Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
kitzelte.
„Das ist nicht fair!“ Kichernd versuchte Wally, sich zu befreien.
Dakota hörte auf, trat noch näher an ihn heran und zog ihn in seine Arme. „Also, wie lautet dein Plan, um die Wölfin von hier wegzubringen?“
„Vor ein paar Minuten habe ich nach ihr gesehen. Sie ist wach, kann aber noch nicht richtig laufen. Es wird ein paar Tage dauern, bis die Muskeln in ihrem Hinterbein verheilt sind. Ich werde ihr wohl eine leichte Betäubung geben müssen und dann können wir sie zurück in den Graben bringen. Am besten tragen wir sie in der Decke, so wird unser Geruch nicht zu sehr an ihr haften.“
Dakota ließ ihn los und ging zum Haus.
„Wo gehst du hin?“, fragte Wally.
„Ich hole mein Gewehr.“
„Wofür?“
„Wally.“ Er blieb stehen und drehte sich um. „Ich gehe nicht ohne Schutz. Wegen der Wölfin mache ich mir keine Sorgen, aber ihr Gefährte kommt vielleicht auf dumme Gedanken, besonders, wenn er ihren Geruch erkennt. Er wird sich durch nichts von ihr fernhalten lassen und für uns könnte es kritisch werden, wenn wir ihm dabei im Weg sind.“
„Du wirst ihm doch nichts tun, oder?“
Dakota hasste es, den Zweifel und die Besorgnis in Wallys Stimme zu hören. „Ich tue mein Bestes. Aber ich werde nicht zulassen, dass du verletzt wirst.“ Wallys Gesichtsausdruck entspannte sich zu einem halben Lächeln. „Geh und hol’ deine Ausrüstung. Wir treffen uns dann hinten.“
Wally nickte. Dakota ging ins Haus, schnappte sich sein Gewehr und ging durch die Hintertür wieder nach draußen. Er sah, wie Wally vorsichtig auf die Hütte zuging, sie umrundete und die Tür einen Spalt öffnete. Ein gedämpfter Schlag drang an sein Ohr. Wally trat zurück, und Dakota sah, wie die Wölfin humpelnd aus dem Schuppen herauskam und dann auf dem Boden zusammenbrach, und eilte hinüber. Als er näher kam, wickelte Wally sie schon in die Satteldecke. „Wie machen wir das am Besten?“
„Wir benutzen die Decke als Tragetuch. Jeder nimmt eine Seite. So schwer ist sie nicht und wir können sie ziemlich schnell rüber tragen.“ Wally lagerte sie auf der Decke um, ohne sie zu berühren. Als er zufrieden war, hoben sie die Ecken an und liefen mit ihr über die Weide. Dakota trug sein Gewehr. Er war bereit, die Decke sofort fallen zu lassen, sollte das Männchen auftauchen.
„Wenn er nach ihr sucht, könnte er uns schon beobachten.“ Dakota suchte das Gelände nach Anzeichen für die Anwesenheit eines großen Raubtiers ab.
„Ich weiß.“ Sogar Wally war nervös. Je näher sie dem Graben kamen, desto höher stieg die Anspannung bei allen beiden.
Bei der Anhöhe nahe dem Rand der langen Bodensenke setzten sie ihr Bündel vorsichtig ab und Dakota gestattete sich zum ersten Mal einen genaueren Blick auf die Wölfin. „Sie ist wirklich schön, oder?“ Wally antwortete nicht, warf ihm aber einen Ich-hab’-es-dir-ja-gesagt-Blick zu. Dakota drehte sich um und suchte ein letztes Mal mit Blicken die Umgebung ab. „Wir müssen uns beeilen. Ihr Geruch ist sehr stark und bei dem Wind wird er sie bald erschnüffelt haben.“
Sie hoben die Ecken wieder an und stiegen langsam und vorsichtig die Böschung hinab. Dakota spürte, wie ihm der Kies unter den Füßen wegrollte; fast wäre er hinuntergerutscht. „Kota!“, rief Wally hinter ihm. Dakota fing sich wieder.
„Alles in Ordnung. Sei bloß vorsichtig.“ Dakota machte einen weiteren Schritt und sah zu wie Wally den Hang herunterkam. Er rutschte ebenfalls aus, aber sie schafften es trotzdem irgendwie bis nach unten.
„Kota, sie kommt zu sich.“ Wally setzte die Decke ab und Dakota tat es ihm nach, als die Wölfin den Kopf hob. Hastig krabbelte Dakota die Böschung hinauf, Wally direkt hinterher. Sie hatten es gerade über den Rand geschafft, als ein tiefes, bedrohliches Knurren sie herumfahren ließ. Über den Graben hinweg starrte das Männchen sie an. Für Dakota sah es so aus, als wollte er jeden Moment springen.
„Geh zurück, Kota“, sagte Wally heiser vor Angst, während er Schritt für Schritt rückwärts ging.
Dakota folgte ihm und hielt dabei sein Gewehr bereit. Während sie weiter langsam zurückwichen, hörte er ein leises Winseln und sah das Alphamännchen in die Senke springen. Er nahm seine Augen nicht von der Stelle, an der der Wolf verschwunden war und blieb nicht stehen, bis sie weit genug weg waren. „Okay, lauf.“ Gemeinsam drehten sie sich um und rannten über das offene Feld zur Ranch. Alle paar Minuten sahen sie sich um,
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