Eine begehrenswerte Lady
neben ihm. Townsend saß am Tisch, schlaff nach hinten gesunken, eine Hand baumelte an seiner Seite, und direkt unter seinen Fingern dort lag eine Pistole.
Barnaby betrachtete die saubere runde Wunde an seiner Schläfe und erklärte:
»Hat er es selbst getan, oder hat Nolles diese hübsche kleine Szene für uns arrangiert?«
Simon dachte nach, ging in Gedanken zurück, zu dem Ausdruck in Townsends Augen und sagte:
»Ich glaube, Townsend hat es selbst getan. Er wusste, ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bevor Nolles ihn umbringen würde. Ich würde allerdings meinen, dass er doch mehr Zeit hatte, als er selbst geglaubt hat. Canfields Tod hat sich vor fast genau einer Woche ereignet – Nolles hätte noch eine Weile gewartet, bevor er sich seiner entledigt.«
»Richtig. Nolles mag eine Schlange sein, aber er ist eine kluge Schlange.« Barnaby biss die Zähne zusammen, und ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Ich habe Emilys Cousin nie leiden können, und es tut mir auch nicht leid, dass er tot ist«, gestand er. Mit einem Seufzen fügte er hinzu: »Das hier ist vermutlich das Beste, aber ich wünschte, der Feigling hätte uns geholfen, Nolles zu fassen, bevor er beschlossen hat, sich selbst zu töten.«
»Vielleicht hat er versucht, der Familie die Peinlichkeit zu ersparen«, schlug Simon vor. »Wenn er geholfen hätte, Nolles ans Messer zu liefern, wäre in der Gerichtsverhandlung vermutlich zwangsläufig ans Licht gekommen, wie weit Townsend selbst mit drinsteckte. Und wenn sie Canfield gemeinsam umgebracht haben, hätte man ihn vermutlich neben Nolles gehängt.«
Barnaby zuckte die Achseln.
»Es ist möglich, und wenn das der Fall sein sollte, dann war das das einzig Anständige, das er je getan hat.« Er wandte sich von dem Leichnam ab und sagte: »Wir unterrichten besser den Konstabler.« Niedergeschlagen erklärte er: »Und ich muss es Emily und Cornelia sagen.«
Vier Stunden später ritten die beiden Männer, nachdem der Konstabler gekommen und ihre Aussagen aufgenommen hatte, in leichtem Nieselregen zurück nach Windmere. Der Tag war grau und bedrückend, was Simon als passend empfand.
Sobald sie dort waren und sich in Barnabys Arbeitszimmer zurückgezogen hatten, räusperte Simon sich und fragte:
»Was ist mit dem Testament? Denkst du, ich sollte alles einfach Emily geben?«
»Nein«, erwiderte Barnaby ohne Umschweife. »Von dem Bastard braucht sie nichts.«
Simon wirkte ratlos und wollte von ihm wissen:
»Was soll ich denn damit anfangen?«
Barnaby dachte einen Moment nach.
»Behalte es«, sagte er. Seine Augen wurden schmal, dann fügte er hinzu: »Es ist möglich, dass Townsend versucht hat, Wiedergutmachung zu leisten.« Er betrachtete Simon. »Ja, ich glaube, das hat er vermutlich getan. Du wirst einen ausgezeichneten Squire abgeben, Cousin. Und du verfügst über die Fähigkeiten und das nötige Geld, um The Birches wieder zu dem zu machen, was es war, bevor es Townsend in die Hände gefallen ist.« Er runzelte die Stirn. »Vielleicht war es das, was er im Sinn hatte, als er das Testament aufgesetzt hat.«
»Ich!«, rief Simon »Was ist denn mit seinem Bruder Hugh? Wenn nicht an Emily, dann sollte der Besitz doch an ihn gehen.«
»Hugh hat bereits einen Landsitz und ein Vermögen, und er ist sehr glücklich dort, wo er ist.«
»Aber seit alters her leben Townsends auf The Birches, und seit Generationen ist der Squire immer ein Townsend gewesen«, widersprach Simon und fühlte sich, als würde er von einem Strudel mitgerissen.
»Und jetzt nicht mehr«, versetzte Barnaby unverkennbar amüsiert. »Jetzt wird es ein Joslyn sein.« Er grinste. »Squire Joslyn klingt doch nicht schlecht, findest du nicht?«
Simon betrachtete Barnaby missbilligend.
»Du freust dich darüber.«
»Wenn du in Ruhe darüber nachdenkst, wirst du erkennen, dass es eine Menge Sachen regelt«, erwiderte Barnaby und zählte an seinen Fingern ab: »Emilys abscheulicher Cousin ist tot. Es wird keinen Skandal geben – höchstens wegen seines Selbstmordes. Ein ehrenwerter Mann wird nun Squire werden. Emilys Zuhause wird in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt, und ich bekomme einen freundlichen Nachbarn. Warum sollte ich nicht froh sein?«
Zu Simons Verwunderung erwies sich Barnabys Einschätzung als korrekt, und die Familie und die Nachbarn wiederholten so oder in ähnlicher Form, was der gesagt hatte. Noch vor Townsends Beerdigung hörte Simon überrascht, wie von ihm als dem »neuen Squire« oder »Squire
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