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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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kurzen Kleidern, eine hatte sogar einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel. Aber bei ihnen wirkte das irgendwie normal, während ich mich total verkleidet fühlte.
    Dazu machte mir mein Prosecco-Pegel zu schaffen. Unsicher wie auf Stelzen bahnte ich mir meinen Weg bis an die lange Theke, an der glücklicherweise gerade ein Barhocker frei geworden war.
    Schnell sicherte ich mir den Platz. Inzwischen wusste ich auch, was gemeint war, wenn Nicole ihre Schuhe in Geh- Steh- und Sitzschuhe unterteilte. Meine Neuanschaffung zählte eindeutig zur letzten Kategorie. Meine Füße fühlten sich an, als hätte ich gerade den gesamten Jakobsweg hinter mich gebracht – und das ohne Pause.
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf die Uhr. Okay, eine Minute hatte ich schon überstanden. Blieben also nur noch neunundfünfzig.
    Die nächsten fünf verbrachte ich damit, eingehend die Cocktailkarte zu studieren, die auf der Theke lag. Es waren ein paar ganz leckere Sachen dabei.
    »Ich hätte gern Sex on the beach «, bestellte ich beim Barkeeper, nachdem mir dieser auffordernd zugenickt hatte.
    Sein Grinsen wurde so breit, dass er einen Schokoriegel der Länge nach hätte durchbeißen können – mit einem Happs.
    »Ich auch. Am liebsten in der Karibik. Ach, du meinst den Cocktail«, fügte er dann schnell noch hinzu und hob anzüglich eine Augenbraue.
    Mir gelang es beinahe, nicht die Augen zu verdrehen. »Wow, was für ein toller Spruch. Kriegt ihr den hier standardmäßig beigebracht oder hast du dir den selbst ausgedacht?«
    Er lachte, und diesmal war seine Miene offen und fröhlich. »Ist einfach nur die Wahrheit, aber ich wollte natürlich nicht unverschämt sein. Ich mache dir den Drink gleich fertig.«
    Genau acht Minuten nach Betreten der Bar, wie ein schneller Blick auf meine Uhr mir sagte, nippte ich zum ersten Mal an meinem Cocktail. Ich musste zugeben, dass der Barkeeper sein Handwerk wirklich verstand. Der Sex on the beach schmeckte ausgezeichnet.
    Da mir der tiefe Rückenausschnitt meines Kleides nur allzu bewusst war, drehte ich mich lieber auf meinem Barhocker um und wandte den anderen Gästen meine Vorderseite zu. Wenn ich jetzt noch einigermaßen geschickt die Beine übereinanderschlug und darauf achtete, dass mein Rocksaum auf erträglicher Höhe saß, konnte ich die restlichen zweiundfünfzig Minuten bestimmt fast unbeschadet überstehen.
    Mit dem Glas in der Hand und dem Strohhalm im Mund ließ ich meinen Blick schweifen. Für einen Donnerstag war es ganz schön voll. Fast alle Tische und sämtliche Plätze an der Theke waren besetzt, und auch die vereinzelt im Raum verteilten Stehtische wurden gut genutzt. Die meisten Leute unterhielten sich trotz der lauten Musik angeregt, auch wenn sie dabei mehr schreien mussten als zu reden. Einige wippten einfach nur im Takt mit, andere sahen sich wie ich mehr oder weniger interessiert um.
    Immer wieder traf mein Blick auf Männer, die mich mit unverhohlener Neugier anstarrten. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.
    Das war ja klar, so wie ich angezogen bin, dachte ich im Stillen. Wahrscheinlich hätte ich mir genauso gut ich bin sexuell frustriert und brauche es ganz dringend auf die Stirn schreiben können. Jedenfalls sagten das die Blicke.
    Ich gab mir Mühe, eine desinteressierte Miene aufzusetzen und niemandem zu lange in die Augen zu schauen.
    Ein spezielles Exemplar der Gattung Mann schien das aber überhaupt nicht zu bemerken. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er zielstrebig auf mich zumarschierte, die Daumen betont lässig in die Taschen seiner Jeans eingehakt. Das wäre ja nicht so schlimm gewesen, hätte er nicht schon von Weitem einen extrem arroganten und überheblichen Eindruck gemacht. Er war jedenfalls genau der Typ Mann, von dem ich mich auf keinen Fall anbaggern lassen wollte.
    Demonstrativ setzte ich einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf und wandte mich ab – bis mir siedend heiß einfiel, dass ich dem Typen damit direkt meinen nackten Rücken präsentierte. Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich wieder herum.
    Sollte er noch eine Aufforderung gebraucht haben, mich anzusprechen, hatte ich sie ihm soeben geliefert.
    »Geht es dir eigentlich wieder gut?«, erkundigte er sich zu meinem Erstaunen.
    Ich sah ihn verwirrt an. »Äh, ja, schon. Warum?«
    »Na ja, ich dachte mir, dass es doch verdammt wehgetan haben muss, als du vom Himmel gefallen bist.«
    Das konnte doch nicht wahr sein, da brachte dieser Typ tatsächlich eine dermaßen alte Kamelle

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