Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
Bären beim Fischen im Strom beobachtete. Ohne nachzudenken, drehte er sich um, um Dakota das zu zeigen. Erst da erinnerte er sich daran, dass er gar nicht da war. Wally zog den Kopf wieder in den Wagen und wartet schweigend auf dem Rücksitz, bis die anderen zum Weiterfahren bereit waren. Er fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen und die Spaßbremse in Person.
Im Laufe des Tages wandelte sich seine mürrische Stimmung in Frustration und Ärger. Wenn Dakota keine Zeit mit ihm verbringen wollte, dann war das verdammt noch mal in Ordnung. Wally bemerkte, wie Phillip sich in seinem Sitz herumdrehte, als er etwas vor sich hin murmelte. Von da an schwieg er und versprühte sein Gift nur noch innerlich. Ich werde mir, verflucht noch mal, davon nicht den Tag vermiesen lassen. Wenn er es so haben will, fein! Wally hatte gestern Abend vielleicht einen Fehler gemacht, doch Dakota hätte ihn nicht einfach abschieben dürfen, ohne mit ihm zu reden oder ihn auch nur anzusehen. Das war einfach taktlos!
Wally schob seine düsteren Gedanken weit von sich, als er eine Herde wilder Büffel entdeckte, die in der Nähe des Flusses grasten. Jung und alt, alle zusammen. Während er sie beobachtete, begannen sie, am Fluss entlang zu rennen, bis schließlich alle davonrasten. Obwohl er im Auto saß, konnte er spüren, wie die Erde zitterte und vibrierte. Mario hielt an und Wally stieg aus, sodass er das Beben der Erde unter seinen Füßen spüren konnte. „Was ist denn da los?“, fragte Phillip, der neben ihn stand.
Mario deutete auf etwas hinter den Bisons. „Seht mal da!“ Eine dürre, dunkle Gestalt jagte hinter den Büffeln her, gefolgt von einer weiteren. Zusammen trennten sie eines der langsameren Tiere von der Herde.
„Oh mein Gott!“, rief Wally aus. Ein Zittern durchlief ihn. „Das sind Wölfe auf der Jagd.“
„Sollten wir nicht irgendwas tun?“, fragte Phillip mit aufgeregter Stimme.
„Nein. Das ist der Lauf der Natur. Nur die Starken überleben.“ Wally sah zu, wie der einzelne Büffel stolperte. Ein Wolf hing an seiner Kehle. Sie waren zu weit weg, um Einzelheiten erkennen zu können. Wally wünschte sich, er könnte näher herankommen, aber das war unmöglich. Er beobachtete, wie der Bison zu Boden ging und die Herde am Fluss entlang weiterzog. Die Vibrationen wurden schwächer, je weiter sie sich entfernten.
Wally sah zu Phillip, der die Augen zusammenkniff und sich umdrehte, um wieder ins Auto zu steigen. „Das will ich nicht sehen.“
Doch Wally konnte die Augen nicht abwenden. Nie hätte er geglaubt, so etwas einmal miterleben zu dürfen. Vollkommen gefesselt sah er zu, wie die Natur ihren Lauf nahm. „Nur die Starken überleben“, murmelte er vor sich hin, „und ich habe vor, einer von ihnen zu sein.“ Der Büffel war nur noch ein brauner Hügel im Gras, über den jetzt vier Wölfe herfielen. Wally wandte sich ab und setzte sich wieder auf die Rückbank, während Mario hinter das Steuer glitt.
„Das war wirklich krass“, verkündete Phillip vom Vordersitz. Mario sagte nichts und Wally ahnte, dass er sich wahrscheinlich eines von den Rindern anstelle des Büffels vorstellte. Doch Wally wusste, was er gesehen hatte – etwas Seltenes und Unglaubliches.
„Ihr müsst das so sehen: Dieser Büffel war schwach. Wenn er stark gewesen wäre, hätte er mit der Herde mithalten können. Er hätte die Herde nur aufgehalten, also sind die anderen ohne ihn besser dran. Die nächste Generation wird stärker sein und die Herde wird überleben. Das ist Teil der natürlichen Ordnung und wir haben es gesehen.“ Wally konnte nicht verhindern, dass in seiner Stimme Erstaunen und Ehrfurcht mitschwangen. Mario startete den Motor und sie setzten ihre Fahrt durch den Park fort.
Die Sonne war bereits am Untergehen, als sie den Park verließen und nach Hause zurückfuhren. Wally hatte es geschafft, Dakota für eine Weile aus seinem Kopf zu verbannen und den Rest des Tages zu genießen. Doch je näher der Wagen der Ranch kam, desto nervöser wurde er. Ihm war klar, dass er mit Dakota reden musste, dass er versuchen musste, seine Gefühle für ihn in Worte zu fassen. Aber er wusste nicht, wie er das machen sollte. Er konnte nur hoffen, die richtigen Worte zu finden, wenn er Dakota erst gegenüberstand. Der Mann verdiente wenigstens eine Erklärung für Wallys Benehmen gestern Abend.
Als sie auf die Ranch fuhren, sah er Dakota auf der Veranda sitzen, umrahmt von Licht. Nachdem der Wagen angehalten hatte, stand er auf
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