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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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von ihm verwaltete Vermögen seiner Tochter veruntreut zu haben.
    Dann fuhr der Sprecher fort:
    »In das Dunkel der Affäre Arbil scheint Licht gefallen zu sein. Unsere Hörer werden sich erinnern, daß eine hübsche junge Frau aus Nizza, Mademoiselle Lucia Bernardi, von der Polizei gesucht worden ist, da sie Zeugin der Ermordung ihres Freundes in Zürich war. Bis jetzt hat die Polizei keine Spur von ihr finden können. Nun meldete heute morgen eine amerikanische Nachrichtenagentur, daß ein amerikanischer Journalist in der letzten Woche Mademoiselle Bernardi in einem Haus in der Nähe von Nizza aufgespürt und interviewt habe. Es heißt, sie habe einen vollständigen Bericht über den Mord und seine Vorgeschichte gegeben. Einzelheiten sind bis jetzt noch keine bekannt, aber vor einer Stunde verlautete aus dem Büro des Commissaire Central, daß die Polizei den Bericht studiere und im Verlaufe des Tages eine Erklärung abgeben werde. Wir hoffen, darüber in unseren Mittagsnachrichten berichten zu können.«
    Es folgte ein Bericht über die Sportereignisse vom Wochenende.
    Das war mehr oder weniger das, was ich erwartet hatte. Mit Ausnahme der Agenturmeldung. Ich hatte vergessen, daß es in New York Zeitungsstände gab, an denen man World Reporter am Sonntag abend kaufen konnte. Die Anspielungen auf die Polizei behagten mir nicht sonderlich. Die Schilderung eines amerikanischen Journalisten, der erfolgreich war, wo die französische Polizei versagt hatte, würde den betreffenden ›Amerikaner‹ beim Commissaire Central nicht gerade lieb Kind machen. Die Situation würde sich auch nicht bessern, falls ›Einzelheiten‹ bekannt würden. Ich fragte mich, wo Sy Logan war, und wann die Polizei und die französischen und schweizerischen Journalisten beginnen würden, ihn auszufragen. Falls er schon wieder in Paris war, würden sie wahrscheinlich schon an der Arbeit sein.
    Ich suchte, wieder erfolglos, auf andern Sendern nach Nachrichten. Mir blieb jetzt nichts anderes übrig, als zu warten. Ich blätterte in den Büchern im Wohnzimmer. Es war eine Zusammenstellung von der Art, wie man sie auf Regalen eines möblierten Miethauses in diesem Teil der Welt zu finden erwartet; eine alte, unvollständige Enzyklopädie, Erinnerungen an die Kolonialzeit, einige langweilige französische und italienische Romane, religiöse Bücher für Kinder, eine ledergebundene, vierzehnbändige Ausgabe der Werke von Victor Hugo in kleinem Druck, und ein hübsches, kleines Handbuch für Eltern, die nicht wußten, wie sie ihre Kinder nennen sollten: Un nom pour le Bébé. Ich suchte den Namen Lucia. Lucia, so erfuhr ich, ist die weibliche Form des Namens Lucius , was soviel wie Licht bedeutet, oder ein Diminutiv von Lukretia. Das Handbuch gab offen zu, daß der Name Lukretia heute wenig verwendet würde wegen der ›unseligen historischen Assoziationen‹. Siehe auch Lucie und Lucrèce.
    Um mir die Zeit zu vertreiben, begann ich Luftschlösser zu bauen. Ich gab Ethos neu heraus, und zwar als Monatsschrift. Was mir finanziell das Genick gebrochen hatte, war mein Ehrgeiz gewesen, das Blatt alle 14 Tage erscheinen zu lassen. Bei den unvermeidlichen Herstellungskosten konnte man sich so nicht über Wasser halten. Eine Monatsschrift hingegen wäre wirtschaftlich lebensfähig. Das neue Format, das mir vorschwebte, brachte auch beträchtliche Einnahmen durch Inserate. Und diesmal würde ich mir einen wirksameren und profitableren Vertrieb sichern.
    Nach zehn Minuten weckte ich mich aus meinem Tagtraum. So schmerzlich es war, ich mußte zurück in die Wirklichkeit. Ich schaltete noch mal das Radio ein und hörte eine Sendung mit Unterhaltungsmusik, die von Werbespots unterbrochen wurde.
    Schließlich war es Mittag, aber bald wünschte ich, es wäre niemals Mittag geworden.
    Der Sprecher begann mit einer Meldung von der Genfer Zollkonferenz und fuhr dann fort:
    »Die ohnehin schon sensationelle Affäre Arbil hat heute eine sensationelle Weiterung erfahren. In den Neun-Uhr-Nachrichten meldeten wir, daß Lucia Bernardi, die hübsche junge Französin aus Nizza, nach der die französische und die schweizerische Polizei seit Monaten im Zusammenhang mit der Ermordung ihres irakischen Liebhabers Oberst Arbil in Zürich fahnden, in einem Haus in der Nähe von Nizza von einem Journalisten, der für ein amerikanisches Magazin arbeitet, gefunden und interviewt worden sei. Dieser Bericht ist nun bestätigt worden. Das Interview wurde heute vom amerikanischen

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