Ein Zirkus für die Sterne
meinen, daß Ihr Gesetz Taschendiebe nicht als Verbrecher betrachtet?«
Goobin-stu hob die Hände. »Warum sollte es? Keine Taschen.«
Ich blickte mich im Stationsbüro um. Alle anwesenden Asthus trugen blaue Gürtel, aber keine Taschen. Ich wandte mich wieder Goobin-stu zu. »So, und wo haben Sie Ihr Geld?«
»Geld?« Hierauf gab er einen blökenden Laut von sich, ratterte etwas zu Tuggeth-norz, der daraufhin ebenfalls blökte. Als sie mit dem Geblöke aufgehört hatten, schüttelte der Dolmetscher den Körper. »Wir heben Geld in Creditbörse auf. Wenn nicht, müßten wir es in der Hand tragen.«
»Und was ist mit Falschspielern? In der Show arbeiten Falschspieler!«
Verständnislose Blicke. Goobin-stu streckte die Hände aus. »Falschspiele?«
»Glücksspiele, unehrlich!«
Goobin-stu kratzte sich seitlich am Kopf und schüttelte den Körper. »Und?«
Trübsinn lag über Fischgesicht und mir, als wir auf dem Weg zurück zum Platz waren. Fischgesicht schüttelte nur den Kopf. »Ich glaub es nicht, ich kann es einfach nicht glauben.« Er sah mich an, als wir zum Haupteingang kamen. »Meinst du wirklich, daß diese Eier kein Wort für ›ehrlich‹ haben?«
Ich nickte. »Das heißt auch, daß sie kein Wort für ›unehrlich‹ kennen!« Ich schüttelte den Kopf. »Und das wiederum bedeutet, daß Unehrlichkeit kein Verbrechen ist.«
Fischgesicht trat gegen einen kleinen Stein. »Was heißt, daß Boston Beau und seine Bande Geld scheffeln werden, als gehörte ihnen die Druckerei.«
Ich verfolgte den Stein mit den Augen, und als ich hochsah, erblickte ich Schieber Tims finsteres Gesicht hinter den Stäben des Kassenfensters. Vor dem Wagen stand keine Schlange, doch der Platz dahinter war krachvoll mit blökenden Asthus, die durch weißgegürtelte Verkehrspersonen dirigiert wurden. Spätkommer präsentierten an der Pforte reservierte Vorverkaufskarten und wurden durchgelassen. Wir nickten dem Kartenabreißer zu, gingen auf den Platz und auf die Sideshow zu. Die Asthus hörten den Anpreisern zu, gingen zu der einen Attraktion und kamen von der andern – doch irgend etwas stimmte nicht. Niemand verkaufte Eintrittskarten. Fischgesicht und ich stellten uns zu Motormund, dem Ansager für den Wunderbaren Ozamund. Er hatte seinen Spruch gerade beendet, zeigte mit einem Stock auf den Zelteingang und beugte sich auf seinem Podest vor, um die Menge der blökenden Asthus zu beobachten, die sich auf dem Weg zum Zelt an ihm vorbeischob. Motormund drehte sich um und erblickte Fischgesicht und mich. »Habt ihr so was schon gesehen? Sie verstehen kein Wort von dem, was ich sage, aber sie stehen da und hören zu. Wenn meine Vorstellung mitreißend genug ist, treten sie ein und sehen sich die Show an.« Er lächelte und sagte mit gesenkter Stimme: »Ich will euch nicht verheimlichen, daß ich für Ozzie mehr Kunden zusammengetrommelt habe als der gute, alte Stromlippe gegenüber für Zel.«
Ich blickte zu Madam Zeldas Ausrufer und bemerkte pflichtschuldig, daß weniger Leute bei Stromlippe standen. Als ich mich wieder zurückwandte, fragte ich: »Warum verkauft ihr keine Eintrittskarten?«
Er zuckte mit den Schultern: »Befehl vom Direktor. Diese Leute haben kein Geld bei sich. Mr. John sagt, daß wir uns auf ihre Ehrlichkeit verlassen können.«
Ich suchte den Weg ab. »Wo sind die Spieler?«
Motormund zuckte mit den Schultern: »Weg, glaube ich. Sie hatten nichts zu tun.« Er richtete sich auf. »Ich muß wieder an die Arbeit, Warz. Nebenbei – Mr. John wollte euch beide sehen, sobald ihr zurück seid.«
Ich nickte, und Fischgesicht und ich machten uns auf zum Bürowagen. Mr. John saß auf den Stufen, beobachtete das asthusische Gewimmel und lachte vor sich hin. »Na, ihr zwei, wollt ihr immer noch, daß
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