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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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alten Ahornbäumen. Am Samstag und Sonntag fuhr er ganz allein dort hinaus und richtete es her, stellte einen neuen Holzofen auf, installierte mit Hilfe von Carl Hostetter ein funkelnagelneues Bad, hängte einen Boiler auf und füllte das Haus mit Möbeln, die er auf den Versteigerungen kaufte, nur dass er das diesmal ganz alleine machte. Wann immer er etwas sah, von dem er glaubte, es könne ihr gefallen, kaufte er es. Je schicker es war, desto wahrscheinlicher war, dass er es kaufte, immer in Gedanken an sie. Der Preis war ihm egal, er hielt einfach die Hand hoch, bis alle anderen Interessenten ausstiegen.
    Als alles fertig war, ging er aufs Gericht und überschrieb den Besitz auf sie. Es war geheim. Damals war das noch möglich. Man sagte einfach, es solle nicht veröffentlicht werden, und niemand erfuhr etwas. Die Gerichtsbeamtin war eine ehrliche alte Jungfer mit einer Schwäche für gutaussehende junge Männer, und so schrieb Charlie unter ihren Augen einfach »Nicht veröffentlichen« auf die Urkunde, und das befolgte sie auch, was er sehr wohl gewusst
hatte. Jeder hätte es nachschauen können, doch das tat niemand.
    Er schenkte Sylvan die Besitzurkunde zum Geburtstag. Damals wurde sie zwanzig und erhielt das Dokument mit einem blauen Band drum herum. Sie trafen sich dort, verborgen von dem dichten Wäldchen, und an diesem ersten Mittwoch im Mai trug er sie über die Schwelle. Es war der erste und einzige Boden, von dem jedes einzelne Dielenbrett ihr gehörte.
    Bei jenem ersten Mal war es schon genug, einfach nur Hand in Hand durch das Haus zu gehen, von Zimmer zu Zimmer, während Sam und Jackie Robinson draußen auf der Veranda saßen, den Vögeln in den knospenden Bäumen lauschten und sie durch die Fenster beobachteten, wie sie im Haus umherschlenderten und Sylvan jeden Stuhl, jeden Tisch berührte und vorsichtig das Porzellan in die Hand nahm.
    Es war nur ein altes Bauernhaus mit gebrauchten Möbeln und allen möglichen anderen Dingen, die einmal fremden Menschen gehört hatten, aber es gehörte ihr und war das Erste, was ihr jemals wirklich gehört hatte. Sie gab dem Haus einen Namen. Sie nannte es Pickfair, weil sie in Hollywood im Haus von Mary Pickford und Douglas Fairbanks gewesen war.
    Wann immer sich die Gelegenheit bot, gingen sie dorthin. Jeden Mittwoch, wenn er ins Schlachthaus fuhr und seine Arbeit machte, fand er sie hinterher hier vor, sie wartete darauf, die Schweinekoteletts oder Steaks zu braten, die er mitbrachte, und frisch gebackenes Maisbrot stand zum Abkühlen auf der Arbeitsfläche in der Küche.
    Und dann gingen sie ins Bett, während der Junge mit seinen Comics am Tisch saß und Jackie Robinson im Garten
Löcher buddelte. Es ging immer schnell und war nie genug, aber es war alles, was sie hatten, und eine Weile auch alles, was sie brauchten.
    An den meisten Samstagen war Boaty zu einem seiner Ausflüge unterwegs, um auf seine unbeholfene Art zu angeln oder zu jagen, wobei er niemals mit irgendeiner Beute nach Hause kam, wenn nicht ein anderer Mann sich seiner erbarmte und ihm eine Forelle oder ein Kaninchen mitgab. Wenn Boaty den ganzen Tag weg war und Charlie nicht arbeiten musste, hatten er und Sylvan mehr Zeit füreinander.
    Charlie wartete, bis er Boatys großen Wagen aus der Stadt gleiten sah, und dann nahm er den Hund, holte den Jungen ab, mit Angeln oder einem Jagdgewehr in der Hand, und sie fuhren direkt dorthin, wo er wusste, dass sie auf ihn warten würde. Will und Alma fanden, dass Sam die frische Luft gut tat; er war immer rotbackig und müde, wenn er nach Hause kam. Allerdings bemerkten sie auch, dass diese Ausflüge niemals von einem Fang oder einer Beute gekrönt wurden.
    Sie gingen nicht angeln. Und ein Reh sahen sie auch nie. Sie sahen das Innere von Pickfair. Sylvan wartete immer auf sie, angezogen wie ein Filmstar. Sie kam ihnen an der Tür entgegen, als würde sie adligen Besuch willkommen heißen, und ihr seltsamer, runder Akzent begleitete sie ins Haus.
    Der Tag verging, für Sam in der Gesellschaft von Donald Duck und Captain America. Jackie Robinson lag zu seinen Füßen oder war schnuppernd in der Küche unterwegs, während Sylvan und Charlie immer weniger Zeit verstreichen ließen, ehe sie sich in die Dunkelheit des Wohnzimmers und die Treppe hoch verzogen, wo Sam sie hören konnte, wie sie sich im Raum bewegten, als würden sie tanzen, jedoch nur ein Weilchen, und dann war nur noch Stille, Stille und Kekse und Comics.

    Charlie und Sylvan hüllten ihn ein

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