Eine begehrenswerte Lady
vergangenen März sowie der Entdeckung der Schmuggelware hatte es genug Aufregung in der Gegend gegeben. Unauffällig zu bleiben schien das Klügste, aber egal, wie Padgett darüber dachte, Canfield musste sterben. Er bedeutete Ärger. Wie die Joslyns auch. Seine Finger glitten zu der immer noch empfindlichen Narbe auf seiner Wange. Ich hätte Luc Joslyn zu Tode treten sollen, solange ich die Gelegenheit dazu hatte, überlegte er verstimmt, und zur Hölle mit den Folgen.
Als er zufällig durch Ordway und Canfield erfahren hatte, dass Luc auf High Tower zu Abend essen würde, hatte es nach der perfekten Gelegenheit ausgesehen, die Familie Joslyn zu treffen. Es gab nur eine Route, auf der Luc danach heimreiten würde, sodass es kinderleicht war, ihm dort aufzulauern. Wieder erinnerte er sich an die unendliche Befriedigung, die er empfunden hatte, als er mit seinem Stiefel Luc Joslyns Kopf getroffen hatte. Nein, entschied er, er bereute es nicht, und wenn sich die Gelegenheit böte, würde er es wieder tun. Mein Fehler war , räumte er ein, dass ich mir zu sicher war und geglaubt habe, dass Luc Joslyn selbst kommt, um sich zu rächen.
Er hatte gewusst, dass den Halbbruder des Viscounts zu überfallen Folgen nach sich ziehen würde, aber er hatte weder mit einer so raschen Vergeltung gerechnet … noch damit, dass sie in Gestalt von John Lamb kommen würde. Den Fehler würde er nicht noch einmal machen. Er berührte die Narbe erneut. Und es würde ihm die größtmögliche Freude bereiten, Lamb zu töten.
Nolles stand auf. Ehe er sich der Aufgabe widmen konnte, John Lamb zu ärgern, musste er sich Canfields entledigen … Hm, wie soll ich das am besten anstellen , überlegte er, während er aus dem Zimmer ging, um sich zu seinen Gästen in der Wirtsstube zu gesellen. Die Kehle durchschneiden? Oder ihn einfach erschießen? Den Leichnam endgültig verschwinden lassen oder es darauf anlegen, dass er gefunden wurde? Er seufzte. So viele Entscheidungen …
Kapitel 11
Erst am Dienstagmorgen, nachdem Barnaby den Morgensalon verlassen hatte, kamen Emily und Cornelia dazu, ihre Aufmerksamkeit Mrs. Dashwood zuzuwenden und sich mit der Rolle zu befassen, die sie möglicherweise in Luc Joslyns Gefühlen spielte. Sie hatten auf der Heimfahrt am Tag zuvor schon kurz den Besuch Gillian Dashwoods und ihrer Familie gestreift, aber da sie damit befasst gewesen waren, die Dinge anzustoßen, die dafür sorgen würden, dass Lucs neues Zuhause mit Dienstboten ausgestattet war und alle Schränke gefüllt wurden, hatten sie nicht die Muße gehabt, sich eingehend damit auseinanderzusetzen und alle Folgen zu berücksichtigen.
Nachdem er mit Emily und Cornelia das Frühstück eingenommen hatte, brach Barnaby nach Eastbourne auf, um sich eine neue Jacht anzusehen, wofür er den ganzen Tag einplante. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als Emily schon ihre Tasse abstellte und fragte:
»Was unternehmen wir wegen dieser Frau? Ich fürchte, Luc ist auf dem besten Weg, in ihren Bann zu geraten.« Sie erschauerte. »Gütiger Himmel – sie hat ihren Ehemann umgebracht. Hat er den Verstand verloren? Erkennt er nicht, wie gefährlich das ist?«
Cornelia wirkte nachdenklich.
»Er mag von der Frau fasziniert sein, aber ich glaube nicht, dass er den Verstand verloren hat … noch nicht, wenigstens.« Sie nippte von ihrem Kaffee. »Aber dass die Familie Ordway seine ersten Gäste waren und der einzige Kommentar, an den er sich erinnern kann, ihrer ist, spricht Bände.«
»Was wollen wir tun?«
»Ich bezweifle, dass wir irgendetwas tun können – nicht wenn Luc sein Herz an sie verloren hat.«
Entsetzt keuchte Emily:
»Oh Cornelia, denkst du, dass er so dumm ist, sie heiraten zu wollen?«
»Wenn es um Herzensangelegenheiten geht, ist alles möglich, meine Liebe.« Sie lächelte Emily an. »Unter Berücksichtigung aller Umstände, hättest du da gedacht, dass du Barnaby heiraten würdest?«
Emily stieg eine leichte Röte in die Wangen.
»Das war etwas anderes. Ich stand nicht unter dem Verdacht, irgendjemanden ermordet zu haben.«
»Ah, da hast du es – niemand hat bislang beweisen können, dass sie ihren Ehemann umgebracht hat.« Sie blickte Emily an. »Wie wollen wir wissen, dass sie das wirklich getan hat? Offensichtlich gab es nicht genug Beweise für die Behörden, um sie zu verhaften. Alles, was wir von der Frau wissen, ist das, was wir als Gerücht gehört haben. Und du weißt so gut wie alle, dass die meisten Gerüchte nur
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