Eindeutig Liebe - Roman
davon futtern und dick werden, also nimm es bloß mit, und iss es mit ihm zusammen«, erwiderte er. Dann schnitt er heimlich ein Stück Banoffee Pie für sich selbst ab.
»Außerdem bin ich gerade ganz versessen auf meine Schreiberei. Ich will heute etwas schaffen, und das geht besser, wenn du nicht die ganze Zeit in der Wohnung sitzt und schmollst.« Er stupste mich spielerisch in die Seite und zeigte auf den kleinen Stapel schwarzer Notizbücher auf dem Küchentisch.
Ich wusste im Grunde gar nicht genau, was er in diesen Büchern aufschrieb – sie gehörten ausschließlich ihm –, aber mir war klar, dass er über die Dinge schrieb, die er gerne sehen und tun wollte, und darüber, wie er sie sich vorstellte. Ich fragte mich, ob seine Fantasie vielleicht zum Ausgleich für seine mangelnde Fähigkeit, etwas wirklich zu erleben, besonders stark ausgeprägt war – so wie eine Fledermaus ein unglaublich gutes Gehör hat, um ihre Blindheit zu kompensieren.
»Ich will darüber schreiben, wie es sein muss, einen Marathon zu laufen«, erklärte er von einem Ohr zum anderen grinsend und hielt eine Leichtathletikzeitschrift hoch.
»Du kommst allein zurecht?«, vergewisserte ich mich.
»Ja, natürlich, Liebes. Ich verspreche dir, ich trage meinen Helm«, fügte er hinzu und setzte sich das Ding auf, mit dem er aussah wie ein Statist in einer Gameshow am Samstagabend.
»Danke«, sagte ich, dann küsste ich ihn auf die Wange und verließ die Wohnung.
Als ich am Parktor ankam, sah ich Nick. Er wirkte nervös. Etwas an seinem Verhalten verriet mir, dass mir seine Neuigkeit nicht gefallen würde. O Gott – was, wenn Chloe schwanger war? Ich malte mir aus, wie ich dieses Kind auf den Arm nehmen und dabei fröhlich aussehen musste. Oder vielleicht heirateten sie? Himmel, ja! Jede Wette, das war es. Nick war jetzt in diesem Alter …
»Hallo, Kleine«, sagte er und zog mich in seine Arme. Seine Bewegungen waren steif: Er war angespannt. Andererseits, vielleicht würde meine heimliche Hoffnung heute doch noch wahr werden. Vielleicht würde er etwas über uns sagen. Über mich und ihn … etwas Gutes. Etwas Wunderbares sogar. Aber ich konnte mich auch irren. Vielleicht hatte er auch nur einen neuen Job in Aussicht. Das wäre dann wirklich verdammt schlecht. Ich schalt mich innerlich, weil ich mich in wilden Spekulationen darüber verlor, was er mir nun sagen würde.
Doch dann schien mein sonniger Tag zu einem trübseligen Gemälde zu werden, in dem alle Farben dumpf sind, denn er offenbarte mir, dass er vorhatte, Chloe darum zu bitten, mit ihm zusammenzuziehen. In seinem Haus. Aus »zeitweilig« würde »dauerhaft« werden. Ganz offiziell.
Ich täuschte die Art von Freude vor, die man für den Kollegen bereithält, der die Beförderung bekommt, auf die man es selbst ebenfalls abgesehen hatte, oder für den Kerl, der den Millionen-Pfund-Gewinn auf dem Los frei rubbelt, das er unmittelbar vor einem gekauft hat.
Nick stützte sich auf seine Ellbogen, und die Umrisse seines Waschbrettbauchs zeichneten sich unter seinem dunkelgrünen T-Shirt ab, auf dem eine weiße abstrakte Grafik zu sehen war. Sein rebellisches dunkles Haar guckte unter einem aufreizenden Schlapphut hervor, der einen Schatten auf seine kräftige, stopplige Kieferpartie warf.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also sprang ich auf seinen Bauch und knuddelte Nick. Wie eine gewaltige Welle spülten die Emotionen über mich hinweg. Ich war völlig überwältigt: Ich würde ihn verlieren. Ich wollte ihn festhalten, bevor die Götter sich vom Himmel stürzten, ihn packten und forttrugen – für immer.
Er hielt mich fest, und als die Tränen zu fließen begannen, bebte meine Brust. Ich hielt den Atem an, damit Nick nichts merkte. Wenn er es nicht spürte, dann sah er vielleicht auch nicht, dass mir die Augen überquollen, und ich konnte wenigstens mein Gesicht wahren.
Nick quasselte weiter über seine große Entscheidung – darüber, wie es dazu gekommen war, welche billigen Umzugsfirmen für Chloes Sachen infrage kamen, über den Preis von Luftpolsterfolie –, aber für mich war das alles nur ein Haufen unzusammenhängendes Gefasel.
Doch dann bemerkte er meine Tränen doch noch, und ich ließ mich gehen. Komischerweise konnte ich nur daran denken, dass unsere Nächte mit alten Videospielen nun ein Ding der Vergangenheit waren. Nie wieder Donkey Kong oder Street Fighter mit ein paar Whisky Colas, gefolgt von einer gemeinsam gerauchten Zigarre im Garten. So
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