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Eine begehrenswerte Lady

Eine begehrenswerte Lady

Titel: Eine begehrenswerte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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auf ihn stürzten, um ihn zu töten, hatte ihn Neugier darüber geplagt, was er wohl enthalten mochte. Jetzt, da er sich sicher hinter den massiven Mauern von Windmere befand, hielt ihn nichts mehr davon ab, den Umschlag aufzureißen und seine Neugier zu stillen, aber er zögerte dennoch. Seine Lippen verzogen sich. Er war sich nicht sicher, erkannte er, ob er wissen wollte, was Townsend aufs Spiel gesetzt hatte. Er hatte einen starken Verdacht, was sich darin befand. Wenn er recht hatte … Er schluckte. Wenn er recht hatte, dann, begriff er, hatte er heute Abend mit einem Todgeweihten am Spieltisch gesessen. Und ihm wurde auch bewusst, dass, während er hier stand und auf den Umschlag schaute, Townsend vermutlich irgendwo leblos lag.
    Die Ankunft eines Lakaien mit einem Tablett, auf dem eine Kaffeekanne und mehrere zugedeckte Teller standen, lenkte ihn ab. Nachdem der Lakai das Tablett abgestellt hatte und wieder gegangen war, legte Simon den Umschlag ans Tischende und ging zum Büfett, wo er sich Kaffee einschenkte. Er trank aus der Tasse und begutachtete Mrs. Spaldings Ergänzungen zu seiner ursprünglichen Bestellung. So waren da nicht nur die frischen Brötchen, sondern auch noch Schinkenspeck, Rührei und eine große Schüssel mit warmer, mit Zimt besprenkelter Apfelsoße. Geistesabwesend – in Gedanken bei Townsend – bediente Simon sich und ging zum Tisch.
    Er schob den Umschlag zur Seite, stellte seine Tasse und den Teller ab und setzte sich mit dem Rücken zum Feuer. Der Raum erwärmte sich langsam, aber von dem Moment an, als er Townsends Wette angenommen hatte, war er nicht imstande gewesen, die Kälte abzuschütteln, die sich in ihm ausbreitete.
    Er aß langsam, schmeckte das Essen gar nicht, und hielt den Blick weiter auf den Umschlag gerichtet. Das war wie mit der Büchse der Pandora. Es konnten viele Sachen darin sein. Ein Geständnis von Townsends Beteiligung an Canfields Tod und/oder eine Auflistung seiner Absprachen mit Nolles waren zwei Sachen, die ihm spontan einfielen. Dennoch vermutete Simon, dass es keine dieser beiden Sachen war.
    Nolles hatte sich Sorgen gemacht, aber Simon wusste, wenn Nolles auch nur einen Moment daran gedacht hätte, dass Townsend eines davon in den Umschlag getan haben könnte, hätte er nie das Ram’s Head damit verlassen dürfen. Ihm fielen wieder die Hufschläge ein, die er auf dem Heimweg hinter sich gehört hatte, und er war sich sicher, dass Nolles ihm jemanden nachgeschickt hatte. Ob das mit der Absicht geschehen war, ihm den Umschlag zu rauben oder ihn umzubringen, darüber wagte er nicht näher nachzudenken.
    Mrs. Spaldings hervorragende Kochkünste lagen ihm wie Steine im Magen, sodass Simon es aufgab zu essen und seinen halb leeren Teller von sich schob und den Umschlag an sich nahm. Ach, hör auf, solch ein erbärmlicher Feigling zu sein , schalt er sich, und öffne jetzt endlich das verdammte Ding.
    Simon atmete tief durch und tat es. Er überflog die beiden Seiten und legte das Dokument dann hin, mit ausdrucksloser Miene und von Schuldgefühlen zerfressen. Es war von einem Notar in Brighton aufgesetzt und am Freitagmorgen von Townsend unterzeichnet worden, was etwas mehr als vierundzwanzig Stunden nach Canfields Tod war.
    Das Dokument war schlicht gehalten. Die Bestimmungen und das Fideikommiss, die festgelegt hatten, dass Townsend das Anwesen und das Vermögen seines Onkels seinerzeit geerbt hatte, endeten mit ihm. In seinem Testament und seinem Letzten Willen vermachte Townsend all seinen Besitz, sein gesamtes Anwesen, Simon Joslyn.
    Simon ließ die Schultern hängen. Er hatte vermutet, dass es so etwas sein musste. The Birches, sein Landsitz, selbst mit Schulden belastet, war das einzig Wertvolle, was Townsend besaß. Er schüttelte den Kopf. Warum hatte er ihm nicht einfach das Dokument nach Windmere bringen lassen? Warum dieser umständliche Weg? Nach dem, was Simon über den Mann wusste, schloss Simon, dass Townsend, ein Spieler bis zum Ende, einfach entschieden hatte, sein Leben auf eine Karte zu setzen.
    Rückblickend war es leicht zu erkennen, wie Townsend das alles manipuliert hatte. Da das Testament aufgesetzt war und er es sicher in seiner Tasche stecken hatte, musste Townsend geahnt haben, dass seine Zeit ablief, und hatte die Ereignisse an diesem Abend in Gang gesetzt. St. Johns Abwesenheit war für ihn ein echter Glücksfall gewesen. Sobald Padgett und Stanton es leid waren, dauernd zu verlieren, was nicht geschehen wäre, wenn Townsend

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