Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
ein ganz besonderer Mensch, der es verdient hat, glücklich zu sein. Genauso wie Wally. Und ob du es glaubst oder nicht, aber ich bin ein wenig eifersüchtig auf euch zwei.“ Dakota sah ihn reichlich verwirrt an. „Nicht, weil wir füreinander bestimmt waren“, fuhr Phillip fort, „sondern weil ihr beiden da über etwas gestolpert seid, das wunderschön werden könnte.“
In dem Zimmer wurde es still. Dakota hörte nur das Geräusch seines eigenen Atems. „Wir haben uns geliebt.“
„Hä? Hab’ ich was verpasst?“
„Das ist es, was wir heute Nachmittag getan haben. Wir haben uns geliebt.“ Dakota starrte auf seine Handfläche. „Ist es so einfach?“ Ideen verdrängten den unangenehmen Strudel der Gefühle.
„Jetzt komm’ ich nicht mehr mit, Dakota.“
„Mein Vater hat mir schon gesagt, was ich tun soll und ich habe es nicht verstanden.“ Dakota zog Phillip in eine Umarmung, bevor er aufsprang und aus dem Zimmer eilte. Er war schon halb über den Flur, da kehrte er noch einmal um und steckte den Kopf ins Zimmer. „Danke dir.“
„Ich weiß zwar nicht, was genau ich gesagt oder getan habe, aber ich bin froh, dass es geholfen hat.“ Phillip stand lächelnd auf und legte die Hand auf den Türknauf.
Dakota ging wieder den Gang hinunter und hörte, wie Phillip die Tür hinter ihm schloss. Er sah noch einmal nach seinem Vater, der friedlich bei laufendem Fernseher schlief. Dakota machte den Fernseher aus, löschte das Licht und ließ die Tür einen Spalt offen. Als er herauskam, sah er, wie Phillip sein Schlafzimmer verließ. Gleich darauf hörte er aus dem Wohnzimmer leise Stimmen, gefolgt von Schritten und dem Schließen der Haustür. Das Haus war jetzt still und so leer wie es nur sein konnte.
Zumindest wusste er jetzt teilweise, was er zu tun hatte.
Kapitel 11
W ALLY lag auf dem Rücken und lauschte den Geräuschen im Haus. Er kannte Dakotas Schritt und jedes Mal, wenn er ihn an seiner Tür vorbeigehen hörte, fragte er sich, ob er gleich ein Klopfen hören oder sehen würde, wie die Tür aufging. Einerseits hoffte er, dass Dakota hereinkommen, zu ihm ins Bett steigen und ihn festhalten würde. Andererseits ängstigte ihn genau das mehr, als alles andere. Sein Herz sagte ihm, dass er auf Dakota zugehen und sich von ihm festhalten lassen sollte, aber sein Verstand befahl ihm, sich zurückzuziehen. In ein paar Tagen würde er ohnehin abreisen und das wäre es dann gewesen.
Wieder hörte er Schritte vor seiner Tür und ihm klopfte das Herz. Als er die Augen öffnete, schimmerte Licht unter seiner Tür durch. Der Lichtstrahl sah unterbrochen aus; vielleicht stand Dakota ja gerade vor der Tür. Unwillkürlich reckte Wally den Hals, lauschte auf ein Klopfen, aber es kam keines. Er hörte leise Stimmen, dann verschwand der Schatten und das Licht draußen wurde ausgeschaltet. Am Ende war es vielleicht doch nicht Dakota gewesen. Wally drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Er seufzte laut. Immer wieder sagte er sich, dass es so am Besten war. Er hätte Dakota doch nur das Leben schwer gemacht. Wally schloss die Augen und erschauerte, als er an die Gesichter aus dem Restaurant dachte. Wie die Leute ihn angesehen hatten – Wally hatte nur verschwinden wollen, während Dakota es einfach ignoriert hatte. Na ja, er konnte es auch – schließlich hatten sie nicht ihn angestarrt. Es war nicht Dakota, der dort auf dem Präsentierteller gesessen hatte. Er war ja nicht auf dem Präsentierteller gewesen. Dakota war kein „wölfeliebender schwuler Freak“, wie einer dort Wally genannt hatte. Allein der Gedanke daran brachte ihn zum Frösteln.
Er hörte eine Tür zufallen, das leise Knarren der Bodendielen, danach Stille. Wally schlug die Bettdecke zurück, ging zum Fenster, öffnete es und ließ die Nachtluft und die Geräusche von draußen herein. Er stand am Fenster und lauschte den Grillen, hörte Pferdehufe stampfen und dann das Geräusch von Schritten auf Kies und ein unterdrücktes Lachen. Schließlich waren nur noch die Nachtgeräusche zu hören. „Wenigstens Phillip hat seinen Spaß“, flüsterte er vor sich hin. Er verzog das Gesicht; ihm war natürlich klar, warum Dakota jetzt nicht bei ihm war. Keine Hände, die seine Haut streichelten, keine Lippen, die seine Schulter berührten, keine Arme, die ihn festhielten und er war selber daran schuld.
Wally konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als das Heulen eines Wolfs durch die Nachtluft zu ihm drang. Mit gespitzten Ohren
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