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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Nachrichtenmagazin World Reporter veröffentlicht. Mademoiselle Bernardi erzählt ausführlich von der Mordnacht und wie es ihr gelang, dem Schicksal ihres Liebhabers zu entgehen. Sie sagt auch, daß sie die Geheimdokumente, die ihm gehörten und nach denen die Mörder in der Mordnacht gesucht hatten, habe in Sicherheit bringen können.
    Von verschiedenen Seiten wurde dieses Interview zuerst für einen roman policier gehalten, den sich eine falsche Lucia Bernardi der Publicity und des Geldes wegen ausgedacht habe, aber die Berichte aus Zürich haben diese Möglichkeit ausgeschaltet. Nach Ansicht von Kommissär Mülder, dem Chef der Zürcher Kriminalpolizei, läßt das Interview, das eine genaue Kenntnis von Tatort und Verbrechen verrät, keinen Zweifel daran, daß die Erzählerin tatsächlich Lucia Bernardi ist.
    Wie zu erwarten war, wollten die lokalen Polizeibehörden unverzüglich mehr über das Interview und die gesuchte Mademoiselle Bernardi erfahren. Die geeignete Auskunftsperson wäre der Journalist, der das Interview gemacht hat.
    Aber jetzt wird die Sache immer mysteriöser. Heute morgen erklärte die Pariser Redaktion von World Reporter , daß sie nicht wisse, wo sich ihr Angestellter momentan aufhalte. Er habe das Interview letzten Donnerstag nacht telefonisch durchgegeben und sei dann in Urlaub gefahren. Alle Versuche, mit ihm Kontakt aufzunehmen, seien fehlgeschlagen.
    Laut Polizeibericht ist der Name des Journalisten Piet Maas. Er ist holländischer Staatsbürger, lebt in Frankreich und nennt sich gelegentlich Pierre Mathis. Er ist 34 Jahre alt, 184 cm groß und schlank, hat blonde Haare, blaue Augen, eine blasse Gesichtsfarbe und eine hohe Stirn. Er ist eine elegante Erscheinung. Die Polizei ist bei ihren Nachforschungen auf seine Mitarbeit angewiesen und ersucht darum jedermann, der ihn zufällig gesehen hat, dies zu melden. Es wird vermutet, daß Monsieur Maas sich in der Umgebung von Nizza aufhält.«
    Der Sprecher schloß in scherzhaftem Ton:
    »Ein amerikanischer Kollege von Monsieur Maas, der sich zur Zeit in Nizza aufhält, bezeichnete ihn als screwball – ein Slangausdruck, der besagt, daß jemand exzentrisch oder unberechenbar sei. Zieht man nun noch Monsieur Maas’ Eleganz und die unbestreitbaren Reize von Mademoiselle Bernardi in Betracht, so könnte das vielleicht für einige Leute seinen plötzlichen Entschluß, Ferien zu machen, befriedigend erklären. Der Kriminalfall hat nun – in bester Hollywoodtradition – auch eine komische Seite.
    Wir hoffen, Ihnen in unserer Sechs-Uhr-Nach­richten-Sendung ausführlicher darüber berichten zu können.
    In Lyon wurde heute morgen …« Ich schaltete ab.
    Das Telefon läutete. Es war Lucia, die vor Heiterkeit übersprudelte.
    »Haben Sie Radio Monaco gehört?«
    »Ja.«
    »Und Sie lachen gar nicht?«
    »Ich habe es nicht so lustig gefunden. Was steht im Nice Matin ?«
    »Nichts. Aber ganz bestimmt wird in den Abendzeitungen was sein, und im Fernsehen – vielleicht mit Ihrem Bild.«
    »Zweifelsohne.«
    »Aha, ich verstehe. Sie mögen Publicity nicht.«
    »Nein.«
    »Jetzt wissen Sie, wie das für mich gewesen ist.«
    »Nicht ganz. Auf meinem Bild trage ich keinen Bikini.«
    »Aber Sie sind eine elegante Erscheinung.«
    »Das ist auf dem Bild, das verwendet werden wird, nicht zu erkennen.« Ich wechselte das Thema. »Gibt es keine anderen lokalen Radiostationen, die Nachrichten senden?«
    »Doch. Warten Sie, ich habe die Zeitung hier.«
    Ich schrieb die Zeiten und Wellenlängen auf, die sie mir vorlas. Dann vereinbarten wir, daß sie mich nach den Fünf-Uhr-Nachrichten aus Nizza wieder anrufen würde.
    Ich ging zurück zum Radioapparat.
    Um zwei Uhr hatte die Polizei eine ausführlichere Beschreibung von mir herausgegeben und jene Beschreibung von Lucia wiederholt, die sie schon nach dem Mord an Arbil herausgegeben hatte. In einer zusätzlichen Erklärung wurde versichert, daß Lucia nur als Zeugin gesucht werde, damit mit ihr ein Protokoll aufgenommen werden könne. Sie sagten nicht genau, wozu sie mich brauchten, erwähnten aber drohend, daß ein Ausländer mit ständigem Wohnsitz in Frankreich, insbesondere, wenn er im Besitze von Presseausweisen sei, den französischen Behörden gegenüber ganz bestimmte Verpflichtungen habe, die nicht zu erfüllen sowohl inkorrekt als auch unklug wäre.
    Um drei Uhr war ein Sender über meine Karriere unterrichtet, inklusive Ethos. Sie hielten es für ein Magazin, das sich der Ethologie, der

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