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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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niemals verraten, dass ich schon das eine oder andere Mal selbst daran gedacht hatte. Gerade abends, wenn ich allein in meinem Bett lag und mir meine Wohnung plötzlich still und leer vorkam, hatte dieser Gedanke durchaus etwas Verlockendes gehabt. Aber natürlich war das völliger Quatsch. Davon war ich genauso überzeugt wie von der Tatsache, dass ich doch eher der einzelgängerische Typ war.
     
    Okay, schon gut. Das ist allein deine Entscheidung , schrieb Lily beschwichtigend zurück. Dann kommt hier also die nächste Herausforderung. Und weil die Abende jetzt Anfang August ja ziemlich heiß sind, habe ich mir etwas überlegt, das echt »hot« ist: Ziehe dein aufregendstes Kleid an und gehe darin für mindestens eine Stunde allein in eine Bar.
    Dazu noch eine genauere Erklärung: Da ich ja nicht weiß, wie du aussiehst und welche Art Klamotten du trägst, kann es natürlich auch eine Hose sein. Wichtig ist nur, dass dein Outfit besonders sexy ist. Außerdem ist Bedingung, dass du allein in die Bar hineingehst und dich dort auch mit niemandem verabredest, den du kennst. Mit wem du nach der Stunde (oder später) dann wieder rauskommst, ist natürlich ganz allein deine Angelegenheit ;-)
    Ich wünsche dir viel Spaß!
     
    Nachdem ich ihre Zeilen gelesen hatte, musste ich erst ein paar Mal tief durchatmen. Das war jetzt wirklich eine Herausforderung. Wenn ich nicht gerade meine langweilige Buchhalter-Kluft fürs Büro trug, bevorzugte ich eher sportliche Sachen. Mit sexy Kleidern war da wenig zu machen.
    Das einzige Kleid, das ich besaß, hatte ich zum achtzigsten Geburtstag meiner Oma getragen. Es war ein grässliches Teil, in dem ich mindestens zehn Jahre älter gewirkt haben musste als das Geburtstagskind. Ich hatte es schon lange in die Altkleidersammlung geben wollen, schreckte aber immer wieder davor zurück. Selbst die Weitergabe an Bedürftige grenzte bei so einem Teil an eine Menschenrechtsverletzung.
    Obwohl, so ganz stimmte es auch wieder nicht, dass ich nur ein Kleid besaß. Mit einem Schaudern dachte ich an das knappe schwarze Kleid, dass ich kurz nach der Trennung von Paul erstanden hatte. Es war ein eindeutiger Frustkauf gewesen, gepaart mit einer geballten Ladung Trotz.
    Von vorn sah das Kleid eigentlich ganz züchtig aus. Es hatte lange Ärmel und war schmal geschnitten, wenn auch etwas zu kurz für meinen Geschmack. Von hinten beeindruckte es allerdings mit einem beinahe schon obszönen Rückenausschnitt, der jedem Betrachter auf Anhieb klar machte, dass darunter keinesfalls Platz für einen BH war.
    Natürlich hing das kleine Schwarze seit dem Kauf in meinem Schrank, ungetragen und mit immer noch daran baumelndem Etikett, das mir bei jedem Öffnen der Schranktür höhnisch unter die Nase rieb, dass für den Preis auch locker ein Wellness-Wochenende drin gewesen wäre.
    Ich hasste es, von Fremden angesprochen zu werden. Schon allein deshalb zog ich mich nie zu aufreizend an. Und was dabei herauskam, wenn ich allein in eine Bar oder ein Restaurant ging, hatte man am letzten Freitag ausgiebig bewundern können.
    Und jetzt sollte ich mich in diesem beinahe unanständig sexy Fummel mindestens eine Stunde allein in eine Bar stellen? Allein bei dem Gedanken daran wurde mir ganz schummrig.
    Andererseits hatte ich ja immer noch die Möglichkeit, aus der Wette auszusteigen und Lily im Gegenzug zum Essen einzuladen. Und je länger ich darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien mir diese Alternative.
    Irgendwann beschloss ich, die Entscheidung darüber auf den nächsten Tag zu verschieben.
    Ich holte meine Tasche und zog das neue Freitagsbuch aus der S-Bahn hervor, einen historischen Roman, bei dem es um die Familie Medici ging. Es war nicht mein bevorzugtes Genre, hörte sich aber trotzdem ganz interessant an.
    Ein paar Sekunden lang starrte ich auf das Cover, doch dann schüttelte ich den Kopf und legte das Buch zur Seite. Heute brauchte ich vielleicht doch ein bisschen Gesellschaft.
    Schnell griff ich zum Telefon und wählte eine der gespeicherten Nummern aus.
    »Nicole?«, fragte ich kurz darauf, nachdem sich meine Nachbarin aus dem Erdgeschoss ausnahmsweise tatsächlich persönlich gemeldet hatte. »Hi, hier ist Isabelle. Du hattest mir vorhin eine Nachricht auf die Box gesprochen, dass du mit ein paar Leuten in den Biergarten gehen willst. Ich habe mir überlegt, dass ich gern mitkommen würde.«
     

Kapitel 9
     
    In den folgenden Tagen war ich hin und her gerissen, ob ich die Wochenaufgabe

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