Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
um ihn schlang und ihn küsste, füllte sich Wallys Geist mit Bildern und Gefühlen der Leidenschaft. Er stöhnte leise in Dakotas Mund, spürte eine Zunge über seine Lippen gleiten und die Oberseite seines Mundes kitzeln, eine Hand, die ihre Körper enger aneinanderpresste. Dakota hielt ihn in seinem Bann und dabei benutzte er nur seine Lippen. Wally begann schon zu hoffen, dass ihr Date aus einem Besuch in der Sattelkammer bestehen würde, da ließ der Druck nach. Dakota zog sich zurück und Wally beugte sich vor, um nach diesen Lippen zu haschen.
„Lass uns spazieren gehen.“ Dakota nahm seine Hand und führte ihn aus dem Stall. Während sie über den Hof gingen, ließ er Wallys Hand los, ergriff sie aber gleich wieder, als sie durch den Hinterhof gingen, an einem alten Schuppen vorbei und dann hinaus auf das offene Feld, auf eine Baumreihe zu.
„Wo gehen wir hin?“
„Dorthin, wo ich schon immer am liebsten hingegangen bin“, antwortete Dakota und drückte Wallys Hand, wobei seine Aufregung und Energie wie ein lebendiger Strom Wallys Arm entlang floss. Als sie sich den Bäumen näherten, hörte er Wasser, das über die Felsen strömte. „Als ich noch ein Kind war, bin ich hier immer geschwommen.“ Sie gingen zwischen den Bäumen hindurch und hinunter zum Wasser. „Hier hing früher mal ein Schaukelseil, aber das ist vor ein paar Jahren abgefallen.“
Wally ging in die Knie und hielt die Finger ins Wasser. „Gott, ist das kalt.“
Dakota lachte ein tiefes, volltönendes Lachen. „Ja, das Wasser kommt direkt aus den Tetons.“
„Und da drin bist du geschwommen?“ Wally gab Dakota einen Klaps auf den Arm.
„Hey.“ Dakota wich zurück. „Du brutaler Kerl, ich war ein Kind und es war heiß.“
Das gespielte Gequengel wärmte Wally das Herz. Er genoss es, dass Dakota sich in seiner Gegenwart wohl genug fühlte, um ein wenig herumzualbern.
„Ich bin seit Jahren schon nicht mehr in diesem Wasser gewesen.“ Dakota legte Wally einen Arm um die Taille und hielt ihn an sich gedrückt, als sich der Himmel erst rosa, dann rot verfärbte, Während sie so dastanden, hallte ein tiefes Heulen über das Land. Wally spürte wie sich Dakota anspannte. Das Heulen wurde von einem zweiten, etwas helleren und leiseren Ruf beantwortet.
„Als Phillip mich eingeladen hat, ihn hierher zu begleiten, habe ich unter anderem darauf gehofft, dieses Geräusch zu hören zu bekommen“, bekannte Wally leise. „Dieses Gebiet ist einer der wenigen Orte, an denen das möglich ist.“ Wally hatte das Gefühl, er müsse seine Faszination irgendwie erklären – vielleicht würde Dakota dann verstehen, warum ihm das so wichtig war. „Ich glaube, für mich verkörpern die Wölfe etwas Ursprüngliches und Wildes. Etwas, dem der Mensch seinen Willen noch nicht aufgezwungen hat. Oder gar nicht aufzwingen kann. “ Wally schmiegte sich an Dakota, legte seinen Arm um ihn, in der Hoffnung, dass körperliche Nähe dieses Gespräch leichter machen würde. „Wir können sie ausrotten, aber wir können sie nicht ändern.“ Er sah Dakota in die Augen, weil er wissen wollte, ob seine Worte für ihn einen Sinn ergaben.
„Das verstehe ich“, begann Dakota, „aber für mich verkörpern sie eine Gefahr für die Ranch und für die Art wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene—und nicht nur ich, sondern alle, die auf der Ranch arbeiten und von ihr abhängig sind.“ Seine Stimme war gleichmäßig, doch Wally merkte ihm an, dass er eine Entscheidung zu treffen versuchte. „Vor drei Wochen habe ich die Nordweide überprüft und eine sehr nervöse Herde vorgefunden. Zuerst konnte ich nicht verstehen, warum sie so verstört waren, bis ich den Zaun überprüfte und ein totes Kalb fand. Oder besser, was davon übrig geblieben war. Und das war nicht viel.“
Wally wollte sich abwenden, wusste aber, dass er das nicht tun konnte. Er hatte Dakota erzählt, was er fühlte, jetzt musste er auch bereit sein, zuzuhören und zu versuchen, Dakotas Sicht der Dinge verstehen.
„Ich weiß nicht, ob das der Wolf getan hat, den wir gesehen haben. Aber das war nicht das erste Kalb, das ich verloren habe. Und jedes einzelne kostet Geld, das mir dann fehlt, um die Ranch zu betreiben.“
„Das tut mir leid.“
Dakota klopfte ihm leicht auf den Rücken. „Ich weiß, und ich wünschte, es wäre anders, aber ich muss meine Existenzgrundlage beschützen.“
„Ist die Ranch in Schwierigkeiten?“
„Nein. Aber jedes Stück Vieh, das wir verlieren, schadet
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