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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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vor. Ich kümmere mich um den Rest.«
    Silvania lächelte. »Datiboi, kleine Schwester.« Dann fiel ihr Blick wieder auf den Kleiderschrank. Ihr Lächeln verformte sich zu einer Grimasse. Was sollte sie nur anziehen? Sollte sie sich die Haare hochstecken? Sollte sie leise Musik im Hintergrund spielen lassen? Sollte sie einen verführerischen Gesichtsausdruck auflegen oder einen unschuldigen?
    Das waren Dinge, die über alles entscheiden konnten. Fragen, die schnellstens geklärt werden mussten. Helene. Silvania griff zum Telefonhörer.

Gefährlicher
Selbstversuch
    D ie himmelblauen Puschelhausschuhe machten kaum ein Geräusch auf dem Terrassenboden. Dirk van Kombast schob den Kopf zwischen zwei Säulenwacholdern durch und spähte zur Nachbarterrasse. Er hatte vorhin mit dem Vampire-Best-Buy-Bug richtig gehört. Am Rand, neben einem Plastikliegestuhl, stand sie: die Karaffe mit dem Pflanzentrunk der Germania Dracona. Der Trunk, der für die Vampire Leben bedeutete. Und wenn sie ihn nicht bekamen, den Tod.
    Vorsichtig kletterte Dirk van Kombast über den kleinen Zaun, der die beiden Grundstücke voneinander trennte. In der Hocke lief er schnell und leise zur Nachbarterrasse. So, wie er es auf dem Vampirologenkongress in einem Lehrfilm über das Anschleichen an verdächtige Subjekte gesehen hatte. Einen Moment hielt er inne. Er lauschte. Von der oberen Etage war ein Rauschen zu hören. Jemand duschte. Aus dem Keller kamen Schnarchgeräusche. Dirk van Kombast wagte einen kurzen Blick ins Wohnzimmer. Es war menschenleer. Und vampirleer.
    Er griff die Karaffe fest mit beiden Händen. Vorsorglich hatte er seine hellgrauen Lederhandschuhe angezogen. Die Karaffe war warm, aber nicht mehr heiß. Mit der Karaffe in den Händen lief Dirk van Kombast genauso schnell und leise zurück zu seiner Terrasse, wie er gekommen war. Nur ein freudiges Glucksen konnte er nicht unterdrücken.
    Er verschwand durch die Terrassentür ins Wohnzimmer. Dort stellte er die Karaffe auf den kleinen runden Glastisch mit den goldenen Beinen. Er schloss die Terrassentür, stellte sich vor die Karaffe, zog die Lederhandschuhe aus und atmete tief durch. Dann setzte er sich auf die brombeerfarbene Ledercouch. Er verschränkte die Hände. Wie ein Forscher betrachtete er die Karaffe mit dem Pflanzentrunk. Von vorne. Von der Seite. Von oben. Sogar von unten. Vorsichtig beugte sich Dirk van Kombast über die Karaffe und roch. Seine Nasenflügel zitterten. Er verzog das Gesicht. Der Pflanzensaft roch wie eine Mischung aus Ziegenmilch, Sekundenkleber und Kuhfladen.
    Unentschlossen starrte Dirk van Kombast die gelblich-grüne Flüssigkeit an. Sollte er einen Selbstversuch wagen? Was sollte schon passieren? Die Germania Dracona war zerkocht. Vielleicht wuchsen seine Eckzähne. Das sähe nicht gut aus. Aber für die Wissenschaft musste man Opfer bringen. Und für seine Mutter. Außerdem hatte er einen guten Zahnarzt.
    Dirk van Kombast stand abrupt auf, ging in die Küche und kam mit einer Suppenkelle zurück. Er zögerte. Aber nur einen Moment. Dann tauchte er die Kelle in die Karaffe. »Zum Wohl, Mutti!«, sagte er. Er führte die mit dem Pflanzensaft gefüllte Kelle zum Mund und nahm einen kräftigen Schluck.
    Gulp.

Pleased to
meet you
    S ilvania saß mit einem Buch auf den Treppenstufen vor dem Haus. Sie hielt sich das Buch vor die Nase. Mit den Augen schielte sie über den Buchrand auf den Lindenweg. Sie sah einen gescheckten Hund, der an einen Gartenzaun pinkelte, einen Mann im Unterhemd, der sein Auto wusch, einen kleinen Jungen, der im Vorgarten Regenwürmer aus dem Erdboden zog, aber keinen Nachhilfelehrer im Anmarsch.
    Silvania wurde abwechselnd heiß und kalt. Jacob konnte jeden Moment auf den Lindenweg biegen. Damit es nicht so aussah, als würde sie auf ihn warten, hatte sich Silvania das Buch mitgenommen. Das Ganze war Dakas Idee gewesen: Sie würde die Eltern im Haus ablenken und Silvania würde Jacob an der Tür abfangen. Dann würde sie ihn in ihr Zimmer schmuggeln und dann ...
    Silvania zuckte zusammen. Am vorderen Ende des Lindenwegs war ein rotblonder Strubbelkopf aufgetaucht. Vorsichtig reckte sich Silvania etwas. Er war es! Schnell steckte Silvania die Nase wieder ins Buch. Im Buch hatte sie einen kleinen, runden Spiegel. Sie überprüfte ihr Make-up. Soweit sie es erkennen konnte, sah es gut aus. Auf Helenes Rat hatte sie die Augenwinkel mit schwarzem Kajalstift umrandet, cremigen olivfarbenen Lidschatten und Glitter-Puder auf Stirn,

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