Eindeutig Liebe - Roman
die Blumen waren von diesem Ben! Respekt, Ben, gekonnt aus der Hüfte geschossen. Der Strauß musste ein Vermögen gekostet haben … Aber er betrieb schließlich auch eine teure Folterkammer, die er ein Fitnessstudio nannte, wo er seine Kunden ausbeutete.
Sienna zuckte zusammen, als ihr Name fiel. Wenige Sekunden später rannte jedes weibliche Wesen im Raum zu ihr. Dabei kreischten sie, als würden sie für das jährliche Sommerkonzert des Katzenchors proben. Sienna wurde fast genauso rot, wie Tom es eben noch gewesen war, und versuchte, sich hinter ihrem Monitor zu verstecken.
Wieso war ich nie auf den Gedanken gekommen, so etwas für eine Frau zu tun? Vielleicht sogar für Sienna? Damals, als ich noch nicht den Mumm verloren hatte …
Der Lieferant kämpfte sich durch die Menge gurrender Frauen und legte Sienna die Blumen in den Arm. »Bitte hier unterschreiben«, verlangte er unwirsch und drückte ihr einen Zettel und einen Kugelschreiber in die Hand.
Sie gab ihr Bestes bei dem Versuch, ihren Namen auf die Bestätigung zu kritzeln, aber die Blumen behinderten sie bei jeder Bewegung. Sienna hasste so etwas. Das wusste ich. Sie verabscheute es, im Mittelpunkt zu stehen, und das tat sie jetzt definitiv. Fast war es, als liefe alles im Raum nur noch in Zeitlupe ab, als beobachtete ich das alles nur aus der Ferne. Beobachtete jemand anders dabei, wie er die Frau umwarb, die ich liebte. Ich meine, die ich geliebt hatte . Scheiße!
Chloe sah zu mir hinunter und grinste hoffnungsvoll. Ich lächelte zurück. Billig wegkommen würde ich dabei nicht.
»Was steht drauf?«, schrie Lydia, die wirklich sehr laut werden kann. Sie stolperte über ihren eigenen Schuh, riss das Telefon mit sich und konnte sich gerade noch an der Schreibtischkante festhalten.
»Mädels, Mädels. Bitte. Mir ist das furchtbar peinlich. Seid mal kurz still.« Sienna riss die Karte aus den Fingern einer besonders kräftigen Kollegin namens Delilah. Dann nieste sie süß und las die Karte. Ihr Gesicht nahm einen wunderschönen Ausdruck an, und mir wurde ganz warm ums Herz. Ich freute mich für sie. Wirklich. Aufrichtig. Mehr oder weniger …
Lydia hielt es nicht mehr aus; sie entriss Sienna das rosarote Kärtchen und las es laut vor:
»›Für Sienna. Ich weiß, heute ist weder Dein Geburtstag noch Valentinstag, Weihnachten oder sonst etwas Besonderes. Ich möchte Dir diese Blumen einfach schenken, weil Du so schön bist und weil ich der glücklichste Mann auf Erden bin. In Liebe, Ben. Kuss. Kuss. Kuss.‹ Drei Stück, Sienna. Er liebt dich eindeutig«, rief sie aus, verschränkte die Arme und bedachte meine beste Freundin mit einem schwesterlichen Blick. Einem Blick, in dem sogar Stolz lag.
Ich war dem Kerl noch nicht begegnet, aber ich fand, dass es langsam Zeit wurde, das nachzuholen. Er war offenbar recht nett. Entweder das, oder er war furchtbar seltsam. Aber egal, was es war, ich musste ihn fertigmachen. Ich meine, kennenlernen.
Ich schloss die Bürotür, und Stille umgab mich. Ich dachte nach.
Überlegte. Wünschte.
»Ich möchte dich meinen Eltern vorstellen.«
Sienna
Im Augenblick bin ich wirklich sehr glücklich. So glücklich, dass ich wünschte, ich könnte Klavier spielen und dabei singen, so wie Alicia Keys. Dann könnte ich meine überschäumende Freude vielleicht ausdrücken, statt bloß im Zug zu sitzen und wie eine Irre vor mich hinzukichern. Ich hätte mich eben damals nicht mit meinem Klavierlehrer wegen der Frage überwerfen sollen, wo das eingestrichene C ist.
Ja, als ich sieben war, ging irgendwie alles schief. Dad hatte die Klavierstunden für mich organisiert und war dann zutiefst beschämt, als Mr. Davis ihm eröffnete, dass er mich nicht länger unterrichten könne, da zwischen uns »unüberbrückbare künstlerische Differenzen«, beständen. So drückt man es höflich aus, wenn eine aufmüpfige Siebenjährige nicht davon abzubringen ist, zu behaupten, man läge bei einer Tatsache falsch. Bei etwas, worüber sich nicht verhandeln lässt.
Sehen Sie, damals hatte ich noch nicht begriffen, dass das eingestrichene C zu den festgelegten Dingen gehörte – wie Zeitzonen und das Periodensystem der Elemente. Daran lässt sich nicht herumdeuten. Inzwischen bereue ich, dass ich damals so starrsinnig war, denn ich wünsche mir nichts sehnlicher, als ein sexy Kleid anzuziehen und mich für meinen unglaublich gut aussehenden Freund in der Bar eines schicken Hotels vor den Flügel zu setzen.
Mist.
Ben ist alles, was ich
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