Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

Titel: Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake
Vom Netzwerk:
wachsen?
    „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, Sie nach England zurückzuschicken, in ein Leben in Armut und Abhängigkeit. Als meine Frau wären Sie und Ihre Schwester versorgt und in Sicherheit“, erklärte Daniel.
    „Das ist doch kein guter Grund zum Heiraten. Zweckehen gibt es doch nur in Groschenromanen.“
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „So werden wir es niemals nennen. Jetzt nicht. Und auch in Zukunft nicht.“
    „Wenn wir das tun, dann nur für Isabelle und Arthur.“ Wieder traten ihr die Tränen in die Augen.
    „Ich weiß, dass es richtig ist. Vertrauen Sie mir.“
    Zehn Minuten später brachte sie Isabelle die schreckliche Nachricht bei. Hilflos beobachtete sie, wie jede Farbe aus dem Gesicht ihrer Schwester wich und jeder Muskel anfing zu zittern. „Du lügst. Das kann doch nicht sein. Du sagst nicht die Wahrheit!“
    Millicent legte die Arme um Isabelles Schultern und flüsterte verzweifelt: „Isabelle, ich habe ihn gesehen. Es ist Frank.“
    „Das stimmt nicht. Ich muss ihn selbst sehen.“
    „Er war es.“ Millicent drückte ihr die Zweicentmünze in die Hand.
    Eine Sekunde lang starrte Isabelle auf die kleine Münze in ihrer Hand, dann fiel ihr Kopf nach hinten und ihr markerschütternder Schrei zeriss die Stille des Raumes.
    * * *
    Eine Stunde später kniete der Pastor neben Isabelle in der kleinen Kapelle und sprach ein Gebet für Frank.
    Dann nahm Mr Clark Isabelles Hand in seine und sprach mit sanfter, leiser Stimme zu ihr. „Isabelle, Frank hat Sie sehr geliebt, und er wollte, dass es Ihnen gut geht. Ihre Schwester und ich, wir werden uns um Sie kümmern. Aber es gibt nur einen Weg, damit ich Sie beschützen und für Sie sorgen kann. Ich möchte nicht respektlos erscheinen, aber wir haben keine andere Wahl. Millicent und ich werden hier heiraten. Jetzt sofort. Nur so kann ich Sie beide mit mir nehmen und mich um Sie kümmern.“
    Statt in einem Büro zu heiraten wie die anderen Paare, die sie beobachtet hatten, erlaubte es Colonel Webber, dass sie die kleine Kapelle für die Zeremonie benutzten. Miss Matthews hatte den Pastor der Methodistengemeinde vom Festland holen lassen, um die Trauung vorzunehmen. Außerdem hatte sie drei Blumen gefunden, die sie mit einem blassblauen Band zu einer Art Brautstrauß für Millicent zusammengebunden hatte – eine Lilie, eine rosafarbene und eine rote Rose. Als sie die Blumen entgegennahm, schoss Millicent die Bedeutung der Blumen sofort durch den Kopf ... Tod, Freundschaft, Liebe.
    Was tue ich hier? Nur aus Liebe sollte man heiraten. Herr, wie kann ich das nur tun? Sie starrte auf die Blumen.
    Mr Clark streckte ihr seine Hand entgegen. „Komm, Millicent. Es ist Zeit.“
    Mit zitternden Knien stand sie auf. Sie legte die Stirn an die ihrer Schwester und flüsterte: „Isabelle?“ Mittlerweile trug ihre Schwester ihr schwarzes Reisekostüm. Ihr eigenes cremefarbenes Kostüm wirkte dagegen wie ein Brautkleid.
    „Geh nur“, antwortete Isabelle leise.
    Sie gaben sich das Eheversprechen, und Mr Clark schob vorsichtig einen Ring auf ihren linken Ringfinger. Erschrocken zuckte sie zurück. Mit leiser Stimme erklärte er: „Der Ring gehörte meiner Mutter. Ich bete, dass unsere Ehe genauso stark und glücklich wird wie ihre.“ Eine Sekunde später steckte der Ring an ihrem Finger und zeigte jedem, dass sie seine Braut war.
    Der Pastor bat den Bräutigam nicht, die Braut zu küssen. Den Teil ließ er einfach aus und sprach ein kurzes Segensgebet.
    Nach dem Gebet lief Millicent ein Schauer über den Rücken. Was habe ich getan?
    Als könnte er ihre Gedanken erraten, drehte Mr Clark ihr Gesicht behutsam zu sich. „Du hast das Richtige getan.“
    * * *
    Meile um Meile zog am Zugfenster vorbei. Erfolglos hatte Daniel versucht einen Schlafwagen für sie zu mieten, damit sie etwas Privatsphäre hätten, aber sie waren alle belegt. So viele Menschen drängten sich in den überfüllten Waggons, dass der Geruch nach Essen und ungewaschenen Körpern unerträglich wurde. Der Luftzug durch das offene Fenster half etwas, aber mit der Luft wurden auch Asche und Ruß von der Eisenbahn mit hineingeblasen. Der ohrenbetäubende Lärm der Maschinen ließ die Waggons immer wieder erbeben. Zwei Tage lang.
    Vergeblich versuchte Millicent, ihre Schwester zu trösten, aber da sie selbst um ihren Schwager trauerte, fehlten ihr oft die Worte. Eine so tiefe, frische Trauer verlangte nach einem Ventil. Zuerst wollte Daniel sie für ein paar Tage in einem Hotel

Weitere Kostenlose Bücher