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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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ein Mann, den man bewundern konnte – ehrenhaft und mutig, entschlossen und beständig. Ein Mann, auf den ein Mensch – eine Frau – sich verlassen konnte.
    Clarissa ging in Gedanken ihren großen Bekanntenkreis durch, stieß jedoch auf keinen Mann, dessen gute Meinung über sie ihr mehr bedeutete. Und dessen gute Meinung – nach dem Vorfall am Covent Garden und ihrem Benehmen am heutigen Abend – jemals ihr gelten würde.
    Verärgert rang sie um Fassung. Sie war daran gewöhnt, als verwegen und ausgelassen bezeichnet zu werden; nun auch noch Weinerlichkeit und Selbstmitleid der Liste hinzuzufügen, war wirklich nicht nötig. Plötzlich stellte sie fest, dass sie sich inzwischen in der Eingangshalle in der Nähe des Salons für die Damen befand. Sie musste aus dem Ballsaal gegangen sein, ohne es in ihrem Zorn überhaupt bemerkt zu haben.
    Wenn sie nun dorthin zurückkehrte, würde das wie ein Spießrutenlauf für sie sein. Die Herren würden sich wie immer auf sie stürzen und sie um einen Tanz bitten, während sie sich ständig fragen müsste, welcher der schmeichelnden Verehrer nun für dieses böse Gerücht über sie verantwortlich war.
    Wieder spürte sie einen Stich in ihrem Herzen; das Gefühl, auf hinterhältigste Weise betrogen worden zu sein, verletzte sie wie eine körperliche Wunde. Nein, noch konnte sie sich ihnen nicht stellen! Stattdessen schob sie sich in den mit Damen überfüllten Salon.
    Sie setzte sich auf einen Stuhl vor einem der Spiegel und ordnete gedankenverloren ihr Haar. Dabei achtete sie kaum auf das Geplapper um sie herum.
    So bemerkte sie auch die drei jungen Frauen neben sich erst dann, als eine von ihnen, die das lange blonde Haar ihrer Freundin kämmte, Clarissa aus Versehen am Arm berührte. "Oh, Miss Beaumont, bitte entschuldigen Sie!" rief sie.
    Clarissa winkte ab. "Es ist nichts passiert."
    "Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen", erwiderte das Mädchen, und die dritte im Bund, eine unauffällige Brünette, lächelte schüchtern.
    Sie sind wohl gerade erst aus dem Schulzimmer entlassen worden, dachte Clarissa amüsiert.
    "Ich würde ihn nicht einmal in Betracht ziehen", führte die große Blonde ihr Gespräch mit ihren Freundinnen fort.
    "Und warum nicht, Deidre? Ich finde, dass er recht gut aussieht, selbst wenn er etwas dünn ist", sagte die Brünette.
    "Natürlich ist er dünn, Maryanne", entgegnete Deidre. "Schließlich wurde er bei Waterloo verwundet und ist gerade erst wieder aus dem Lazarett entlassen worden, wie Mama mir erzählt hat."
    Clarissas Aufmerksamkeit war plötzlich geweckt. Über wen sprachen die Mädchen?
    "Er wird eines Tages den Titel erben und ist zudem ziemlich wohlhabend", erklärte die kleine Blonde. "Wenn Lady Barbara ihn ablehnt – ich würde es mir durchaus überlegen."
    Es ging also nicht um den Oberst. Clarissa atmete erleichtert auf; aber ihre Neugierde war nun geweckt, und sie lauschte interessiert.
    Deidre seufzte. "Meine liebe Arabella, denk doch an seine Hand! Er kann sie überhaupt nicht benutzen. So gut ihm der Husarenrock auch stehen mag – die Vorstellung, dass er mich mit diesen leblosen Fingern berühren würde …" Sie schauderte. "Mir wird ganz übel, wenn ich nur daran denke!"
    Die kleine Blonde schüttelte sich ebenfalls, während die Brünette nachdenklich blickte. "Es wäre bestimmt unangenehm. Aber Lady Jersey hat Mama erzählt, dass er sich in der Schlacht sehr mutig gezeigt hat. Man sollte einem Helden gewisse Dinge nachsehen."
    "Was bedeutet das schon hier in England?" Deidre tätschelte Maryanne die Hand. "Du wirst wohl kaum einen Mann benötigen, der eine Kavallerie durch den Hyde Park führen kann."
    Die beiden blonden Mädchen brachen in lautes Lachen aus, und Clarissa glaubte, ihren Ohren kaum trauen zu können. Da sie fast jeden Bericht über diese furchtbare Schlacht in den Londoner Zeitungen gelesen und von Englemere so manche Schilderung gehört hatte, vermochte sie es nicht zu fassen, dass eine törichte Göre, die kaum die Schulbank verlassen hatte, sich über einen mutigen Soldaten so spöttisch ausließ.
    "Stellt euch nur vor – er kann gar nicht tanzen", fuhr Deidre fort. "Und vor ein paar Tagen soll er vom Pferd gefallen sein. Mitten auf der Bond Street! Könnte es etwas Peinlicheres geben?"
    Clarissa gab es auf, weiterhin so zu tun, als würde sie sich auf ihre Frisur konzentrieren. Sie kochte inzwischen vor Zorn und hatte alle Mühe, die Mädchen nicht mit scharfer Zunge in ihre Grenzen zu weisen.
    "Wie

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