seines Vaters. Doch Wally, mit seinem herzlichen, offenen Wesen, ließ sich dadurch anscheinend nicht aus der Ruhe bringen.
„So ein Notfall war das nicht.“
„Seine Frau, huh?“ Sie lächelten sich an, lehnten sich aneinander und sahen sich zusammen mit Dakotas Vater die Show an. Die Situation verfehlte nicht ihre Wirkung auf Dakota. Ihm wurde bewusst, was ihm bisher gefehlt hatte. Er konnte beinah so tun, als wären sie eine Familie, als ob er noch ein anderes Leben neben der Ranch und seinem Vater hätte. Wally gab ihm die Hoffnung, dass er das eines Tages haben könnte.
„Was ist?“, flüsterte Wally.
Dakota schüttelte den Kopf. Unmöglich hätte er jemandem erklären können, was er in diesem Moment empfand. Seine eigene Verletzlichkeit machte ihm Angst. Als hätte Wally seine Gedanken gelesen, tippte er Dakota sanft auf den Handrücken. Dakota sah Wally an und fand seine eigenen Gefühle in dessen Gesicht widergespiegelt. In einem Moment absoluter Klarheit wusste er, dass Wally behutsam mit ihm umgehen würde. Vielleicht würde er ihm das Herz brechen, aber niemals absichtlich. Genausowenig wie er Wally das Herz brechen könnte.
Mit einem Blick auf seinen Vater stellte Dakota fest, dass dieser mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen war. Vielleicht träumte er ja gerade von der Zeit, als er selbst noch Rodeo geritten war. Er gab Wally einen Wink und stand auf. Sie gingen gemeinsam aus dem Zimmer. „Ich kann ihn nicht alleine lassen, bis die Schwester in ...“, er sah auf seine Armbanduhr, „einer Stunde hier ist. Falls du besser sehen möchtest, kannst du gerne nach draußen gehen.“
Statt zu antworten, stellte sich Wally auf die Zehenspitzen und küsste Dakota zärtlich. „Was? Und den besten Platz im Haus hergeben?“ Dakota spürte wie sein Herz hüpfte und da wusste er es.
Kapitel 7
W ALLY war nervös. Es waren nur noch ein paar Minuten bis zu ihrem ersten Date. Dakota hatte sein Herz berührt. Die ganze Nacht über hatte der Mann ihn in den Armen gehalten und heute hatte er dafür gesorgt, dass Wally den Großteil des Tages mit Doktor Hastings verbringen konnte. Dakota hörte ihm zu und tat Dinge, nur um ihn glücklich zu machen. Als Wally auf den Stall zuging, sah er, dass Greg ihn beobachtete. Wally starrte zurück und Greg wurde rot und sah zu Boden. Wally lächelte in sich hinein und ging weiter zum Stall, wo Dakota auf ihn wartete, an eine der Boxen gelehnt und den Hut tief in die Stirn gezogen. Jeder, der auf Cowboys stand, konnte doch von sowas nur träumen. Kaum etwas konnte so sexy sein wie dieser spezielle Cowboy, stellte Wally fest, vor allem als Dakota ihm einen Blick zuwarf, als hätte er gute Lust, Wally mit Haut und Haaren zu verschlingen. Wally erschauerte, als sich Dakota von der hölzernen Wand abstieß und auf ihn zugeschlendert kam. Als Dakota seine langen Arme
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