Eine Braut gehoert dazu
in seinen Wangen. Meredith rang nach Atem.
“Sie haben doch nicht geglaubt, dass ich in einem Anzug picknicken würde, oder?”
Eigentlich schon, dachte sie bei sich.
Gekleidet in Turnschuhe, weiße Shorts und ein elastisches Top in leuchtendem Pink, das wenig der Phantasie überließ, ging Meredith den Flur entlang in der Hoffnung, den Weg ohne Führer nach unten zu finden.
Das riesige Haus wies in der oberen Etage mindestens ein Dutzend Räume auf. Das Gästezimmer, in dem sie sich umgezogen hatte, wirkte mit seinen verzierten goldenen Möbeln aus der Ära Ludwigs des Vierzehnten wie aus dem Palast von Versailles. Das angrenzende Badezimmer wies eine versenkte Wanne aus Marmor auf, die so groß wie ein Swimmingpool war und Marie Antoinette gefallen hätte. Meredith hätte sich gerne eine Stunde lang darin geaalt.
Der Kontrast zwischen Adams Herrenhaus und ihrem kleinen Häuschen war gewaltig, aber sie hätte nicht mit ihm tauschen wollen. Trotz all der Pracht wirkte das Herrenhaus kalt, düster und unfreundlich, und es erinnerte eher an ein Museum als an ein Zuhause.
Sie bog in einen anderen Flur ab und fand sich in der Tür zu einer weiteren Bibliothek wieder. Doch in diesem Raum befanden sich nicht nur Bücher, sondern Modelleisenbahnen, komplett mit Miniaturversionen von Dörfern, Landschaften und Menschen.
Ganz offensichtlich steckte viel Zeit, Mühe und Liebe in dieser Phantasiewelt. Sie lächelte sanft bei dem Gedanken, dass der gestrenge, autokratische Adam Morgen eine kindliche Ader besaß - eine Seite, die er vor der Außenwelt verbarg, die unter Jahren der Erziehung, Tradition und Etikette begraben war.
Diese neue Facette faszinierte sie.
Jahrelang hatte sie dasselbe Ressentiment gegen die Morgans gehegt wie ihre Mutter. Ihr Vater hatte sich für die wohlhabende Familie abgeplackt und war sogar deswegen gestorben. Ihr war es versagt geblieben, das College zu beenden, ihre Mutter hatte die Häuser anderer Leute reinigen müssen, weil sie nicht privilegiert wie die Morgans waren. Jahrelang hatte sie ihren Groll genährt.
Doch nun wurde Meredith bewusst, dass sie zwar arm aufgewachsen war, aber in einem Haus voller Frohsinn, Liebe und Fürsorge. Adam hingegen war in einem Mausoleum von Dienern erzogen worden, während seine Eltern es offensichtlich vorgezogen hatten, im Country Club zu verkehren, anstatt ihren Kindern Liebe entgegenzubringen.
Seine Unfähigkeit, auf einer persönlichen Ebene mit anderen zu verkehren und die normalen, alltäglichen Aspekte des Lebens zu genießen, wies darauf hin, dass es seiner Erziehung in wesentlichen Aspekten gemangelt hatte. Den Lebensstil der Morgans zu erleben, erweckte in ihr ein größeres Verständnis für seine Wesensart.
Als sie den Salon betrat, stellte sie fest, dass auch Adam sich umgezogen hatte. Doch obwohl die marineblaue Leinenhose, das weiße Polohemd und die Tennisschuhe gut aussahen und vermutlich ein kleines Vermögen gekostet hatten, waren sie dennoch ungeeignet für ein Picknick im Park.
“Sie haben doch nicht vor, das anzubehalten, oder?”
Er drehte sich um und wollte antworten, doch der Anblick ihrer glatten, nackten Beine und ihres knappen Tops, das ihren üppigen Busen entzückend betonte, ließ ihn statt dessen nach Atem ringen.
“Geht es Ihnen nicht gut?” Alarmiert eilte sie zu ihm und klopfte ihm auf dem Rücken.
“Doch”, brachte er erstickt hervor. “Es ist nur ein kleiner Anfall von … Asthma. Es muss an den Pollen liegen.”
Meredith wich zurück und unterdrückte ein Grinsen, als sie schließlich seine Reaktion durchschaute. Der Mann steckte voller Überraschungen.
“Megan und Andrew warten schon draußen. Wollen wir gehen?”
“Wollen Sie sich nicht etwas Bequemeres anziehen, wie Jeans und ein T-Shirt?”
“Ich besitze keine Jeans. Meine Mutter hat uns nie erlaubt, als Kinder welche zu tragen, und ich habe nie daran gedacht, mir welche zu kaufen.”
Das Eingeständnis hätte sie schockieren sollen, doch es betrübte sie nur, dass er auf so viel normale Dinge hatte verzichten müssen. “Nun, Mr. Morgan, wenn ich mir ein neues Kostüm leisten kann, können Sie sich erst recht Jeans und TShirts leisten. Sie sind unabdinglich im Kleiderschrank eines Vaters, das können Sie mir glauben.”
Unter freudigem Gebell tollte Barnaby ebenso überschwänglich wie Megan und Andrew über den Rasen des Parks Monongahela, der am Ufer des gleichnamigen Flusses lag.
Meredith lachte laut über die Possen des Tieres.
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