Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Angelegenheit sagen.“
„Natürlich nicht. Es bringt niemandem etwas, wenn sich Miss Fairweather unnötig Sorgen macht.“
„Auch nicht vor Isabelle. Sie müssen wissen, dass Mr Eberhardt manchmal mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr von zu Hause weg war. An ihrem freien Tag hat Millie die Mädchen oft mitgebracht und wir haben ein Picknick gemacht oder etwas anderes. Meine Frau mag Audrey und Fee wirklich sehr gern. Deshalb bitte ich Sie um ihr Wort, dass wir die Wahrheit vor den beiden Frauen geheim halten, bis wir wissen, dass die Mädchen in Sicherheit und gut versorgt sind.“
„Sie haben mein Wort, Frank. Ich werde alles für die Mädchen tun, was ich kann.“
Mittlerweile waren sie wieder bei ihren Betten, und Daniel holte seine Bibel aus der Tasche. Frank räusperte sich. „Ich habe Isabelle unsere Bibel überlassen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, laut zu lesen?“
„Überhaupt nicht. Ich lese aus Johannes Kapitel 3 ...“ Er las die Geschichte, wie Nikodemus zu Jesus kam und verwirrt war, als Jesus ihm sagte, dass er von Neuem geboren werden müsse. Als er den letzten Vers gelesen hatte, sah er auf.
Frank lag auf seinem Bett und hatte den Kopf in eine Hand gestützt. „Armer Nikodemus. Die Botschaft von Jesus ist so einfach, dass er sie nicht verstanden hat.“
„Doch am Ende war es Nikodemus, der die teuren Salben für das Begräbnis von Jesus besorgt hat.“
„Ja, es hat ein bisschen gedauert, aber ich nehme an, dass er die Wahrheit am Ende doch erkannt hat.“ Frank setzte sich auf. „Dieser Vers über den Wind ... einmal, als meine Mutter meinen Vater durcheinandergebracht hat, hat er den Anfang dieses Verses zitiert und die Frauen mit dem Wind verglichen.“
Daniel las: „‚Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.‘“
„Genau dieser Vers. Wenn ich darüber nachdenke, ist Isabelle auch so. Sie erfrischt mich und beruhigt mich, und trotzdem weiß ich nie so genau, was sie denkt oder warum sie etwas tut.“
„Wenn Isabelle so ist wie der Wind, dann ist Millicent ein Wirbelwind.“
Erstaunt hob Frank eine Augenbraue. „Oh?“
„Sie ist definitiv die lebhaftere der beiden Schwestern.“ Vorsichtig schob Daniel seine Bibel zurück in die Tasche.
Um sie herum vertrieben sich die anderen Männer ihre freie Zeit. Manche spielten Karten, andere lasen oder lachten über anzügliche Witze. Doch Frank und Daniel schauten sich eine ganze Weile schweigend an. Dann nickte Frank fast unmerklich und sagte: „Ich frage Sie einfach geradeheraus: Sind Sie dabei, sich in Millicent zu verlieben?“
Ich habe das Thema aufgebracht. Natürlich musste er mich das fragen. Hätte er es nicht getan, könnte ich ihm keinen Respekt mehr entgegenbringen. Bis Millicent heiratet, ist er als männlicher Verwandter für sie verantwortlich. Daniel hob das Kinn etwas höher. „Ich habe mir vorgenommen, darüber zu beten. Über sie. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass ich nie wieder heiraten werde, aber dabei habe ich nicht bedacht, dass man sich ein zweites Mal verlieben kann, genauso wie man geistlich von Neuem geboren werden kann. Aber ich werde nichts überstürzen. Ich bin mir über meine Gefühle Ihrer Schwägerin gegenüber noch nicht sicher, aber ich werde Gott um Rat fragen.“
Ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf Franks Gesicht aus. „Ich werde auch dafür beten. Aber Sie haben recht. Millie ist wirklich ein Wirbelwind.“
Nach diesen Worten begann Daniel zu beten. Herr, ich will vor allem deinen Willen tun. Ich werde auf dich vertrauen und auf deine Führung warten. Dein Segen ist mir am allerwichtigsten, und wenn ich nicht wieder heiraten soll, dann bitte ich dich, dass sich meine Gefühle für Millicent nicht weiterentwickeln.
Von diesen Gedanken merkte Frank nichts, sondern lachte leise vor sich hin. „Ja, Millicent ist wirklich ein Wirbelwind.“
Herr, ich weiß, dass du über den Wind herrschst. Ist das meine Antwort? Dass ich nicht wieder heiraten soll?
* * *
„Miss Fairweather.“
„Ja?“ Erstaunt schaute Millicent hoch. Sie saß auf einem Stuhl und band sich den Schuh. Überall um sie herum machten sich die Frauen für das Frühstück fertig.
Mrs Sloper, die zuständige Frau für den Frauenschlafsaal, schaute sie durchdringend an. „Würden Sie bitte mit mir kommen? Sie können den Kleinen gerne mitnehmen.“
„Soll meine Schwester auch mitkommen?“
Die Frau senkte den Blick.
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