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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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oder er konnte ins nächste Bordell gehen. Es gab die verschiedensten Möglichkeiten. Die Schwierigkeit lag darin, eine Zusammenkunft mit ihm zu arrangieren, ohne mich selber dabei zu gefährden.
    Ich rief Lucia an.
    Sie tat sehr formell. »Haben Sie gut geschlafen?« fragte sie.
    »Danke, ganz gut.«
    »Ist es warm im Haus? Ich hätte Ihnen sagen sollen, daß im Schrank im Vorzimmer Brennholz liegt.«
    »Ich habe es gefunden. Der Grund für meinen Anruf ist folgender: Haben Sie eine gute Karte von der Gegend? Oder einen Reiseführer?«
    »Adèle hat eine Karte im Wagen gelassen, glaube ich. Warum?«
    »Das werde ich später erklären. Aber es ist wichtig.«
    »Nun gut. Ich komme sobald als möglich.«
    Sie kam mit einem Karton voller Vorräte, einschließlich einer Pfanne und einem Huhn, das sie schon vorher zubereitet hatte, und zwei Flaschen weißen Burgunders. Sie stellte die Pfanne in den Ofen und bat mich, eine Flasche Burgunder zu öffnen.
    »Gestern haben wir zu viel getrunken«, sagte sie. »Ich habe dummes Zeug geredet.«
    »Sie sagten, was Sie dachten.«
    »Das ist oft dumm.«
    »Haben Sie die Karte mitgebracht?«
    Sie steckte in ihrer Manteltasche. Es war eine stark zusammengefaltete Karte von den environs de Nice samt einem Führer durch das Straßennetz und einem Straßenverzeichnis, das man nur mit einer Lupe lesen konnte. Ich faltete sie auf dem Boden auseinander und betrachtete sie verdrossen.
    »Wozu brauchen Sie sie?«
    Ich erklärte ihr die Probleme, mit denen ich gerungen hatte. Meine geschäftsmäßige Einstellung schien sie zu freuen. Sie setzte sich neben mich auf den Boden und hörte gespannt zu.
    »Noch etwas«, sagte sie, als ich zu Ende war. »Was Skurleti betrifft, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Er ist bereits hier. Vielleicht gelingt es uns, das Geschäft mit ihm abzuschließen, bevor uns die Leute vom Komitee Schwierigkeiten machen.«
    »Ich dachte, Sie wollten ihm sagen, daß er Konkurrenten habe, damit er mehr bezahlt? Wir wollen nichts überstürzen, sonst schwächen wir unsere Position. Ich kann ihn morgen anrufen und ihm die frohe Botschaft verkünden. Ich könnte sogar das erste Treffen mit ihm für morgen abend arrangieren. Aber den Verkauf können wir, soviel ich sehe, frühestens Dienstag abend abschließen. Er wird zuerst seine Auftraggeber konsultieren müssen. Er wird das Bargeld beschaffen müssen. Ich nehme an, wir wollen Bargeld?«
    »O ja. Französische Francs oder Schweizer Franken oder Dollars. Das ist mir egal. Aber es muß Bargeld sein.«
    »Vielleicht kann ich bei unserem ersten Treffen irgend etwas mit ihm vereinbaren, so daß das zweite Treffen absolut gefahrlos ist. Wenn er zum Beispiel sofort aus Nizza verschwindet, müßte das Komitee die Hoffnung aufgeben, ihn zu finden. Aber bei Brigadier Farisi würde das nicht funktionieren. Sie könnten ihm am Flugplatz auflauern.«
    »Vielleicht sind sie nicht so schnell und klug.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Wenn Farisi die ganze Strecke vom Irak aus fliegen muß, sind sie ihm zwölf Stunden voraus.«
    »Falls er in der irakischen Botschaft in Ankara ist, würde es nicht so lange dauern. Das letztemal kam er von dort.«
    »Wir können keine Risiken auf uns nehmen, egal, woher er kommt«, sagte ich. »In Genf kann man World Reporter am Montag morgen kaufen. Die Leute vom Komitee können morgen abend in Nizza sein. Wir müssen für die Treffen mit Farisi einen Plan ausgearbeitet haben, der für uns alle gefahrlos ist. Wir müssen irgendein Gebäude in Nizza ausfindig machen, das er betreten kann, ohne Verdacht zu erregen, und ohne daß ihm jemand ins Innere folgt, und das ich betreten kann, ohne drinnen oder draußen von irgend jemand gesehen zu werden. So einfach und so schwierig ist das.«
    Sie schwieg und dachte nach. Einige Minuten später stand sie auf und ging in die Küche, um nach dem Huhn zu sehen. Als sie zurückkam, sagte sie: »Das Ambulatorium.«
    »Was ist das?«
    »Ich erinnere mich, daß mein Vater manchmal dorthinging. Wenn ihm seine Leber Beschwerden verursachte, schickte ihn der Arzt dorthin zur Darmspülung. Es schien ihn zu amüsieren.«
    »Die Spülung?«
    Sie lachte. »Das Ambulatorium. Männer in einem gewissen Alter bekamen dort Spezialbehandlungen, unter anderem auch für Drüsenstörungen. Sie werden sicher verstehen, daß kein Mann es gerne an die große Glocke hängen würde, daß er dort gewesen ist, und es wäre jedem unangenehm, dort irgendeinen Bekannten zu

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