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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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dem Sie eben sprachen?«
    »Ja.«
    »Und wenn Hamid sie suchen würde?«
    »Das wäre mir sehr recht. Ich hätte ihn
gern hier, wo die Diplobomber-Sonderkommission aus ihm herausholen könnte, was
er mit alldem zu tun hat.«
    »Unwahrscheinlich — bei seiner
Immunität.«
    »Dann werde ich es vielleicht einfach
selbst aus ihm herausbekommen müssen, mit Hilfe meiner Kontakte zur
Sicherheitsfirma des Konsulats. Wie auch immer — um das zu tun, muß ich ihn
finden, und um ihn zu finden, muß ich Speed aufspüren. Sie können mir dabei
helfen, Mr. Newton.«
    Er zögerte, seufzte dann und stellte
die Figur wieder zurück. »Also gut, ich weiß nicht, wo Speed jetzt lebt. Leila
weiß es, nehme ich an, aber sie werden es nie aus ihr herauskriegen — dafür
liegt ihr viel zuviel an dem Geld, das er ihr gibt. Ich weiß, daß Speed auf
einem Boot herkommt und wieder verschwindet. Es gehört einem seiner
Spielerkumpane, Eric Sparling, und liegt im Bootshafen von Salt Point.
Sparlings Crew holt Speed von einem Schiff ab, das draußen vor der Küste
ankert, und bringt ihn hierher.«
    »Wie heißt das Boot?«
    » Freia .«
    »Und dieser Bootshafen von Salt Point —
ist das einer von denen zwischen dem Candlestick Park und dem Flughafen?«
    »Ja.« Zum erstenmal suchten Speeds
Augen meine; da war noch etwas, was er mir sagen wollte.
    »Was?« fragte ich.
    »...Na gut. Speed war gestern bei
Leila. Ich war dort, um ein paar Handtuchhalter für sie anzubringen, und er war
gerade im Aufbruch. Ich hörte ihn sagen, er wolle heute wieder abfahren.«
     
    Der Bootshafen von Salt Point lag an
der Küstenausbuchtung gleich südlich von San Francisco, in San Mateo County.
Dort herrscht bei jedem Wetter ein kräftiger Wind; an diesem Abend trieb er den
Nebel wie Schnee vor sich her, und mir war kalt bis ins Mark. Der Bootshafen
grenzte an einen nahezu leeren Parkplatz und war von einem hohen Elektrozaun
umgeben. Ich stellte den MG neben einem leeren Bootsanhänger ab und ging über
die Zufahrtsrampe zum Tor. Es war nur mit einer Schließkarte zu bedienen, und
es gab keinen Wächter und auch keine Möglichkeit, irgend jemanden
herbeizurufen. Ich spähte durch die gespenstisch dahintreibenden Nebelfetzen
und sah Kabinenkreuzer und Segelboote aller Größen in den Anlegebuchten liegen;
bei einigen schimmerte schwaches Licht durch die Kajütfenster.
    Einbrecherabschreckung oder ein Zeichen
von Leben?
    Der Rush-hour-Verkehr auf dem Bayshore
Freeway brummte hinter mir vorbei; vom Hafen her hörte man nur das sanfte
Schwappen des Wassers und das Ächzen der Leinen. Ich stieg wieder in mein Auto,
saß in der rasch hereinbrechenden Dunkelheit da und trommelte mit den Fingern
gegen das Lenkrad, während ich überlegte, was ich jetzt tun sollte.
Scheinwerfer leuchteten hinter mir auf, und ich sah einen dunklen Porsche auf
der anderen Seite des Bootsanhängers halten. Ein Mann im Busineßanzug stieg
aus, schloß den Wagen ab und ging auf das Tor zu.
    Also doch bewohnt.
    Ich stieg blitzartig aus meinem MG,
aber bevor ich das Tor erreichte, hatte es der Mann mit seiner Schließkarte
geöffnet und schon wieder hinter sich zugezogen. Wahrscheinlich hätte er mich
sowieso nicht durchgelassen; als er aus seinem Porsche gestiegen war, hatte er
die Alarmanlage eingeschaltet — der sicherheitsbewußte Typ. Ich mußte so tun,
als ob ich hierhergehörte.
    Ich stieg wieder in meinen Wagen und
fuhr, unter Vermeidung des verstopften Freeway, nach Brisbane hinein. Ich fand
einen Supermarkt und erstand eine große Tüte Lebensmittel, darunter auch die
Sauerteigbaguettes, die ich Hy versprochen hatte. Als ich zum Bootshafen
zurückkam, standen einige weitere Autos auf dem Parkplatz. Ich wartete.
    Nach etwa zehn Minuten kam ein Mustang
und hielt ein paar Boxen neben mir. Eine große Frau in einem beigefarbenen
Kostüm stieg aus und eilte auf das Tor zu, die Jacke fröstelnd zusammengerafft.
Ich folgte ihr, tat so, als stolperte ich auf der schrägen Rampe und ließ meine
Einkaufstüte fallen.
    »O nein!« Ich ging auf die Knie und
tastete mit beiden Händen auf dem Boden herum.
    Die Frau drehte sich um. »Ihre
Lebensmittel! Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Sie hockte sich hin und begann,
Äpfel einzusammeln, die aus der Tüte gekullert waren.
    »Die Lebensmittel sind nicht so
schlimm«, sagte ich. »Mir ist meine Karte runtergefallen. Verflixt, ich glaube,
sie ist im Wasser gelandet.«
    Sie steckte die Äpfel in die Tüte und
stellte diese auf. »Na ja, morgen

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