Ein Zirkus für die Sterne
sich um und marschierte auf die Tür zu. Noch einmal sah er den Direktor an. »Wenn Sie nur einen Fuß auf eine Westhovener Straße setzen oder einen Zuschauer in Ihr Zelt lassen, dann verhafte ich Ihren gesamten Verein.«
Als Crav ging, kicherte O’Hara in sich hinein und fragte Diwer: »So, wo waren wir stehengeblieben?«
Stirnrunzelnd löste Diwer den Blick von der Tür. »Dieser Kerl! Er verlangt Geld! Er sollte dem Amt für Regreß gemeldet werden!«
Der Direktor hob die Hände. »Halten Sie die Pferde zurück! Um Crav kümmern wir uns schon. Wir sagten …?«
Diwer zuckte mit den Schultern. »Sie haben mir gerade die unpolitische Natur des Zirkus erklärt, als dieser Entenfuß dazwischenkam und Sie darüber informierte, daß der Trupp von den Wahlen zurückgekommen sei. Wählen Menschen bei den Munizipalwahlen?«
O’Hara zog die Brauen hoch und schürzte die Lippen. »Sie sind lange genug hier, um Wohnrecht zu haben. Sollten sie nicht wählen?«
»Was sagten Sie noch über das Unpolitische der Show?«
»Ach, das! Ich kann meine Leute schlecht vom Wählen abhalten, oder?« O’Hara zuckte mit den Schultern: »Nebenbei bemerkt, alle drei Kandidaten von Westhoven sind hier draußen gewesen und haben ansehnliche Preise für die Stimmen der Zirkusleute geboten.«
Diwer stand auf. »Stimmen kaufen. Das ist … schändlich! Eine Revolution überstehen, um …«
O’Hara streckte die Hände aus. »Beruhigen Sie sich, Skiwy. Ganz ruhig. Kein Grund zur Aufregung.« Diwer setzte sich wieder. »Wenn Sie mit unserer Truppe ziehen, werden Sie schlimmere Sachen bei den Politikos erleben.«
Diwer verschränkte die Arme und schnaubte: »Wissen Sie, wessen Credits die Wahlen bestimmen werden?«
»Lassen Sie sehen – also, jeder Kandidat hat fünf Credits fürs Kommen und Wählen versprochen. Macht fünfzehn, und leichtere fünfzehn Credits kann man kaum verdienen. Also holt sich jeder seine fünfzehn ab und geht zu der geheimen Abstimmung.«
Diwer stand noch einmal auf, faltete die Hände hinter dem Rücken und wanderte vor dem Schreibtisch des Direktors auf und ab. »Empörend – das ist es! Die Revolution ist weniger als drei Jahre her, und die Korruption wuchert! Bestechungen, Stimmenkauf …« Er blieb stehen und blickte O’Hara an. »Ich muß es melden! Das alles …«
Der Direktor schüttelte den Kopf. »Nein. Wir kümmern uns auf unsere Art um solche Blutsauger. Wir rufen nie die Polizei. Außerdem würde es viel zu lange dauern, mit Hilfe der Polizei reinen Tisch zu schaffen. Es geht schneller, wenn der Patch das macht.«
Diwer setzte sich. »Was kann er tun? Ich verstehe nicht …«
»Es ist so ähnlich wie in der letzten Saison, als wir in der Orbitalbahn um Masstone waren. Also, unsere täglichen Operationskosten – die Abzahlung für die Baraboo, das ist unser Schiff, Treibstoff für die Fähren, Gebühren, Steuern, Gehälter, Vorräte, Reparaturen und so weiter – sind ziemlich hoch, zusammen etwa neunundvierzigtausend Credits pro Tag.«
»Ich verstehe.«
»Wenn wir also in einer Orbitalbahn sind und die Show auf dem Planeten gelandet ist, läßt sich leicht einsehen, warum wir sofort damit anfangen müssen, vor möglichst brechend vollem Haus zu spielen.«
»Alle Plätze sind verkauft?«
»Hab’ ich gesagt. Also – kaum waren wir damals auf Masstone gelandet, als auch schon diese Blutsauger über uns herfielen und uns nicht spielen lassen wollten, bevor wir sie nicht geschmiert hatten.« O’Hara beugte sich vor und streckte einen dicken Finger aus. »Ich kann ja verstehen, daß man einem unterbezahlten Angestellten einer Behörde ab und zu unter die Arme greifen muß, aber Erpressung steht auf einem anderen Blatt. Darauf lassen
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