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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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gar nicht zu der Thematik passen wollte.
    „Ich kenne auch eine Attacke, gegen die es keine Gegenwehr gibt“, murmelte ich.
    „Ach, wirklich?“
    „Wirklich.“
    Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn ungeduldig zu mir herunter.
    Wie sich augenblicklich herausstellte, hatte ich Recht gehabt.
     
    11
     
    Der Schrei, der mich ereilte, kam nicht von mir.
    Ich konnte und wollte ihn nicht abwehren.
    Sina brüllte vor Schmerzen.
    Auch Johannes hatte es gehört und mit dem nervenzerfetzenden Geräusch kamen die Bilder und Empfindungen.
     
    Ich liege nicht mehr mit Johannes auf der Matte der Turnhalle, umgeben von seiner Leidenschaft, ich liege alleine auf der Ladefläche in einem Van - Sina liegt auf der Ladefläche. Ihre Stirn ist vor kurzem an eine der Schiebetüren gekracht und jetzt pocht sie vor Schmerzen - meine Stirn pocht vor Schmerzen. Ich spüre, wie das warme Blut über meine Haut und in meine Augen läuft. Ich blinzele und sehe alles wie durch einen roten Schleier.
    Gefahr!
– schreit jede Faser meines Körpers.
    Ich habe den Knebel halb verschluckt, atme mühsam durch die Nase und sauge gierig den Sauerstoff ein.
    Eiskalte Angst schnürt mich ein - die Furcht, zu ersticken.
    Ich öffne und schließe mehrmals meine Augen, zwinge mich dazu, meine Panik einzudämmen, sie zu überwinden. Allmählich kann ich klarer sehen.
    Blauer Himmel, manchmal zieht eine Wolke vorbei.
    Nicht die Wolken bewegen sich, das Auto fährt. Ich höre den Motor. Der Boden, auf dem ich liege, vibriert.
    Etwas kommt in mein Sichtfeld. Ein Mann beugt sich zu mir herunter, kniet sich auf meinen Arm und rammt eine Nadel in mich hinein. Unmittelbar nach dem Einstich scheinen mich lodernde Flammen von innen heraus aufzufressen. Sie suchen sich ihren Weg an die Oberfläche, während ihre hungrigen, glühenden Zungen über jeden Zentimeter meines Körpers lecken und ihn verbrennen.
    Das Blau des Himmels ist mein einziger Halt, doch jetzt verändert es sich, es wird schmutzig. Einzelne Flecken lösen sich. Sie verwandeln sich zu schlangenartigen Bestien, die mit weit aufgerissenen Mäulern versuchen, durch die Scheiben des Fahrzeugs ins Innere zu gelangen, um mir ihre Giftzähne ins Fleisch zu schlagen. An eine Verteidigung ist nicht zu denken, es sind zu viele.
    Ich dämmere halb weg, unfähig zu schreien, unfähig zu fliehen, mein Verstand registriert lediglich Farb- und Geräuschfetzen, die meine Angst erneut aufflammen lassen, die mich mehr und mehr in unkontrollierbare Panik versetzen.
    Mit meiner gesamten Kraft, mit meinem ganzen Willen kämpfe ich gegen die Ohnmacht an, in die ich mehrmals wegzusacken drohe, zwinge mich dazu, meine Visionen zu ignorieren.
    Langsam, ganz allmählich werden die Konturen meiner Umgebung stabiler. Das Blau vor den Fenstern verliert seine Schattierungen. Es wird satt und klar. Die Wolken werden wieder Wolken und keine Monster, die zu mir hereinlugen, in der Absicht, mich fortzureißen.
    Die Töne und Geräusche fügen sich zusammen. Sie ergeben einen Sinn. Ich höre Radiomusik. Drei Männer unterhalten sich lachend. Ich bin durch eine Scheibe von ihnen getrennt und kann sie nicht deutlich verstehen.
    Erneut schießt die Panik in mir hoch und ich gebe einen leisen, wimmernden Laut von mir.
    Es gelingt mir, mich auf die Seite zu drehen, mit der Absicht, den Knebel aus meinem Mund herauszudrücken. Dabei erblicke ich einen eigenartigen Berg. Es ist ein Tafelberg und aus seinen grünen Seiten ragen zackige graue Felsen empor.
    Sina kennt den Berg nicht.
    Ich schon.
    Das Motorengeräusch wird lauter.
    Mein Kopf schlägt mehrmals gegen den Wagenboden, als wir über unebenes Gelände fahren. Dabei platzt die Kopfwunde erneut auf und ich spüre den beißenden Schmerz, den mein Schweiß verursacht, als er in die Wunde rinnt.
    Die Geschwindigkeit verändert sich, ich gleite langsam in den rückwärtigen Teil des Wagens, bleibe liegen - wie eine weggeworfene Stoffpuppe mit grotesk verdrehten Gliedern. Wir fahren bergauf.
    Die Bremsen quietschen, wir stehen still, der Motor wird ausgeschaltet.
    Wie auf Kommando schüttet mein Körper Unmengen von Adrenalin aus.
    Sie kommen. Keiner wird mich retten.
    Gnadenlos prasseln meine Gedanken auf mich ein - zahllos, quälend.
    Hilflos. Ausgeliefert. Sie werden mit mir tun, was immer sie wollen.
    Ich atme heftig durch die Nase, der extreme Sauerstoffmangel lässt helle Lichtpunkte vor meinen Augen tanzen. Gleichzeitig breitet sich eine grauenvolle Gewissheit in mir

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